Der „entscheidende Augenblick“ ist in der Fotografie eine Synthese aus Wissen, Sensibilität, Technik, Form, Zufall und purer Intuition. Was jedoch ist ausschlaggebend dafür, dass bestimmte Fotografien zu Ikonen werden und sich ins kollektive Gedächtnis brennen? Was geschah kurz vorher, was folgte im Anschluss? Der Kontaktbogen dokumentiert weit mehr als die Entstehung des entscheidenden Moments. Er gibt einen intimen Einblick in den Arbeitsprozess des Fotografierens.
In chronologischer Reihenfolge zeigt die Ausstellung leidenschaftlich engagierte Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Straßenszenen des Prager Frühlings, Ikonen wie Che Guevara, Mohammed Ali und Malcom X, Balkankrieg und Blutigen Sonntag, Brennpunkt Nahost, Porträts der japanischen, brasilianischen und britischen Gesellschaft sowie zahlreiche weitere, weltweit historische Ereignisse. Anhand dieser Zusammenstellung der Kontaktbögen werden in der Ausstellung drei unterschiedliche Ebenen sichtbar: Die jeweiligen politisch-sozialen Inhalte der Fotografien an sich, die allgemeine Historie der Reportagefotografie sowie die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bilder. Sämtliche analogen Bildformate sind in der Zusammenstellung von Magnum enthalten – vom Standardkleinbild über Panorama-Aufnahmen bis hin zum Großformat in Schwarz-Weiß und Farbe. Oft sind die Kommentare und Markierungen der Fotografen oder Bildredakteure sichtbar, die das beste Motive der Serie oder den exakten Ausschnitt eines Fotos bestimmen.
In einem umfangreichen Begleitprogramm mit Vorträgen und Diskussionen mit Fotografen und Bildwissenschaftlern werden zudem Fragen nach den Veränderungen von Arbeitsweise, Wahrnehmung und Umgang mit der Fotografie durch den Übergang von analog zu digital vertiefend erörtert.