Ein Leben, von dem kaum etwas nach außen dringt, hat Alejandro Cegarra mit seinen Bildern des unvollendeten Wolkenkratzers Torre de David im Zentrum von Caracas in Venezuela festgehalten.
Der Torre de David mit 195 Metern und 45 Stockwerken deutlich höher als das Ulmer Münster – besteht aus zwei Türmen. Als 1994 eine schwere Wirtschaftskrise Venezuela erschütterte, wurden die Bauarbeiten eingestellt. Die Aufnahmen zeigen, dass sich die öffentliche Wahrnehmung des Torre de David und die Realität im Inneren stark unterscheiden. Wo gemeinhin die schlimmsten Kriminellen vermutet werden, leben Familien, entstanden Dienstleistungsbetriebe, es wurde umgebaut, gelebt, gearbeitet. Doch das war lange Zeit nicht bekannt, denn die Gemeinschaft, die dort entstanden war, hatte sich abgeschottet. Aus Angst vor Diskriminierung zu ihrem eigenen Schutz.
Die dokumentarischen, schwarz-weißen Aufnahmen von Alejandro Cegarra zeigen das dortige Leben mit fröhlichen Kindern, stolzen Unternehmern und Familien, die sich dort eingerichtet haben. Nach der Umsiedlung der Familien, die im Juni 2014 begann und die Cegarra genauso dokumentierte wie die neuen Lebensumstände der Familien, zählen seine Bilder zu den wenigen Erinnerungsstücken, die diese Menschen an ihr Leben im Torre de David haben.
Cegarras Aufnahmen werden im Lichthof über dem Haupteingang des Stadthauses Ulm einen Kontrast zu den Aufnahmen Reiner Leists bieten. Dessen Langzeitbeobachtung lässt uns am Leben der Metropole New York teilhaben, das im krassen Gegensatz zum Leben in Caracas steht. Andererseits treten seine Bilder auch in den Dialog mit der Architektur und der Bedeutung des Ulmer Münsters. Sie weiten den Blick auf eine andere Art von Turm, eine andere Art von Wolkenkratzer, auf eine andere Art zu Leben. Die Ausstellung läuft vom 18. Dezember 2015 bis 13. März 2016. Am Freitag, 18.12., stehen Projektleiter Tommi Brem und Stadthausleiterin Karla Nieraad um 11 Uhr bereit, diese Präsentation zu erläutern.