Mit „Angels“ zeigt Camera Work in Berlin vom 25. April bis zum 6. Juni eine Auswahl von teils nie zuvor gezeigten Akt- und Porträtfotografien der schönsten und erotischsten Models der Welt, mit denen Russel James in den letzten 15 Jahren zusammengearbeitet hat.
Bereits der Titel der Ausstellung und Serie „Angels“ suggeriert eindringlich: Diese Frauen sind nicht von dieser Welt. Unerreichbare und engelsgleiche Anmut fasziniert die Menschen von jeher und ließ weibliche Ikonen in allen Epochen entstehen, die als Inbegriff der erhabenen Schönheit gelten. Alessandra Ambrosio, Gisele Bündchen, Heidi Klum, Karolína Kurková, Adriana Lima und Candice Swanepoel gehören zu 35 solcher Models, mit denen Russell James seit über 15 Jahren zusammenarbeitet und die als „Angels“ tituliert so Protagonistinnen seines künstlerischen Schaffens sind. Dabei zielt Russell James nicht auf das pure Abbilden der Models ab – vielmehr ist es seine Intention, sie fernab von Haute Couture, Selbstinszenierung oder Werbebotschaft in der Atmosphäre intimer Momente darzustellen, in denen ihre bloßgelegte Schönheit in Sinnlichkeit aufgeht.
Das vertraute Verhältnis zwischen Fotograf und Model erlaubt es, dass Bilder entstehen können, in denen sich Doutzen Kroes völlig unbekleidet auf einem weißen Flokati für einen Akt räkelt oder Lily Aldridge und Candice Swanepoel sich in sanfter Umarmung umspielen. Russell James agiert nicht als Voyeur, der aus dem Verborgenen heraus das Bild der vollendeten Erscheinungen zu erheischen versucht, vielmehr sind seine Arbeiten ein ehrlicher und intimer Dialog, in dem er seinen Blick auf die erotische Schönheit offenlegt – diese Herangehensweise unterscheidet ihn von vielen anderen Fotografen dieses Genres. Russell James versucht bei der Arbeit eine freundschaftliche, gelöste Atmosphäre zu erzeugen, in der die Models nicht nur ihre blanke Körperlichkeit aus sich heraus lustvoll vor der Kamera zelebrieren, sondern darüber hinaus ihre eigene Identität in ihr „verlieren“. Dementsprechende Leichtigkeit liegt in den Werken: Sie stagnieren nicht vor plumper Erotik, sondern haben das Strahlen eines spielerisch sinnlichen Knisterns. Mit dramatischen Lichtkontrasten setzt Russell James dabei die weibliche Physiognomie eindringlich in Szene – an den schönsten Orten der Welt: von Metropolen wie New York, Los Angeles oder Miami bis hin zu entlegenen und exotischen Naturschauplätzen wie Necker Island in der Karibik, der Costa Careyes in Mexiko oder den Turks- und Caicosinseln im Atlantischen Ozean. Inszeniert in eben jener rauen Natur, steriler Architektur oder den blanken Studiowänden, gewähren die Porträts und Akte einen Blick auf die Formschönheit des weiblichen Körpers. Hat sich dieser in mehr als 30.000 Jahren als eines der Hauptmotive der Kunst manifestiert, verschmelzen in den Schwarzweiß-Arbeiten von Russell James die Ästhetik der klassischen Aktfotografie, ein moderner Zeitgeist und die herausragende Bildqualität des 21. Jahrhunderts miteinander.
Foto: © Russell James, Erin Windswept Hair Portrait, New York, 2013