Die SL2 ist für Leica die nächste Stufe in der Evolution seines 2015 vorgestellten SL-Systems. Die spiegellose Vollformat-Systemkamera bietet mit 47 Megapixeln deutlich mehr Auflösung als die erste SL sowie optische Bildstabilisierung mit Sensor-Shift-Technologie.
Wer Leica sagt, denkt häufig zuerst an die Kameras des M-Systems. Nicht zuletzt ihre Familienähnlichkeit trägt daher auch zum Erfolg der Leica Q bei. Traditionell schwerer tun sich Leica Modelle anderer Systeme. Nicht anders ging es der vor vier Jahren vorgestellten Leica SL, die vor allem im Vergleich zu den neueren Panasonic S-Modellen, mit denen sie sich den Bajonettanschluss teilt, zwischenzeitlich veraltet wirkte.
Während Sigma als dritter Partner der L-Mount-Allianz mit seiner neuen fp zeigt, wie kompakt eine Kamera mit L-Mount sein kann, hat Leica jetzt das Design und die Verarbeitungsqualität der neuen SL2 seinen anderen Produktlinien mit dem Anspruch angepasst, eine Universalkamera zu schaffen.
Optimiertes Design
Als einzige spiegellose Systemkamera, die in Deutschland entwickelt und gefertigt wird, erinnert das Design der SL2 (Typ-Nr. 2998) tatsächlich stärker an die ikonische Leica Identität und die traditionellen Elemente der Design-DNA, für die die Marke bekannt und geschätzt ist.
Das solide, mit Kunstleder bezogene Ganzmetall-Gehäuse der SL2 aus Magnesium und Aluminium ist zwar ebenso groß wie das der Vorgängerin (BxHxT 146 x 107 x 42 mm), fühlt sich aber in der Handhabung kompakter an. Tatsächlich wartet die (ohne Akku) ca. 835 g schwere Kamera mit verbesserter Ergonomie und einem komfortableren Griff auf. Ihre IP54-Zertifizierung gewährleistet einen erhöhten Schutz gegen Nässe und Staub, und das bei Betriebsbedingungen zwischen -10 °C bis +40 °C.
Weiter vereinfacht wurde das Bedienkonzept, dessen Handhabung an das der M- und Q-Modelle angepasst wurde, was nicht zuletzt Leica Usern die Orientierung erleichtert. Die Benutzeroberfläche des Displays auf der Rückseite zeigt die wichtigsten Aufnahmeparameter, die sich per Fingertipp einstellen lassen. Ein Klickrad, ein Joystick und drei individuell konfigurierbare Tasten tragen ebenfalls zu einer einfachen Bedienung bei.
47 Megapixel
Die Auflösung des 47 Megapixel CMOS-Bildsensors der SL2 verspricht mit einem Pixelpitch von 4,3 µm eine verbesserte Bildqualität und höhere Detailwiedergabe, sowie bei 14 Bit Farbtiefe pro RGB-Kanal (JPG: 8 Bit) einen größeren Dynamikbereich. Die Empfindlichkeit reicht von ISO 100 (manuell ISO 50) bis zu ISO 50.000. Neu ist die Option zum Ausschalten der Rauschunterdrückung, was bessere Langzeitbelichtungen verspricht. Der Sensor verfügt über einen UV-/IR-Filter, verzichtet aber auf einen Tiefpassfilter. In Kombination mit für das APS-C Sensorformat ausgelegten Objektiven der Leica TL2 und CL liefert der Sensor der SL2 übrigens immer noch eine Bildauflösung von rund 20 Megapixeln.
Sensor-Shift
Eine der wichtigsten Weiterentwicklungen der Leica SL2 ist ihr beweglich aufgehängter Sensor, der seine Position in fünf Achsen anpasst, um Verwacklungen der Kamera auszugleichen. Von dieser im Kameragehäuse integrierten Bildstabilisierungs-Funktion profitieren nicht zuletzt Fotografen, die Leica M- und andere nicht stabilisierte Objektive an der Kamera verwenden wollen. Ermöglicht werden bis zu 5.5 Stufen längere Verschlusszeiten.
Darüber hinaus kann die Leica SL2 vom Stativ im Multishot-Modus bis zu acht aufeinander folgende Bilder aufnehmen, wobei der Sensor zwischen jeder Aufnahme in Schritten von einem halben Pixel verschoben wird. Mit dieser Funktion entstehen Aufnahmen mit vierfacher Auflösung von rund 187 Megapixeln, was eine extreme Steigerung der Detailauflösung mit sich bringt.
Maestro-III-Prozessor
Ihr Maestro-III-Prozessor verhilft der Leica SL2 zu einer höheren Arbeitsgeschwindigkeit, vor allem beim Autofokus, der mit 225 Messfeldern auf Basis von Kontrastmessung arbeitet. Der neue Smart AF-Modus erkennt automatisch, ob sich ein Motiv bewegt oder nicht und schaltet entsprechend autonom zwischen Fokus- und Auslösepriorität um. Neben einer Reihe weiterer Modi und Funktionen bietet die Kamera unter anderem Gesichtserkennung. Bei manueller Einstellung ist Focus Peaking als Fokussierhilfe verfügbar.
Bildserien in voller Auflösung sind mit dem mechanischem Verschluss mit zehn Bildern pro Sekunde machbar, mit dem elektronischen Verschluss mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde. Der 4 GB große Pufferspeicher erlaubt dabei bis zu 78 Aufnahmen im DNG- und über 100 JPG-Aufnahmen in Serie. Dank zweier UHS-II-kompatibler SD-Kartensteckplätze können Rohdateien gleichzeitig im DNG- und JPEG-Format auf separaten Karten gespeichert werden.
EyeRes Sucher
Der elektronische Sucher der Kamera verfügt über eine Auflösung von 5,76 Megapixeln und bietet bei einer Bildwiederholrate von 120 B/s ein großes, natürlich wirkendes Sucherbild. Die zeitliche Verzögerung bei der automatischen Umschaltung zwischen Sucher und Monitor liegt bei nur 0,005 s. Gleichzeitig wurde der Touchscreen verbessert, der jetzt eine Diagonale von 3,2 Zoll hat und eine deutlich höhere Auflösung von 2,1 Megapixeln bietet.
Cine 4K-Modus
Videos kann die Kamera im Cine 4K-Modus bis zu 60 Bilder pro Sekunde und im Full-HD-Modus bis zu 180 Bilder pro Sekunde aufnehmen.
Dank eines speziellen Statusmenüs für Videos können die Parameter unabhängig von denen des Fotomodus eingestellt werden. Die Aktivierung des Cine-Modus verwandelt die SL2 in eine manuell gesteuerte Filmkamera: Aus ISO werden ASA, die Belichtungszeit wird in Grad der Umlaufblende angegeben und die Blendenstufen, die das Öffnungsverhältnis anzeigen, werden durch T-Stops ersetzt, die die tatsächliche Lichtmenge angeben, die durch das Objektiv auf den Sensor fällt. Der Anschluss von Audiogeräten an die Leica SL2 erfordert keine Adapter, da die Kamera über eingebaute Kopfhörer- und Mikrofonbuchsen verfügt, ergänzt durch einen vollwertigen HDMI-Anschluss für externe Monitore.
L-Mount
Dank des L-Bajonetts ist die Leica SL2 nicht nur mit SL-Objektiven kompatibel, sondern auch mit den Objektiven des TL-Systems und, über Adapter, mit den Objektiven der Leica M-, S- und R-Systeme. Bereits damit ergeben sich über 170 Objektivoptionen. Dank der L-Mount-Allianz erweitern sich diese Möglichkeiten noch einmal durch die L-Mount-kompatiblen Objektive von Panasonic und Sigma.
Leica FOTOS
Unterstützt wird die SL2 außerdem von der Leica FOTOS App, die für Android und iOS Smartphones verfügbar ist. Sie verbindet sich via Wi-Fi beziehungsweise Bluetooth mit der Kamera und speichert die Anmeldedaten, sodass bei einer erneuten Nutzung die Verbindung reibungslos erfolgt.
Mittels Leica FOTOS kann die Live-View-Funktion der Kamera ferngesteuert und Einstellungen wie Blende, ISO, Verschlusszeit sowie Belichtungskorrektur auf dem Smartphone vorgenommen werden. Die Kamera lässt sich außerdem drahtlos auslösen.
Bilder können über die App in sozialen Netzwerken geteilt oder mobil nachbearbeitet werden. Dazu ist Leica FOTOS in Verbindung mit diversen Bildbearbeitungs-Apps nutzbar. Die Bilder können sogar als DNG-Rohdaten an die jeweilige Postproduktions-App weitergegeben werden. Werden die fertigen Bilder nach der Bearbeitung auf dem Smartphone gespeichert, so kann dies optional in einem gesonderten Leica Album erfolgen. Weitere Features und ein komplett neuer mobiler Workflow auf dem iPad erwarten Nutzer der FOTOS App ab dem 21. November – dann erscheint die Version 2.0.
Fazit
Die SL2 ist eine Weiterentwicklung der Leica SL, die unter Berücksichtigung des Feedbacks von Anwendern zahlreiche Verbesserungen für die Fotografie und Videografie bietet, ohne den Designanspruch der Marke aufzugeben. Verfügbar ist die Kamera ab Ende November 2019 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 5.990 Euro.