Fujifilm bringt mit der neuen GFX100S seine vierte spiegellose Mittelformatkamera. Für knapp 6.000 Euro bietet sie den aus der GFX100 bekannten 102-Megapixel-Sensor, wiegt aber nur 900 Gramm und ist von ihren Abmessungen her durchaus mit Vollformatkameras vergleichbar. Mit dem Fujinon GF80mmF1.7 R WR kommt außerdem das derzeit lichtstärkste Objektiv für Mittelformatkameras.
Die Fujifilm GFX100S ist für eine Mittelformatkamera nicht nur leicht, mit ihren Abmessungen von 15 cm x 10,4 cm x 8,7 cm (BxHxT) ist ihr Gehäuse auch relativ kompakt. Möglich wurde dies durch eine neue IBIS-Einheit, einen überarbeiteten Verschlussmechanismus sowie einen kleineren Lithium-Ionen-Akku. Im direkten Vergleich mit der GFX100 fällt die neue GFX100S jedenfalls deutlich leichter und kleiner aus, so dass die Handhabung der Kamera in Verbindung mit größeren Objektiven schwierig sein kann. Ein als optionales Zubehör verfügbarer Handgriff aus Metall löst das Problem, ein Batteriegriff ist für die 100S jedoch nicht vorgesehen. Für die Energieversorgung steht daher nur ein Akku, statt wie bei der großen Schwester zwei zur Verfügung.
Wie diese und die beiden 50 Megapixel Modelle im GFX System ist die Neue gegen Spritzwasser und Staub geschützt und kann bei niedrigen Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius eingesetzt werden. Das Magnesiumgehäuse ist rund um den Bajonettanschluss zusätzlich verstärkt, um Stabilität bei der Verwendung von größeren und schwereren Objektiven zu gewährleisten.
Innere Werte
Im Vergleich zur GFX100 ist das weiterentwickelte Fünf-Achsen-Bildstabilisierungssystem (IBIS) der 100S rund 20 Prozent kleiner und zehn Prozent leichter, erreicht trotz dieser geringeren Baugröße jedoch eine Kompensation von bis zu sechs EV-Stufen gemäß CIPA- Standard. Gegenüber der GFX100 stellt dies eine Verbesserung um 0,5 EV-Stufen dar.
Der rückwärtig belichtete 102-Megapixel-Bildsensor mit einer Diagonale von 55 mm ist etwa 1,7-mal größer als ein Vollformatsensor und konnte bereits in der GFX100 mit einem großen Dynamikumfang, präziser Farbwiedergabe und herausragenden High-ISO-Fähigkeiten überzeugen. Aufnahmen statischer Motive mit bis zu 400-Megapixel und ohne Farbfehler ermöglicht die Pixelshift Multishot Funktion der Kamera.
Fast die gesamte Fläche des großformatigen Bildsensors ist mit Phasen-AF-Pixeln bestückt. Damit fokussiert die GFX100S in bis zu 0,18 Sekunden Motive selbst bei geringer Helligkeit von bis zu -5,5 EV automatisch. Bei sich bewegenden Motiven ermöglichen der X-Prozessor und ein neuer AF-Algorithmus einen Verfolgungs-AF mit intelligenter Gesichts- und Augenerkennung. Für höhere AF-Geschwindigkeit erfolgt die Fokusberechnung währen der Live-Vorschau vor Drücken des Auslösers.
Neu bei Fujifilm GFX100S ist der Filmsimulationsmodus „Nostalgisches Negativ“, der den Look der „New American Color Photography“ aus den 1970er Jahren reproduziert. Weitere 18 Filmsimulationsmodi sind bereits aus Schwestermodellen bekannt.
Bewährtes Bedienkonzept
Die Bedienelemente der GFX100S werden erfahrenen GFX-Anwendern vertraut sein, sollten aber auch Neueinsteiger vor kein Rätsel stellen. So bietet das große Einstellrad auf der Oberseite neben den Belichtungsmodi (PASM) Einstellungen für sechs benutzerdefinierte Profile, über die direkt auf häufig genutzte Einstellungen zugegriffen werden kann. Direkt daneben bietet ein Schalter die Möglichkeit, zwischen Foto- und Videomodus hin und her zu wechseln.
Die Kamera besitzt auf der Rückseite ein 8,1 cm (3,2 Zoll) großes LC-Display mit 2,36 Millionen Bildpunkten und einer Bildfeldabdeckung von 100 Prozent. Das Display verfügt über eine Touch-Funktion und ist um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 60 Grad nach rechts schwenkbar. Auf der Oberseite befindet sich ein 4,5 cm (1,8 Zoll) großes sekundäres LC-Display, das als Informationsanzeige dient. Hier lassen sich je nach Bedarf Aufnahmeeinstellungen wie Belichtungszeit, Blende, ISO- Wert und Belichtungskorrektur und andere relevante Parameter, wie etwa die verbleibende Kapazität der Speicherkarte, anzeigen.
4K-Videos im Mittelformat-Look
Hochauflösende 4K/30p-Bewegtbilder speichert die GFX100S mit 400 M/Bit im 10 Bit 4:2:0 F-Log-Format direkt auf der Speicherkarte oder als 12 Bit 4:2:2 ProRes RAW via HDMI auf einem externen Rekorder. Der großformatige Sensor ermöglicht dabei nicht nur einen charakteristischen Cinema-Look mit ultra-flacher Schärfentiefe, sondern auch einen großen Dynamikumfang und High-ISO-Performance.
Videos können im klassischen Breitbildformat (16:9) oder in dem für das digitale Kino entwickelten DCI-Format (17:9) aufgezeichnet werden. Zudem stehen gängige Kompressionsstandards, wie H.264 und H.265, sowie professionelle Log-Modi, wie Hybrid-Log-Gamma (HLG) und F-Log, zur Verfügung. Bei Letzteren ist das Videosignal auf den Kamerasensor abgestimmt, sodass während der Postproduktion, beispielsweise bei der Farb- und Helligkeitskorrektur, der maximale Kontrastumfang genutzt werden kann.
Werden 4K/30p 12 Bit-Videodaten via HDMI direkt auf einem Atomos Ninja V Monitor- Rekorder gespeichert, können diese im ProRes RAW-Datenformat ausgegeben werden, das maximale Flexibilität bei der Nachbearbeitung erlaubt. Möglich ist auch die simultane Ausgabe von Rohdaten-/Log-Material sowie Filmsimulationen.
Fujinon GF80mmF1.7 R WR
Mit dem Fujinon GF80mmF1.7 R WR bringt Fujifilm für 2.299 Euro außerdem das erste AF-Objektiv mit Lichtstärke F1.7 für Mittelformatkameras. Die perspektivische Wirkung der Brennweite entspricht 63 mm im Vollformat. Die große Blendenöffnung des GF80mmF1.7 R WR ermöglicht in Kombination mit dem großformatigen Sensor der GFX Kameras eine ganz besondere Bildästhetik mit einem attraktiven Bokeh-Effekt.
Der optische Aufbau umfasst zwölf Elemente in neun Gruppen, darunter eine asphärische Linse und zwei Super-ED-Elemente. Die Anordnung der Linsen ist so austariert, dass eine optimale Korrektur von sphärischen Aberrationen erreicht wird.
Die asphärische Linse wird mit höchster Präzision gefertigt. Mit einer tolerierten Abweichung von maximal einem Hunderttausendstel eines Millimeters liegen die Qualitätsansprüche fünfmal höher als in herkömmlichen optischen Fertigungsverfahren.
Das GF80mmF1.7 R WR verfügt außerdem über einen leistungsstarken AF-Motor, der die sechs Elemente der Fokusgruppe schnell an die geforderte Position bewegt. Bei Verwendung an der GFX100 vergrößert sich der Arbeitsbereich des Autofokus der Kamera durch das GF80mmF1.7 R WR um 0,5 EV auf bis zu -5,5 EV. Bei dunklen Motiven wird dadurch eine exakte automatische Scharfstellung erreicht.
Mit einer Länge von 99,2 mm und einem Gewicht von 795 Gramm ist das GF80mmF1.7 R WR trotz seiner Lichtstärke recht handlich und eignet sich damit gleichermaßen für Studio- und Location-Shootings. Zehn Dichtungen schützen das Innere vor Feuchtigkeit und Staub und sorgen dafür, dass das Objektiv auch bei eisigen Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius einsatzfähig ist. Die Frontlinse verfügt über eine wasser- und schmutzabweisende Fluorvergütung.