Schon in früher Vorzeit entwickelten Menschen durch die Kombination verschiedener Narrative neue Hybridwesen. Die Interpretation derselben Sagengestalten kann in verschiedenen Kulturkreisen stark variieren und schwankt zwischen positiver und negativer Zuschreibung. Gegenwärtig kann dieses Phänomen in allen kreativen Bereichen entdeckt werden, besonders im Charakterdesign von Videospielen, der Literatur, Cartoons oder der Filmindustrie. In seiner mit dem >New Talent Award 21/2< augezeichneten Serie versucht der Fotograf und Bildende Künstler Steve Braun durch seine aufwändigen, digitalen Bildcollagen seine eigene Mythenschöpfung und spitzt diesen Prozess zu, indem er mit fotografischem Archivmaterial aus verschiedensten Kulturkreisen neue „Wolpertinger“ erschafft. Ein Zusammenspiel verschiedenster Bedeutungen, gebündelt in einer Figur, welche ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt und immer wieder neu codiert werden. Frankensteins Monster gleich, setzt Steve Braun jede Figur Stück für Stück zusammen, bis ein Mannequin entsteht, welches er ankleidet und wie einen Avatar ausrüstet. In seiner Serie trifft Ost auf West, alt auf modern, Realität auf Fiktion und erschafft so ein neues Narrativ. Steve Braun: „In einer globalisierten Welt, in der Geschichte, Mythen und Legenden über die Kulturkreise hinweg ihre Wege finden, gehören der Mummenschanz und Erzählungen nicht mehr nur einem bestimmten nationalen Erbe. Erzählungen verändern sich und die dazu gehörende Bildwelt wird ebenso neu definiert und erweitert. Wenn in der Popkultur die Vergangenheit neu interpretiert wird, hat diese nicht mehr viel mit dem Ursprung zu tun, sondern setzt ihre Akzente und bildet neue fiktionale Erzählungen. Bildwelten sind nicht mehr an Kulturkreise gebunden, sondern werden zum globalen Allgemeingut, einer gigantischen Open Source Datenbank gleich, an der sich jeder frei bedienen kann. Der Erzähler verschiebt die Bedeutung der jeweiligen Details und formt so neue Zuschreibungen. Dabei ist dieses Phänomen nicht neu, sondern hat sich nur durch die schnelle und massenhafte Kommunikation erweitert“, so der Bildermacher.
New Talent Award
Zweimal jährlich bietet der von Canon und ProfiFoto in Kooperation mit der Bildagentur Laif und Whitewall ausgeschriebene New Talent Award Fotografinnen und Fotografen die Chance, bei der Umsetzung ihrer „Bilder im Kopf“ Unterstützung zu finden. Das aus dem >Canon Profifoto Förderpreis< weiterentwickelte Konzept öffnet den Wettbewerb für die zahlreichen Quereinsteiger in die professionelle Fotografie. Teilnehmen können alle, die professionell in der Fotografie oder artverwandten Berufsgruppen tätig sind, gleich welchen Alters und egal ob haupt- oder nebenberuflich. Die mit 3.000 Euro jährlich dotierte Auszeichnung wird alle sechs Monate von einer renommierten Jury an fünf Bewerber vergeben, deren fotografische Handschrift überzeugt und die mit ihren Konzepten neugierig machen auf mehr. Unter den insgesamt zehn Siegerarbeiten der jährlich zwei Wettbewerbs-Abschnitte ermittelt die Jury die drei besten Arbeiten. Diese erhalten Geldpreise in Höhe von insgesamt 3.000 Euro (1. Platz 1.500, 2. Platz 1.000, 3. Platz 500 Euro).
Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen: www.profifoto.de