Was ist Schönheit? Sie liegt, wie es so heißt, im Auge des Betrachters. Was man subjektiv als schön empfindet steht das wissenschaftliche, geometrisch-handwerkliche Schönheitsideal der plastischen Chirurgie gegenüber. Marc Erwin Babej hat Frauen zwischen 20 und 29 Jahren porträtiert, die im hohen Maße der Norm natürlicher Schönheit in unserer derzeitigen Gesellschaft entsprechen. Die Chirurgin Dr. LoTempio sollte diese Frauen als Patientinnen betrachten und sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln der Idealvorstellung des Metiers anpassen. Die Frauen wurden zunächst, wie in der plastischen Chirurgie üblich, anhand von Fotos evaluiert. Dr. LoTempio untersuchte daraufhin die Frauen und bereitete sie, mit Hilfe von Markierungen, für einen fiktiven Eingriff vor. Sie legte ihnen eine „Maske der Perfektion“ auf und mit dieser „Maske“ auf dem Gesicht fotografierte Marc Erwin Babej die „Patientinnen“ für seine ungewöhnliche Serie.
Heute ist Schönheit auch ein Produkt und wird als „Ware“ gehandelt. Man könnte aber genauso behaupten, dass Schönheit, durch zunehmend erschwinglichere und weniger invasive Eingriffe, demokratisiert wird. Dass Menschen heutzutage zum ersten Mal in der Geschichte Kontrolle darüber haben, wie sie aussehen wollen und wie gut.
Der Darstellungsstil von Babejs Fotografien zielt darauf ab, beim Betrachter einem reflexartigen Pro oder Contra entgegenzuwirken. Die Markierungen selbst erschweren, dass sich der Betrachter ungetrübt in die Schönheit der Frauen vertiefen kann. Und gleichzeitig vereitelt der romantisch verklärende, ästhetisierende Stil eine allzu klinische Betrachtungsweise – und somit die Identifizierung mit der Sichtweise der Chirurgie.
Die Ausstellung „Mask of Perfektion“ wird bis zum 18. Dezember in der Bonner Galerie Julian Sander zu sehen sein.