Robin Hinsch, Student an der HAW Hamburg, ist mit Unterstützung des >Canon Profifoto Förderpreises< in den aktuell umstrittenen Osten der Ukraine gereist, um entlang der „ukrainisch/separatistischen“ Grenze zu fotografieren. Robin Hinsch unternahm seine erste Reise in die Ukraine bereits, nachdem Wiktor Janukowitsch 2010 gewählt worden war und die „Orange Revolution“, den „Sieg der Freiheit über die Tyrannei“ (Stern, 01.2005) nahezu rückgängig gemacht hatte. Seitdem folgten mehrere Reisen in das Land zwischen Diktatur und Demokratie.
Robin Hinsch: „Ich hielt mich während dieser Zeit vor allem in der Region Odessa auf und begab mich auf eine fotografische Spurensuche nach dem gesellschaftlichen Ist-Zustand. Der Oblast Odessa präsentierte sich mir als widersprüchliches Sommerparadies. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war die Stadt am schwarzen Meer vom Kurort zur europäischen Drogenhauptstadt geworden; zu einer Region voller sozialer Konflikte und Unterschiede.
Im Kontext der anstehenden Fußball-Europameisterschaft zog es mich 2012 erneut in den Südosten der Ukraine. Diese Region faszinierte mich vor allem deshalb, weil mir dort die Melancholie eines zerbrochenen kommunistischen Staates, der nur unter widrigen Umständen langsam zu Stabilität zurückfindet, besonders greifbar schien.
Anschließend brach ich von dort aus in verschiedene Regionen der Ukraine auf. Ich fuhr in den Westen und den mittleren Teil um Dnipropetrowsk.
Die Ukraine, zu der Zeit noch ein Land der leisen Konflikte, stellte sich mir nach wie vor als in sich zerrissen dar. Es gab und gibt den Russland zugeneigten Osten und den tendenziell europäisch bis nationalistisch orientierten Westen. Allerorts herrschte Korruption und innergesellschaftliche Konflikte dominierten den Alltag. Wirtschaftliche Perspektivlosigkeit war oft die Folge. Regelmäßig begegnete mir Stagnation und große Ratlosigkeit. Mir, als unabhängigem Beobachter, kam es so vor, als würde man am Ende selbst nicht mehr wissen, ob man nach vorn, nach Osten, nach Westen, oder doch lieber zurückschauen sollte. Aus dieser scheinbar ausweglosen Ödnis formte sich letztlich ein Aufbegehren der Bürger gegen die ukrainische Regierung.“
Robin Hinsch war mit seiner Kamera auf dem „Maidan“ in Kiew dabei, um auch diese Form des Aufbegehrens und das vorzeitige Ende der Ära Janukowitsch zu dokumentieren. „Es war die radikalisierte Fortsetzung der gesellschaftlichen Konflikte, die sich bereits während meiner ersten Reise abgezeichnet hatten“, so Hinsch. Die Fotos entstanden vor allem in den Regionen um Donezk , Kramtorsk und Mariupol. „Hier unterscheidet sich die Stimmung vom „Maidan“ in Kiew, denn es gibt – wie in der Ukraine so oft – zwei beziehungsweise mehrere Meinungen zur Hinwendung gen Westen oder der Abwendung vom Osten. Dieser Konflikt affiziert mittlerweile nicht nur die Ukraine, sondern, nach der Abspaltung der Krim und der Intervention Russlands, die gesamte Weltpolitik. Aus meiner Perspektive handelt es sich um ein historisch wichtiges Ereignis unserer Zeit, eine Umwälzung innerhalb Europas, die die gesamte Welt noch auf lange Zeit beschäftigen muss und wird“, so der Fotograf.
Robin Hinschs Ziel ist es, seinen künstlerischen und dokumentarischen Blick auf das Spannungsverhältnis zwischen Ost und West, Demokratie und Diktatur, Aufstand und Frieden zu richten. Auf eine Nation, die dabei ist, sich selbst neu zu erfinden und aus ihrem eigenen Schatten zu treten.
Junge Fotografinnen und Fotografen können mit Unterstützung des >Canon Profifoto Förderpreises< ihre „Bilder im Kopf“ Wirklichkeit werden lassen.
Gesucht wird nicht nach fertigen Arbeiten zu einem vorgegebenen Thema, sondern nach Bildideen, die neugierig machen auf mehr. Gleichzeitig entsteht auf der Online-Plattform des Wettbewerbs ein einmaliger Showcase für professionelle, junge Fotografie, der Einblick in die Sichtweise einer ganzen Generation kreativer Nachwuchsfotografen gibt. Den Gewinnern des fortlaufenden Wettbewerbs winken zweimal jährlich Sachpreise nach Wahl von Canon im Gesamtwert von 10.000 Euro. Weitere Kooperationspartner des Wettbewerbs sind die renommierte Bildagentur Laif und das Fotofachlabor WhiteWall.
Weitergehende Informationen, Teilnahmebedingungen und Registrierung unter www.canon-profifoto-foerderpreis.de.
Dieser Artikel ist abgedruckt in ProfiFoto Ausgabe 3/15.