Ene junge Frau am Wasser, sie ziert kein Fischschanz und doch scheint sie ein Fabelwesen zu sein, nicht ganz von dieser Welt, nicht ganz fertig. Eine Meerjungfrau? Weder Fisch noch Mensch, gefangen in der Zerrissenheit des Erwachsenwerdens. Eine Metapher für eine junge Frau im Stadium zwischen Mädchen und Frau-Werdung. Sie ist ein mysteriöses Fantasiewesen, welches alle Irrungen und Wirrungen, Sehnsucht, Leidenschaft und Emotionalität auf dem Weg eines heranwaschenden Menschen in sich trägt.
Eva-Marlene Etzel, an der FH Dortmund ausgebildete Fotodesignerin, visualisiert in ihrem mit dem >Canon Profifoto Förderpreis< ausgezeichnetem Projekt dieses Gefühl des Nicht-dazu-Gehörens, des Sich-selbst-Suchens, welches sich von den frühen Teenagerjahren bis weit in die Zwanziger zieht.
Beherrscht werden die Bilder von einer märchenhaft entrückten Stimmung. Die Bildsprache schwankt, wie die Meerjungfrau selbst, zwischen Realismus und traumhafter Inszenierung. Es ist die Kombination zwischen Surrealem und Natürlichem, die das Wechselspiel zwischen Innen und Außen repräsentiert.
Das in fast jedem Bild wiederkehrende Motiv des Spiegels steht dabei stellvertretend als allgemeingültiges Zeichen der Selbstreflexion. Er zieht sich mal in Scherben, mal ganz, mal als Schmuck durch die Strecke und markiert den Blick auf sich selbst als schmerzhaften, aber heilenden Wendepunkt zur Weiterentwicklung und Festigung des Charakters. So ist das Wasser an sich eine natürliche Spiegelfläche und symbolischer Träger von Unergründlichkeit, es ist das Pendant des Spiegels in der Natur. Die Wasseroberfläche wirft beständig den Himmel zurück und wird so gleichzeitig Projektionsfläche für Sehnsüchte und Wünsche. Die Spannung zwischen Höhe und Tiefe, die sich an der Wasseroberfläche bricht, gleichzeitig vereint und aufhebt, ist in Eva-Marlene Etzels Arbeiten schlüssiger Träger der Gegensätzlichkeit der menschlichen Natur.
Die Fotografien sind komplett analog entstanden. Das verwendete Sofortbildmaterial schafft eine traumhafte, romantisierte und phantastische Aura. So erhalten die Aufnahmen eine Patina, die beabsichtigt und Teil des Konzeptes ist. Polaroids sind bekanntlich nicht reproduzierbar und haben somit den Duktus des Wahrhaftigen, es ist das abgebildet, was vorgefunden wurde: Ein reales Gefühl eines phantastischen Wesens.
Eva-Marlene Etzel: „Meine Meerjungfrau trauert nicht, wie in der Märchenvorlage, dem Prinzen als Erfüllung ihrer Träume hinterher, sondern emanzipiert sich und kämpft sich eigenständig durch ihre persönlichen Höhen und Tiefen. Sie ist nur frei in sich selbst, in ihren eigenen Gedanken und in der Traumwelt des Unvorstellbaren. Schlussendlich gibt es sie also doch, die Meerjungfrauen, sie wohnen in uns, in unserer Sehnsucht, sie sind phantastisch, gnadenlos und magisch. Und sie werden nie erwachsen“, so die Fotografin.
Ein Portfolio aus der ProfiFoto 4/16
>Canon Profifoto Förderpreis<
Junge Fotografinnen und Fotografen können mit Unterstützung des >Canon Profifoto Förderpreises< ihre „Bilder im Kopf“ Wirklichkeit werden lassen.
Gesucht wird nicht nach fertigen Arbeiten zu einem vorgegebenen Thema, sondern nach Bildideen, die neugierig machen auf mehr. Gleichzeitig entsteht auf der Online-Plattform des Wettbewerbs ein einmaliger Showcase für professionelle, junge Fotografie, der Einblick in die Sichtweise einer ganzen Generation kreativer Nachwuchsfotografen gibt. Weitere Kooperationspartner des Wettbewerbs sind die renommierte Bildagentur Laif und der Online-Kunstmarkt WhiteWall.
Weitergehende Informationen, Teilnahmebedingungen und Registrierung unter www.canon-profifoto-foerderpreis.de.