Seit Herbst 2021 bietet das französische Start up Pixii SAS für 2.600 Euro (zzgl. MwSt.) eine Kamera mit Leica M-Mount und Messsucher an, deren 26 MP Sensor im APS-C Format laut DXO Lab im Test besser abschneiden soll als jeder andere Sensor dieser Größe und sogar besser als der Vollformatsensor der Leica M10. Was steckt dahinter?
Die in Frankreich entwickelte Pixii A1571 wird dort auch hergestellt und ist mit einem optischen Entfernungsmesser und einem M-Mount-Bajonett ausgestattet.
Gegründet wurde Pixii von David Barth, einem ehemaligen Manager und Entwickler des Ubuntu-Linux-Projekts. Mit an Bord ist neben Experten für Feinmechanik, Optik, Software und Elektronik der Berater Fabrice Barbier. Der Branchenexperte leitete von 2011 bis 2017 die Forschung und Entwicklung der GoPro Kameras, deren Absatz unter seiner Führung auf mehrere Millionen Stück pro Jahr wuchs. „Pixii eröffnet einen neuen Weg auf dem Kameramarkt“, so Fabrice Barbier. „Während die Branche seit vielen Jahren an Boden verliert, erkennt Pixii die wichtige Rolle von Smartphones für die neue Generation von Fotografen an.“
Alternativen
Während es zahlreiche Anbieter von Objektiven mit Leica M-Mount gibt, gab es lange keine Alternative zu den digitalen Messsucherkameras aus Wetzlar.
Dabei fing dieses Kapitel nicht dort, sondern bei Cosina in Japan an, wo die Epson R-D1 Im Jahr 2004 als erste digitale Messsucherkamera mit Leica-M-Bajonett gebaut wurde. Erst zwei Jahre später erschien die Leica M8. Die Produtkion der R-D1 wurde 2009 eingestellt.
Sechs Jahre später machte das amerikanische Startup-Unternehmen Konot von sich reden, das eine Vollformat Systemkamera mit M-Bajonett auf den Markt bringen wollte, deren Design an die Leica TL angelehnt war. Konot versprach einen 20 Megapixel CMOS-Sensor und ein 4-Zoll-LC-Display. Interessant daran war unter anderem der optische Entfernungsmesser der Kamera, dessen Konzept aus Linsen und Prismen bestand, die ihre Teilbilder auf zwei Sensoren projizierten, die bei der Scharfeinstellung zur Übereinstimmung gebracht werden mussten. Die letzte Aktualisierung der Konot-Webseite erfolgte 2017, ohne dass die Kamera jemals auf den Markt gekommen wäre.
Anders beim französischen Start up Pixii. Dessen Erstling erschien 2018, konnte aber mit einer Auflösung von nur elf Megapixeln zum damaligen Preis von rund 3.500 Euro kaum jemanden überzeugen. „Wir haben den Fotografen zugehört, die die Kamera benutzten, und haben ihr Feedback bei unserem neuen Modell berücksichtigt“, so David Barth. „Entscheidend ist, dass wir ein Upgrade anbieten, das es den Besitzern des Modells A1112 ermöglicht, ihre Kamera auf den neuen Sensor upzugraden.“ Dieser basiert auf einem CMOS-BSI-Design im Format: 3:2 und Bayer-Filter. Er bietet eine Auflösung von 26 MP (6244 x 4168) und soll von einem europäischen Zulieferer stammen.
DXO Lab Test
Im Sensortest von DXO Lab erreichte die Pixii A1571 einen Score von 90, was Platz 28 in der Rangliste aller jemals dort getesteten Sensoren entspricht. Damit liegt die Pixii laut DXO Lab auf dem gleichen Niveau wie einige aktuelle Vollformatkameras und nimmt sogar den ersten Platz aller APS-C-Format-Kameras im DXO-Ranking ein. Die Lichtempfindlichkeit des Sensors reicht von ISO von 160 bis 12800. Bei ISO 80 testiert DXO Lab der Pixii einen Dynamikumfang von 13,5 Blendenstufen. Allerdings schneidet der APS-C-Sensor im Vergleich zu größeren Sensoren in der Kategorie „Low-Light-ISO“ nicht ganz so gut ab.
Ohne Monitor
Wie bereits die erste Pixii Kamera im Jahr 2018, verzichtet das aktuelle Modell auf einen rückseitigen Kameramonitor und ähnelt damit dem Konzept der Leica M10-D. Wer das aufgenommene Bild betrachten will, muss bei der Pixii, ebenso wie bei der M10-D, sein Smartphone mit der Kamera verbinden und die dazu gehörende Smartphone App starten, die iOS- und Android-Unterstützung mit Bluetooth- und Wifi-Konnektivität bietet.
Informationen zur Belichtungszeit, Belichtungskorrektur oder zum Weißabgleich zeigt die Pixii auf einem LC Display auf dem Gehäuse und im optischen Sucher an. Interessant ist die extern untergebrachte Belichtungsanzeige, die die Einstellung der Parameter erlaubt, ohne dass man dazu durch den Sucher blicken muss.
Die Steuerung erfolgt über wenige an der Kamera vorhandene Bedienelemente oder aber die App. Das reduzierte Konzept verzichtet außerdem auf die Nutzung von Speicherkarten. Stattdessen ist die Pixii standardmäßig mit 8 GB internem Speicherplatz ausgestattet, der optional gegen Aufpreis auf 32, 64 und 128 GB aufgestockt werden kann. Eine GPR-Komprimierung sorgt für eine bis zu 10-fache Reduzierung der Dateigröße. Übertragen werden die Daten über eine USB-C-Schnittstelle, wobei einfach ein USB-Stick zum Auslesen des Speichers genutzt werden kann, sollte der voll sein.
Erweiterbare, LUT-basierte Farbprofile sorgen für natürliche oder filmorientierte Farbwiedergaben. Der Monochrom-Modus der Pixii erzeugt schwarzweiße 16-Bit-DNG-Dateien. Der optische Sucher spiegelt Rahmen für 28, 35, 40 und 50 mm Brennweite ein. Der rein elektronische Verschluss bildet Zeiten von bis zu 1/32000 und soll weitgehend frei von Rolling-Shutter-Effekten arbeiten.
Nur vom Hersteller
Wer die Kamera im Fach- oder Onlinehandel bestellen will, wird allerdings schnell feststellen, dass es sie dort nicht gibt, sondern aktuell nur im Pixii-Onlineshop auf der Webseite des Herstellers. Je nach Größe des integrierten Speichers kostet sie dort zwischen 2.499 Euro und 2.950 Euro (zzgl. MwSt.). Da jede Kamera im Werk in Frankreich von Hand zusammengebaut und kalibriert wird, beträgt die Lieferzeit drei Wochen.
Wem eine neue M zu Preisen ab derzeit 7.650 Euro zu teuer ist, um M-Objektive zu nutzen, kann dies allerdings per Adapter problemlos auch an nahezu jedem anderen spiegellosen Modell tun. Wem dazu ein APS-C großer Sensor wie der in der Pixii ausreicht, kann für weniger Geld sogar in Wetzlar fündig werden: Dort kostet eine Leica TL2 derzeit ab 1.600 Euro. Die TL2 ist mit 2.490 Euro genauso teuer wie die Pixii, bietet dafür aber genau wie das Schwestermodell einen großen Monitor und einen mechanischen Verschluss.