Maan Limburg, Jahrgang 1988, lebt und arbeitet als Fotografin in den Niederlanden. Nach einer Karriere als professionelles Model assistierte sie und fotografiert seit 2014 selbst professionell.
So, wie aktuell für viele Fotografen, ist für Maan Limburg die KI-Revolution der Anlass, sich mit deren Auswirkungen für ihre Zukunft als Fotografin und Kreative auseinanderzusetzen. „Es geht darum, schwimmen zu lernen – oder unterzugehen. Fotografie und Kunst werden sich durch Plattformen wie Midjourney und Dall-E in absehbarer Zeit völlig verändern“, so die Fotografin, die die Möglichkeiten der KI nutzt, um ihre eigene Arbeit zu verbessern. So erstellte sie für eine Modeserie innerhalb weniger Minuten ein Moodboard mit Midjourney, das sie anschließend mit klassisch-fotografischen Mitteln umgesetzt hat.
„Mit diesem Shooting habe ich etwas realisiert, das schon lange auf meiner Wunschliste stand, mir aber nie machbar erschien: zu teuer, zu aufwendig, zu viel Arbeit. Aber als ich das Moodboard digital erstellt hatte, wurde ich neugierig, wie sich meine Bilder von diesen KI-Arbeiten unterscheiden würden. Fügt die Realität etwas hinzu? Gibt es mehr Originalität, Leben, Emotionen oder Details in dem, was ein Team von Menschen schaffen würde?“
Also verbrachte sie Tage damit, Kleider zu suchen, das perfekte Team zusammenzustellen und die richtige Location zu finden – alles inspiriert von ihren KI-Arbeiten. „Wie bei Modeproduktionen üblich, dauerte das eigentliche Shooting einen Tag, die Auswahl und Bearbeitung dann jedoch eine Ewigkeit. Für mich und mein Team war es eine Erkundung unseres Wertes als Kreative, indem wir unsere Ergebnisse mit dem Moodboard verglichen.“
Ihr Resumee: „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was visuell stärker ist. Aber es ist anders und kommt von Herzen, verbunden mit der Erinnerung an einen realen Tag mit realen Menschen, was es für mich wertvoll macht“.
„Fotografieren ist ein Tanz mit der Zeit, den Umständen, den Motiven, dem Licht und anderen Einflüssen der realen Welt. Es ist ein Handwerk, das ich im Laufe der Jahre verfeinert habe – und das wir in Zukunft nicht mehr brauchen werden, denn ich persönlich glaube, dass ein Großteil der Fotografie durch KI-Bilder ersetzt wird“, so Maan Limburg.
„Ich bedauere das nicht per se, denn ich persönlich bezweifle, dass wir noch mehr konventionelle, langweilige Bilder brauchen. Aber im selben Maß, in dem es immer einfacher wird, Bilder mittels KI zu erstellen, wird es schwieriger werden, Menschen zu finden, die etwas Neues und Originelles schaffen. Es ist bereits jetzt zu beobachten, dass viele Bilder Wiederholungen anderer Bilder sind. Wenn ich mich auf dem Server von Midjourney umsehe, gibt es dort jedenfalls schon jetzt eine betäubende Menge an generischen, durchschnittlichen Bildern, die alle gleich aussehen – ein Gefühl, das ich auch beim Scrollen auf Instagram bekomme“, so die Fotografin.
Für sie steht fest: „Die Nachfrage nach Bildern wird sich ändern, ebenso wie unsere Vorstellungen davon, was einen Künstler ausmacht. Zumindest erwarte ich eine große Veränderung in meinem Arbeitsbereich. Deshalb suche ich nach Möglichkeiten, mich einzubringen, zu lernen, mich anzupassen – ohne dabei meinen Wert als Fotograf und Künstler zu vergessen. Mit der zunehmenden Leichtigkeit der Bilderstellung mi KI besteht die Herausforderung für Fotografen darin, etwas Neues zu schaffen, anstatt Bilder zu kopieren. Ich glaube nicht, dass KI der Tod der Fotografie ist, sondern eher ihre Wiedergeburt als echte Kunstform. Wir brauchen Fotografie nicht mehr, um Bilder für unser digitales Leben zu schaffen, also können wir sie jetzt freier nutzen.“
Fotograf: Maan Limburg, Make-up Artist: Danny Jansen, Models: Yasmine Asha & Tinotenda Mushore
New Talent Award
Zweimal jährlich bietet der von Canon und ProfiFoto in Kooperation mit der Bild-agentur Laif, Whitewall und PHOTOPIA Hamburg ausgeschriebene New Talent Award Fotografinnen und Fotografen die Chance, bei der Umsetzung ihrer „Bilder im Kopf“ Unterstützung zu finden. Das aus dem >Canon Profifoto Förderpreis< weiterentwickelte Konzept öffnet den Wettbewerb für die zahlreichen Quereinsteiger in die professionelle Fotografie. Teilnehmen können alle, die professionell in der Fotografie oder artverwandten Berufsgruppen tätig sind, gleich welchen Alters und egal ob haupt- oder nebenberuflich. Die mit 3.000 Euro jährlich dotierte Auszeichnung wird alle sechs Monate von einer renommierten Jury an fünf Bewerber vergeben, deren fotografische Handschrift überzeugt und die mit ihren Konzepten neugierig machen auf mehr. Unter den insgesamt zehn Siegerarbeiten der jährlich zwei Wettbewerbs-Abschnitte ermittelt die Jury die drei besten Arbeiten. Diese erhalten Geldpreise in Höhe von insgesamt 3.000 Euro (1. Platz 1.500, 2. Platz 1.000, 3. Platz 500 Euro). Neu ist Runde 24/1, der Call-for-entries erfolgt im Herbst. Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen: https://www.profifoto.de/new-talent-award/