Die Canon EOS R5 ist die erste spiegellose Vollformat-Systemkamera, die intern 8K RAW oder 4K mit bis zu 120p aufnehmen kann. Ebenso wie die EOS R6 bietet sie außerdem zahlreiche Funktionen, die für professionelle Videoanwender interessant sind. Alles zu Dateiformaten, Komprimierung, Color Sampling und erweitertem Dynamikumfang.
Die EOS R5 und EOS R6 ermöglichen die Aufzeichnung verschiedener Videoformate. In der EOS R5 können verschiedene Videoformate parallel auf zwei Karten gespeichert werden, etwa eine 8K-RAW-Datei auf eine CFexpress-Karte (400 MB/s) und eine 8K-MP4 (IPB) auf eine SD-UHS II Karte (V90). Dies kann den Workflow für die professionelle Videoproduktion deutlich beschleunigen.
Als Standard-Dateiformat für Video verwenden die beiden neuen EOS R Modelle MP4 (Codec: H264, YCC, 4:2:0, 8 Bit). Hierbei werden die Sensordaten intern mit einer Gammakurve (LUT = Look Up Table) an die Wiedergabe angepasst. Einstellungen der Kamera wie Bildstile, Weißabgleich werden dabei übernommen.
HEVC hingegen ist ein moderneres Dateiformat für Motive mit hohem Kontrastumfang (Codec: H265, YCC 4:2:2, 10 Bit). HEVC ist das Video-Pendant zum Foto-Dateiformat HEIF und wird bei der HDR PQ Einstellung genutzt. Durch die verbesserte Kompression (H265) kann eine 10-Bit-Datei bei gleicher Qualität und Detailwiedergabe auf dieselbe Dateigröße komprimiert werden wie eine 8-Bit Datei mit H264. Hier wird über die Anpassung der Gammakurve des Codecs (LUT) ein höherer Kontrastumfang erzielt.
Die beste Bildqualität ermöglicht das RAW Format, da die Informationen des Sensors direkt so abgespeichert werden, wie sie ausgelesen werden. Als Codec nutzt die EOS R5 Canon Cinema RAW Light mit einem RGB 4:4:4 Farbsampling und einer Farbtiefe von 12 Bit. Die RAW-Datei erhält normalerweise keine Anpassung durch eine Gammakurve, Canon Log kann aber eingestellt werden. Es werden allerdings keine Bildstile, Informationen zum Weißabgleich oder dergleichen übernommen.
Komprimierung
Zur Speicherung der enormen Datenmengen bietet die EOS R5 neben dem Raw-Format noch zwei weitere Komprimierungsoptionen, All-I und IPB.
Bei All-I werden alle Einzelbilder (Key-Frames) aufgezeichnet und komprimiert gespeichert, während bei IPB einige Einzelbilder als I-Frames aufgezeichnet werden, zwischen denen P-Frames gespeichert sind. Aufgezeichnet werden bei den P-Frames die Unterschiede zum vorherigen I-Frame. Die restlichen Frames bestehen aus B-Frames, die aus den vorherigen und nachfolgenden I-oder P-Frames erstellt werden.
All-I ergibt eine größere Datei, die jedoch weniger rechen-intensiv ist und sich für nicht ganz so leistungsstarke Rechner anbietet, denn diese Art der Kompression ermöglicht den Schnitt ohne neues Rendering. IPB dagegen ergibt zwar kleinere Dateien, die sind jedoch rechen-intensiver und erfordern daher einen leistungsstärkeren Rechner, denn der Schnitt ist hier nur nach einem neuen Rendering möglich.
Color Sampling
Je nach gewähltem Color Sampling werden die Farben anders abgespeichert. Im RGB Modus werden die Farbinformationen von Rot (R), Grün (G) und Blau (B) vom Sensor abgetastet und dementsprechend als RGB-Werte gespeichert. In YCC (Y, Cr, Cb) werden aus den RGB-Daten Werte für Helligkeit/Luminanz (Y) sowie die Farbdifferenzsignale Cr (Rot-Grün-Information) und Cb (Blau-Gelb-Information) errechnet und gespeichert.
Die Helligkeitsinformation ist für das Auge wichtiger als die Farbinformation. Deshalb können Informationen für das Farb-Subsampling stärker komprimiert werden.
Das Subsampling gibt an, wie die Farbinformationen (Cr/Cb) im Vergleich zur Helligkeitsinformation (Y) komprimiert werden, also ob im Verhältnis 4:2:2 oder 4:2:0.
RAW Daten werden in RGB 4:4:4 gespeichert. Dies liefert die volle Farbinformation für jedes Pixel, ist also technisch gesehen die bestmögliche Bildqualität. Es eignet sich daher für die Nachbearbeitung mit maximaler Farbpräzision wie zum Beispiel Grading, Keying, Compositing etc.
YCC 4:2:2 ist dagegen das bevorzugte Color Sampling im Broadcast-Bereich. Es enthält zwar eine geringere Farbinformation als RGB 4:4:4, allerdings ist bei korrekter Belichtung subjektiv kein Qualitätsunterschied sichtbar, da das Auge bei Bewegtbild Farbe weniger gut auflöst als Helligkeit.
Das Standard Color Sampling im Consumer- und Prosumer-Bereich ist 4:2:0. Es arbeitet mit noch weiter reduzierten Farbinformationen, um noch kleinere Dateien zu erhalten.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Informationen vorliegen, umso mehr Vorteile ergeben sich in der Nachbearbeitung bei den Farbverläufen.
Erweiterter Dynamikumfang
Für einen erweiterten Dynamikumfang ermöglichen sowohl die Canon EOS R5 als auch die EOS R6 Aufnahmen mit Canon Log, sodass die Daten sich ganz einfach in einen professionellen Produktionsworkflow integrieren lassen.
Canon Log ist in allen verfügbaren Videoauflösungen mit 10 Bit YCC 4:2:2 HEVC verfügbar. Durch die sehr flache Gammakurve (LUT) muss die Datei jedoch nachbearbeitet werden, da sie in der Wiedergabe extrem flau ist.
Als Alternative zu Canon Log bietet sich optional auch HDR PQ an. HDR PQ ermöglich einen sehr hohen Kontrastumfang. Die 10 Bit-Datei entspricht ITU-R BT.2100 Standard und eignet sich für die direkte Wiedergabe (auch ohne Nachbearbeitung) auf HDR-PQ kompatiblen Monitoren/Tv-Geräten.