Die neue Fujifilm GFX100RF ist eine Mittelformat-Kompaktkamera, die zum Preis von 5.499 Euro einen 102MP Sensor und eine integrierte 35mm Festbrennweite mit Lichtstärke F4 sowie KI-basierter Motiverkennung bietet, aber auf einen Bildstabilisator verzichtet.
Kompakte Mittelformatkameras haben bei Fujifilm eine lange Tradition. Noch heute legendär sind diverse kompakte Analog-Mittelformatkameras aus den 90er Jahren, die für ihre hohe Bildqualität und Portabilität geschätzt werden, unter anderem die Point-and-Shoot- Modelle der GA645-Reihe sowie diverse 6×7- und 6×9-Modelle, die es wahlweise mit Weitwinkel oder Normalbrennweite gab.
Dass Premium-Kompaktkameras sich auch im digitalen Zeitalter großer Beliebtheit erfreuen, beweist der Erfolg der Fujifilm X100-Reihe und der der Leica Q-Familie. Deren Konzept überträgt die wahlweise in Schwarz oder Silber erhältliche GFX100RF mit einem Gewicht von rund 735 Gramm ins Mittelformat. Zum Vergleich: Das Gehäuse der GFX50R wiegt (ohne Objektiv) 775 Gramm.
Technik
Die GFX100RF ist mit einem 102MP CMOS II Sensor mit optimierter Pixelstruktur und Mikrolinsen sowie dem aus den Schwestermodellen bekannten X-Prozessor 5 ausgestattet. Dadurch, dass die Kamera einen Zentralverschluss anstelle eines Schlitzverschlusses verwendet, konnte ihr Auflagemaß gegenüber den GFX-Modellen mit Wechselobjektiven verkürzt werden. Das Objektiv konnte daher näher an den Bildsensor gerückt werden.
Trotzdem ergibt sich noch zusätzlicher Raum für die optimierte Anordnung weiterer Komponenten in verdichteter Bauweise, nicht aber für die Integration eines optischen Bildstabilisators.
Es empfiehlt sich daher die Wahl kürzerer Verschlusszeiten, die alle auch für Blitzaufnahmen zur Verfügung stehen, was Spielraum etwa bei Aufnahmen in grellem Sonnenlicht eröffnet. Die GFX100RF ist übrigens das erste GFX Modell mit einem integrierten Vier-Stufen-ND-Filter, der Aufnahmen mit offener Blende und bei hellem Licht auch mit längeren Verschlusszeiten ermöglicht.
Der Bildwinkel des neu entwickelten 35 mm-Objektivs entspricht dem eines 28 mm-Kleinbildobjektivs und erlaubt Nahaufnahmen aus bis zu 20 Zentimetern Entfernung. Sein optischer Aufbau umfasst zehn Elemente inklusive zwei asphärischer Linsen in acht Gruppen. Seine Nano-GI-Beschichtung wurde speziell für die teils stark gekrümmten Linsen entwickelt und unterdrücken Lichtreflexionen am Bildrand, die Schärfe und Detailwiedergabe mindern würden.
Ein für die GFX100RF modifizierter Algorithmus ermöglicht eine verbesserte Autofokus-Vorausberechnung und eine genauere Gesichts- und Augenerkennung. Außerdem verfügt die Kamera über eine KI-basierte Motiverkennung. Die Deep-Learning-Technologie ermöglicht eine exakte Erkennung und Scharfstellung von Tieren, Fahrzeugen, Vögeln und Flugzeugen. Im Videomodus können Motive per Touch-Bedienung verfolgt werden.
Die GFX100RF kann Videos in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde und 4:2:2 10-Bit-Farbtiefe aufnehmen. Die Standardeinstellung ISO 100 ermöglicht Aufnahmen mit großem Dynamikbereich und geringem Rauschen. Im F-Log-Modus werden Bewegtbilder mit einem Dynamikumfang von mehr als 13 EV-Stufen aufgezeichnet. Foto- und Videodateien können direkt auf Frame.io hochgeladen werden, was den Workflow von der Aufnahme bis zur Bearbeitung erheblich beschleunigt.
Das Design
Die obere Gehäuseabdeckung der GFX100RF wird aus Aluminium herausgefräst, und auch der Objektivring, die Einstellräder, die Bodenplatte sowie weitere Details verleihen der Kamera eine hochwertige Haptik.
Das Design verzichtet auf den Retro-Look der X100, erinnert aber an deren Bedienkonzept. Ein Einstellrad auf der Kamerarückseite ermöglicht den schnellen Wechsel des Aufnahmeformats mit neun unterschiedlichen Seitenverhältnissen, darunter die neuen Formate 3:4 und 17:6.
An der Vorderseite der Kamera befindet sich der Einstellhebel, mit dem sich Bildausschnitte in der Kamera croppen lassen, so dass der Bildwinkel der 35 mm-Brennweite dem eines 45 mm, 63 mm oder 80 mm Objektivs (äquivalent zu 36 mm, 50 mm und 63 mm KB) angepasst werden kann, wobei sich deren perspektivische Wirkung freilich nicht einstellt. Die damit verbundenen Auflösungsverluste sind angesichts der gebotenen Reserven jedoch sicher zu verschmerzen.
Auf der Rückseite der GFX100RF befindet sich ein 8 cm (3,15 Zoll) großer, schwenkbarer LCD-Monitor mit 2,1 Millionen Bildpunkten. Die Darstellung der Aufnahmesymbole wurde an das 3:2-Seitenverhältnis des Monitors angepasst.
Anders, als bei der X100- oder der X-Pro-Modellreihe, verfügt die GFX100RF nicht über deren Hybridsucher, sondern über einen rein elektronischen Sucher mit 5,76 Millionen Bildpunkten und 0,84-facher Vergrößerung. Das dem gewählten Seitenverhältnis entsprechende Bildfeld wird durch halbtransparente Flächen oder Linien im Sucher angezeigt. Diese Funktion lässt sich ausschalten, um einen optischen Sucher mit Leuchtrahmen zu simulieren, der mehr als den eigentlichen Bildausschnitt zeigt.
Im Lieferumfang der GFX100RF enthalten sind, neben einem ein Schulterriemen und einer Gegenlichtblende aus Aluminium, auch ein Schutzfilter PRF-49, der mit einem speziellen Adapterring befestigt wird, und die Wetterfestigkeit verbessert, so dass die Kamera sowohl bei leichtem Regen als auch in staubigen Umgebungen verwendet werden kann.
Fazit
Die GFX100RF ist das leichteste und kompakteste Mittelformatmodell, das Fujifilm derzeit zu bieten hat. Ihr Objektiv ist Mittelformat-typisch nicht besonders lichtstark und die maximale Lichtempfindlichkeit fällt mit maximal ISO 12800 (erweiterbar auf bis zu ISO 102400) eher moderat aus. Eine Low-Light-Kamera ist die 100RF also sicher nicht. Dafür bietet sie eine große Formatvielfalt und reichlich Reserven für Ausschnittvergrößerungen, nicht zu vergessen die Fujfilm-typischen Film-Simulationsmodi. Trotz der riesigen Auflösung sind bis zu sechs Bilder pro Sekunde möglich, so dass die kleine Mittelformatkamera sich ideal für eine Vielzahl an Genres eignet, unter anderem auch für die Streetfotografie.
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