New York ist ein Sujet, an dem sich bereits Generationen von Fotografen abgearbeitet haben. Kein Wunder, zieht die Stadt doch schon seit Jahrhunderten zahllose Menschen geradezu magisch in ihren Bann. Auch der Berliner Fotograf Tomaso Baldessarini ist ihrer Faszination erlegen.
Baldessarini hat bisher eher als preisgekrönter Porträtfotograf von sich reden gemacht und arbeitet mit Vorliebe in größeren, zusammenhängenden Projekten. Mit der Zeit wuchs in dem 32jährigen jedoch der immer größer werdende Drang, die sicheren Studiowände hinter sich zu lassen. „Im Studio hat man sein Team, kann die Bildergebnisse sofort kontrollieren und nötigenfalls korrigieren, hat die Kontrolle über Licht und Personen. Wenn man dies ein paar Jahre macht, verengt sich der fotografische Horizont stark“, fürchtet der studierte Fotograf.
Deshalb beherzigt Baldessarini den Rat eines befreundeten Fotografen, über den Tellerrand zu schauen: „Mach einfach! Spring ins kalte Wasser und schau, was passiert!“. Und so bricht Baldessarini im Herbst 2016 auf, New York, den Sehnsuchtsort von Millionen von Menschen, den Inbegriff von Moderne und Reichtum, von Glitzerwelt und American Way of Life zu erleben, zu fühlen und fotografisch festzuhalten. Baldessarini will einen Monat lang eintauchen ins pulsierende Herz New Yorks zwischen Hudson- und East-River: Manhattan. Er will seinen Bewohnern so nahe wie möglich kommen, authentisch und schonungslos ehrlich.
Deshalb besteht Baldessarinis komplette Fotoausrüstung lediglich aus einer Leica Q. „Das fest verbaute 28 mm Weitwinkelobjektiv der Leica Q zwingt, über meinen eigenen Schatten zu springen, Hemmungen zu überwinden Distanzen abzubauen. Ich habe die Kontrolle komplett in die Hände der Situation, des Moments und der Menschen gegeben“, erklärt Baldessarini seine Vorgehensweise. „New York ist eine Stadt der Gegensätze, unglaubliche Situationen spielen sich im Bruchteil von Sekunden ab. Wer versucht, den Sucher an das Auge zu halten, hat die besten Situationen schon verpasst.“ Doch genau diese magischen Momente will Baldessarini ja aus nächster Nähe einfangen. Seine Strategie: nicht auffallen! Er entwickelt ein Gefühl für die Umgebung, lernt seine Fotolocations kennen, kleidet sich möglichst unauffällig in Schwarz. Die kleine Leica immer in der Hand, manuell auf 1 Meter vorfokussiert, die Blende zwischen 8 und 11 eingestellt und mit einer möglichst kurzen Verschlusszeit streift Baldessarini durchschnittlich 10 Stunden durch Manhattan und legt dabei täglich mehr als 10 km zu Fuß zurück. Er lässt sich treiben und wartet auf Situationen und den richtigen Moment. Im schwül-heißen Großstadtklima des spätsommerlichen New Yorks geht Baldessarini auch an seine eigenen Belastungsgrenzen. Sein Lohn sind Bilder von extremer Authentizität und schonungsloser Ehrlichkeit. Baldessarinis Plan nimmt Formen an: Vier Bildbände sollen entstehen – je ein Buch über die New Yorker Stadtteile Manhattan, Brooklyn, Harlem und die Bronx.
Nach vier Wochen kehrt Baldessarini schließlich mit 10.000 Fotos erschöpft aber glücklich nach Berlin zurück. Entstanden ist ein fesselndes Soziogramm abseits der gängigen Klischees: schräg, zerbrechlich, resignierend und kämpferisch – facettenreich wie die Stadt selbst.
Zusammen mit seiner Kuratorin Bianca Winter hat Beldessarini in den folgenden drei Monaten eine Auswahl von 1.000 Bildern getroffen, die schließlich auf 450 Bilder reduziert wurde. Diese „Essenz“ wurde ausbelichtet – innerhalb von zwei intensiven Tagen entstand der rote Faden des Bildbands. „Es war faszinierend, wie sich durch die gedruckten Bilder und den nötigen Abstand zur eigenen Arbeit ungeahnte Möglichkeiten ergeben haben: Menschen, Farben und Muster fanden sich nach und nach zu einem homogenen Gesamtbild zusammen“, erklärt der Fotograf die gemeinsame Arbeit. „Die Bilder sprechen dabei für sich, die Menschen erzählen ihre eigene Geschichte, ohne unnötige Worte“, ist sich Baldessarini sicher.
Während der Bildband konkrete Formen annimmt, steht Baldessarini nun vor einer entscheidenden Frage: Arbeitet er wie ursprünglich geplant mit einem Verlag zusammen oder verlegt er seinen ersten Bildband selbst? Nach zahlreichen Gesprächen mit Verlagen bekommt Baldessarini mehrere Angebote, entscheidet sich aber letztendlich dagegen: „Viele Verlage wälzen bei jungen Künstlern das verlegerische Risiko komplett ab. Die Verlage verdienen Geld, während der Künstler bestenfalls die eigenen Unkosten decken kann und schlimmstenfalls auf den Kosten sitzen bleibt.“ So lautet Baldessarinis ernüchterndes Resümee. Und so verlegt Baldessarini das Buch selbst und sieht das komplette Buchprojekt als Lernfeld: „Meine Postproduction mache ich ohnehin grundsätzlich selbst, da ich der Überzeugung bin, dass es nur so möglich ist, meine eigene Vision richtig zur Geltung zu bringen. Fotografie ist extrem subjektiv und deshalb sollte alles in der Hand des Fotografen bleiben. Jetzt übernehme ich auch noch die Gestaltung und Vermarktung“.
90 % seiner Bildbearbeitung macht Baldessarini mit Caption One – 10 % in Photoshop. Als einer der ersten Fotografen überhaupt arbeitet Baldessarini mit dem neuen ColorEdge CG2730 Monitor von EIZO. „Auf meinen Apple Monitoren sehen die Bilder immer toll aus, aber die Darstellung ist oft zu scharf, zu farbig und zu kontrastreich. So bekomme ich keinen realistischen Eindruck der tatsächlichen Bilddatei. Deshalb setze ich auf hardwarekalibrierte Grafikmonitore von EIZO. Mit dem ICC-Profil der Druckerei sehe ich in der Softproofansicht, wie die Bilder hinterher im Druck aussehen“ erklärt der Fotograf seine Entscheidung: „Ich konnte den neuen ColorEdge CG2730 von EIZO schon vor Markteinführung zum Testen bekommen und bin extrem zufrieden. Ein Profigerät für höchste Ansprüche, welchen er voll gerecht wird.“
In der Druckerei sucht sich Baldessarini das ideale Papier aus und kann bis ins Detail über die Beschaffenheit des Buchs entscheiden. „Der Vorteil ist, dass ich nicht auf die Vorgaben eines Verlags festgelegt bin“, weiß Baldessarini. Der Nachteil sei allerdings, dass man auch nicht auf das Vertriebsnetzwerk eines Verlages zurückgreifen kann. „In Zeiten von Social-Media gibt es aber noch andere, erfolgreiche Vertriebswege“, ist sich Tomaso Baldessarini sicher.
Aktuell arbeitet Baldessarini bereits an seinem nächsten Buch „Queens“ über Drag Queens, welches im Sommer 2017 veröffentlicht werden soll. Ende des Jahres plant er, für drei Monate nach Amerika zu gehen, um dort seinen ersten Dokumentarfilm zu drehen.
Mitte April wird „28MM-Edition Manhattan“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
28MM-Edition Manhattan kann unter folgendem Link vorbestellt werden: https://shop.baldessarinistudio.com/
Tomaso Baldessarini
Der selbstständige Fotograf hat 2012 an der Berliner Technischen Kunsthochschule (BTK) seinen Bachelor of Arts mit dem Schwerpunkt Fotografie abgeschlossen. Seitdem arbeitet der Wahlberliner als Digital Operator, Retoucher und Fotograf. Letzteres in den Bereichen Werbe- und Kunstfotografie. Auf Agenturseite wird der PhaseOne Markenbotschafter von Kelly Kellerhoff vertreten. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, darunter Die Welt, Die Zeit, Rolling Stone und Vice veröffentlicht und unter anderem mit den International Photography Awards der Lucie Foundation 2016 und dem ersten Platz bei der PX3 Competition 2016 ausgezeichnet. Neben mehreren Gruppenausstellungen unter anderem in New, York und Wisconsin zeigte die Blond and Blond Gallery in Berlin 2015 eine Einzelausstellung von Baldessarinis Werken zum Thema „Anti.Mono Stereo“.
EIZO Color Edge CG2730
Der hardwarekalibrierbare 27-Zoll-Monitor der ColorEdge-Serie bietet im Vergleich zu gängigen 24-Zoll-Monitoren mit seiner WQHD-Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln ein Plus von 60 Prozent an Auflösung. Der ColorEdge CG2730 erfüllt zudem mit seinem eingebauten Kalibrierungssensor, dem True-Black-Panel und der mitgelieferten Lichtschutzblende die Anforderungen anspruchsvollster Anwender. Das True Black LCD-Panel des CG2730 soll dabei sogar bei schwacher Beleuchtung und schrägem Betrachtungswinkel ein hervorragendes Kontrastverhältnis und satte Tiefen garantieren. Sein Wide Gamut LCD-Module (IPS) mit einem Seitenverhältnis von 16:9 deckt 99 Prozent des AdobeRGB-Farbraumes ab.
Um eine maximale Farbgenauigkeit und -tiefe zu erreichen und Darstellungsfehler wie Streifenbildung oder Tonwertabrisse zu vermeiden, arbeitet der ColorEdge-Monitor mit einer 16-Bit-Look-Up-Table (LUT). Die Differenzierung feinster Farbnuancen wird so den hohen Anforderungen der Profi-Anwender an Bildbearbeitung und Softproof gerecht. Mit seiner 98-prozentigen Abdeckung des DCI-P3-Farbraums erfüllt der CG2730 zudem die hohen Anforderungen beim Color-Grading.
Jeder einzelne EIZO ColorEdge wird im Werk präzise eingemessen und die Gammakurve vorkalibriert. Zudem werden auch die Homogenität und Farbreinheit jedes einzelnen Panels ausgemessen und korrigiert, um eine unverfälschte Bilddarstellung zu erreichen. Für eine besonders genaue Farbsteuerung besitzt der CG2730 einen integrierten Kalibrierungssensor. Dieser ist präzise auf jeden einzelnen Schirm abgestimmt und dient der exakten Kalibrierung und Profilierung. Er ermöglicht eine automatische Kalibrierung. Der CG2730 ist mit der im Lieferumfang enthaltenen Software
ColorNavigator 6 kompatibel und lässt sich mit ColorNavigator NX und Network komfortabel in größere Farbmanagement-Workflows integrieren.
Der Gehäuserand des ColorEdge CG2730 ist im Vergleich zu Vorgängergeräten um ca. 46 Prozent schmaler geworden, die Gehäusetiefe um ca. 30 Prozent. Die beleuchteten, elektrostatischen Sensortasten ermöglichen die Bedienung der Monitorfunktionen auch in dunkler Umgebung.
Der CG2730 ist mit DVI-D-, HDMI- und Display Port-Eingängen ausgestattet, ein USB-3-Hub mit drei Downstream- und zwei Upstream-Ports ist ebenfalls enthalten.
Die Preisempfehlung liegt bei 1.899 Euro. Weitere Informationen unter www.EIZO.de
Dieser Beitrag stammt aus ProfiFoto 4/17