Fotografen und Künstler wie Don McCullin, Pierre Anthony-Thouret, Simon Norfolk, Stephen Shore, Michael Schmidt oder Taryn Simon zeigen Kriegshandlungen und deren Nachwirkungen: Fotografien, die im Moment des Geschehens sowie Tage, Monate, Jahre und Jahrzehnte nach dem jeweiligen Ereignis aufgenommen wurden. Die großangelegte Gruppenausstellung will keine „Geschichte der Kriegsfotografie“ sein; sie fragt vielmehr nach den Möglichkeiten und Strategien der fotografisch-künstlerischen Bewältigung von Krieg und Gewalt. Gezeigt werden rund 200 Werke aus der Zeit zwischen 1855 bis 2013. Die Ausstellung – in Kooperation mit der Tate Modern, London – fasziniert durch die überraschende Anordnung ihres Materials: Die fotografischen Reportagen und künstlerischen Arbeiten, die Kriegsereignisse und ihre Schauplätze, ihre sichtbaren Folgen und sozialen Nachwirkungen in den Blick nehmen, werden zunächst ausschließlich nach dem zeitlichen Abstand zum Geschehen bemessen und gegliedert: beginnend bei der Augenzeugenschaft der im Frontgebiet anwesenden Fotografen über die Dokumentaristen und Spurensucher des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Erinnerungsarbeitern des 20. und frühen 21. Jahrhunderts, die Jahrzehnte später diese Orte aufsuchen. Für Essen wird die Ausstellung aus London um eine Sektion erweitert, die der Berichterstattung über das Ruhrgebiet unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist. Lokale und regionale Fotografen wie Willy van Heekern, Albert Renger-Patzsch und Ruth Hallensleben, ebenso wie auswärtige Bildjournalisten, unter anderem Erich Lessing, René Burri und Margaret Bourke-White, haben damals ihren Blick auf die kriegszerstörten Städte und ihre Bewohner gerichtet. Ihre Aufnahmen lassen nicht nur sehr verschiedene Perspektiven erkennen, sondern auch die unterschiedlichen Zielsetzungen, die mit den fotografischen Bildberichten verbunden waren. Auf der einen Seite der Blick auf die Leiden der Zivilbevölkerung in den Städten, auf der anderen Seite eine kritische Bestandsaufnahme der deutschen Gesellschaft, die sich mit den Folgen der NS-Kriegspolitik konfrontiert sah.
Foto: Bullet-scarred apartment building and shops in the Karte Char district of Kabul. This area saw fighting between Hikmetyar and Rabbani and
then between Rabbani and the Hazaras, 2003 © Simon Norfolk