Es wäre einfach gewesen, etwa Bio-Höfe den Auswüchsen der Massentierhaltung gegenüberzustellen. Aber dann hätte der Fotograf nur wiederholt, wie heutige Konsumenten ihre Ernährung ummanteln: Man fragt einerseits bis zum nächsten Skandal nicht nach, wo das Würstchen aus dem Supermarkt herkommt, und entwickelt andererseits ein verklärendes Bio-Ideal, das Heimatfilmen der 1950er Jahre zu entstammen scheint. Dagegen besuchte Wildschut etwa Landwirte, die unter dem Druck der riesigen Nachfrage fabrikmäßige Neuerungen einführen. Um etwa gemäß Richtlinien weniger Antibiotika zu füttern – was durchaus begrüßenswert ist -, müssen die Ställe hermetisch gegen Keime abgeschottet werden, was ihnen ein steriles Ambiente verleiht. Andere Bilder zeigen, wie Schweine auf bestimmte Plätze zum Defäkieren trainiert werden oder Puten-Züchtungen, die ein ausbalanciertes Verhältnis von Futter und Fleischzuwachs haben sollen.
In diesem Sinn betreibt Wildschut keinen investigativen Journalismus, denn moralisch verwerfliche Produktionsbedingungen gibt es auch in hypermodernen Betrieben oder in solchen, die nur nach EU-Norm „biologisch“ arbeiten. Aber das ist nicht der Zweck der Aufnahmen. Wildschut öffnet die Augen für die moderne Ordnung, die Tiere und Pflanzen im 21. Jahrhundert modelliert. Dafür hat er zudem eine eindringliche Bildsprache gefunden.
Bild: Die Schweinetoilette folgt dem natürlichen Verhalten. Denn Schweine suchen sich für ihre Fäkalien den Ort, der am weitesten von ihrem Schlafplatz entfernt ist. Auf diese Ecke werden sie auch hier trainiert. Die Fäkalien werden dann kontrolliert entfernt, was die Ammoniakverschmutzung des Wassers reduzieren kann.