Nach der Ankündigung seiner Vollformat-Kameras auf der photokina 2018 bringt Panasonic jetzt beide Modelle auf den Markt: Die Lumix S1R bietet 47-Megapixel, während die Lumix S1 über einen 24-Megapixel-Sensor verfügt. ProfiFoto konnte beide Kameras in der Praxis testen.
Panasonic war der Pionier in Sachen spiegelloser Digitalkameras: Vor mehr als zehn Jahren kam das erste Lumix-Modell auf den Markt. Stand Lumix bislang ausschließlich für Micro Four Thirds Kameras, erweitert Panasonic sein Produktportfolio jetzt mit der Lumix S Serie um ein Vollformat-System.
Ermöglicht wird dieser Schritt durch die bereits zur photokina 2018 verkündete Allianz mit Leica und Sigma zur gemeinsamen Nutzung des von Leica entwickelten L-Bajonetts. Gemeinsam sollen bis 2020 mehr als 30 Objektive für diesen Anschluss angeboten werden.
Bildqualität
Konkret bringt Panasonic zum Start zwei Schwestermodelle: Die Lumix S1 für rund 2.499 Euro verwendet einen 23.8×35.6mm großen 24,2-Millionen-Pixel-CMOS-Sensor. Sein Pixeldesign ermöglicht in Kombination mit dem Venus Engine Prozessor Standard-ISO-Einstellungen bis zu ISO 51.200. Erste Testaufnahmen unter Praxisbedingungen zeigen einen großen Dynamikbereich und ein hervorragendes Signal-Rausch-Verhältnis selbst bei hohen ISO-Einstellungen.
Das Schwestermodell S1R mit 47-Megapixel-Sensor kostet 3.699 Euro. Sein ohnehin hohes Detailzeichnungsvermögen wird durch den Verzicht auf einen Tiefpassfilter erweitert.
Asphärische Mikrolinsen vor jedem Pixel verbessern die Lichterfassung. Die Folge ist geringes Rauschen selbst bei hohen Empfindlichkeiten bis zu ISO 25.600.
HR-Modus
Wenn noch mehr Detailreichtum gefragt ist, hilft der HighResolution-Modus beider Modelle weiter. Er kombiniert Informationen aus acht Bildern, die mit minimal per Sensor-Shift versetzten Sensorpositionen aufgenommen wurden. Ergebnis bei der Lumix S1 sind 96-Megapixel-Fotos mit einer Auflösung von 12.000 x 8.000 Pixeln. Bei der S1R sind es sogar 187 Millionen Pixel mit 16.736 x 11.168 Pixel Auflösung, die als RAW-Datei gespeichert werden. Bewegungsunschärfen im Motiv kann das System dabei unterdrücken.
Das 5-achsige Body I.S.(Sensor-Shift)-System kompensiert die Auswirkungen von Verwacklungen und erlaubt so um bis zu 5,5 Zeitenstufen längere Freihandaufnahmen. In Kombination mit dem 2-achsigen O.I.S. (Optical Image Stabiliser) in den Objektiven der Lumix S Serie erhöht dieses Dual-I.S.-System den Kompensationsgrad sogar auf sechs Stufen. Uur Schwingungsmessung werden nicht nur die Informationen eines Gyrosensors, sondern zusätzlich vom CMOS-Sensor und einem Beschleunigungssensor genutzt.
Um die Quellen möglicher Verwacklungen zu beseitigen, bieten die Lumix S Modelle zusätzlich eine I.S.-Status-Anzeige mit einer grafischen Interpretation der Vibrationen.
Details
Bewegte Motive können die Lumix S1 und S1R mit einer Geschwindigkeit von 9 B/s im AFS-Modus oder 6 B/s mit kontinuierlicher Fokussierung aufnehmen. Der 6K-Foto-Modus ermöglicht schnelle Serien von 18-Megapixel-JPEG-Bildern mit 30 B/s, während der 4K-Foto-Modus 8-Megapixel-Serienbilder mit 30 oder 60 B/s bietet.
Mit 5,76 Millionen Pixel sorgt der OLED-Sucher beider Kameras in Verbindung mit einem Kontrastverhältnis von 10.000:1 für eine differenzierte und detaillierte Wiedergabe. Mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 B/s und einer praktisch nicht vorhandenen Verzögerung von nur 0,005s gibt er auch Bilder mit Bewegung und Schwenks sauber definiert wieder.
Alternativ steht ein 8,1-cm-Touchscreen-LCD-Monitor mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Pixeln zur Verfügung, der in drei Achsen beweglich gelagert ist. Nachtmodus, LiveView-Boost und beleuchtete Tasten helfen beim Fotografieren im Dunkeln. Dank eines hintergrundbeleuchteten Info-LC-Displays auf der Oberseite der Kamera kann man wichtige Aufnahmeeinstellungen mit einem Blick kontrollieren.
DFD-Hybrid-AF
Gemeinsam ist beiden Modellen außerdem ihr DFD-Hybrid-Autofokussystem in Kombination mit Kontrasterkennung. Der Bildprozessor, der CMOS-Sensor und die Lumix S-Objektive kommunizieren mit bis zu 480 B/s, so dass das System in 0,08 Sekunden reagieren kann. Dabei arbeitet der Autofokus selbst noch bei -6 EV.
Verbessert werden die Fokussierung und Fokus-Verfolgung mit künstlicher Intelligenz, die Menschen, Katzen, Hunde und Vögel unterscheiden kann, um dem System zu helfen, Bewegungsmuster vorwegzunehmen. Damit kann der Autofokus das Motiv auch dann weiterverfolgen, wenn es sich von der Kamera abwendet. Bei Portraits unterstützen Gesichts-, Augen- und Pupillenerkennung die korrekte Fokussierung.
Video-Funktionen
Filmemachern empfiehlt sich vor allem die Lumix S1 mit einer breiten Palette von Werkzeugen. 4K-Video ist mit bis zu 60p möglich. Die vollständige Pixelauslesung bis 30p liefert besonders saubere und detaillierte Bilder. Durch die Nutzung der vollen Sensorfläche wird der Bildwinkel der Objektive nicht eingeschränkt.
Die Kamera bietet eine Vielzahl von Gammakurven, darunter Industriestandards wie Cinelike D/V und Like709. Um die Nachbearbeitung zu verkürzen, wird ein Flat-Modus mit weniger Kontrast und Sättigung für einen vielseitigen Einsatz angeboten. Das neue Hybrid Log Gamma (HLG)-Profil ermöglicht die Aufnahme in einem größeren Dynamikbereich mit satten Farben (Like2100).
Die Lumix S1 ermöglicht Videoaufnahmen bis zu 4K 60p 4:2:0 in 8Bit direkt auf SD- oder XQD-Karte. 4:2:2 Color-Sampling in 8 Bit kann über HDMI ausgegeben werden. Panasonic will noch 2019 optional einen Softwareschlüssel anbieten, um die Option zur Aufzeichnung mit bis zu 4K 60p 4:2:2 10Bit über HDMI-Ausgang und 30p/25p/24p in 4:2:2 10Bit intern freizuschalten. Dieses Upgrade verhilft der Lumix S1 zudem mittels V Log zu einem Spitzenwert beim Dynamikumfang. Während Aufnahmedauerbegrenzungen für 4K/60p- und High-Speed-Video gelten, können 4K/30p und Full-HD ohne Zeitbegrenzung aufgenommen werden. High-Speed-Video ermöglicht eine 2x-Zeitlupe bei 60 B/s in 4K und bis zu 6x-Zeitlupe bei Full-HD mit Bildraten von bis zu 180 B/s. Für den Line-Toneingang gibt es eine 3,5-mm-Mikrofonbuchse, für die Tonüberwachung bei der Aufzeichnung einen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss.
Die Lumix S1R ist dagegen in erster Linie für fotografische Aufgaben entwickelt worden. Dennoch ist auch sie in der Lage, Videoaufnahmen in 4K-Auflösung mit bis zu 60p zu liefern, allerdings liegt die Aufzeichnungsdauer bei dieser Auflösung bei maximal 15 Minuten, weil die Kamera sonst zu heiß wird. Wenn die Temperatur zu hoch ist, kann die Kamera die Aufzeichnung stoppen, um sich selbst zu schützen. Weiter geht es dann erst, wenn sich die Kamera abgekühlt hat. In Full-HD ist die Aufnahmezeit unbegrenzt. High–Speed–Video ermöglicht eine 2x-Zeitlupe bei 60 B/s in 4K und bis zu 6x-Zeitlupe in Full-HD mit Bildraten von bis zu 180 B/s.
Das Signal kann in der Kamera auf SD oder XQD oder extern über den HDMI-Typ-A-Port aufgezeichnet werden. Als Line-Toneingang dient eine 3,5-mm-Mikrofonbuchse, während die Tonaufzeichnung über den 3,5-mm-Kopfhöreranschluss überwacht werden kann.
Professionelle Ausstattung
Die Lumix S-Kameras sind dank Front- und Rückwänden aus Magnesiumdruckguss sowie Dichtungen an jedem Anschluss, jedem Einstellrad und jeder Taste für den Einsatz auch unter erschwerten Bedingungen geeignet. Die Kameras sind staub- und spritzwassergeschützt und arbeiten bei Temperaturen bis zu -10°C.
Die Verschlusseinheit ist für 400.000 Betätigungen ausgelegt. Sie ermöglicht mechanisch gesteuerte Belichtungszeiten von bis zu 1/8000s. Externe Blitze können mit der kürzesten mechanischen Verschlusszeit von 1/320s synchronisiert werden.
Steuertasten und Drehknöpfe sind ergonomisch angeordnet. Die Verwendung eines 8-Richtungs-Joysticks und eine verbesserte Benutzeroberfläche unterstützen die schnelle Bedienung auch während der Aufnahme. Ein Verriegelungshebel verhindert unbeabsichtigte Betätigung, wobei der Benutzer wählen kann, welche Funktionen gesperrt werden sollen.
Fotografen können ihre Rechte an ihrer Arbeit schützen, indem sie beim Speichern der Bilder die Kamera automatisch ihre persönlichen Daten und Copyright-Informationen zu den Exif-Daten hinzufügen lassen. Doppelte Speicherkartensteckplätze erlauben den Einsatz von SD- (UHS-II) und XQD-Medien. Die neuen CFexpress-Karten sollen in Kürze ebenfalls verwendbar sein.
Aufladen lassen sich die Kamera optional über USB. Das mitgelieferte Ladegerät ermöglicht das Aufladen der Kameraakkus in cirka zwei Stunden, wobei die Kamera während desen weiter verwendet werden kann.
Kreativ Modi
Zu den Fotostilen der Lumix S-Modelle gehören die HLG-Foto-Modi (Hybrid Log Gamma) für Bilder mit hohem Dynamikumfang. Die Detailzeichnung in den Spitzlichtern wird dabei erhalten, so dass sie für die Wiedergabe auf HLG-konformen Geräten geeignet sind. In den HLG-Modi aufgenommene Bilder können als HSP-Dateien in 8K-Auflösung sowie im JPEG- und RAW-Format gespeichert werden.
Für den individuellen Look bieten die kamerainternen Einstellmöglichkeiten eine große Flexibilität bei der Aufnahme von JPEGs. Jeder Fotostil kann individuell angepasst, neue Stile können erstellt und gespeichert werden. Eine „Flat“-Option erzeugt JPEGs mit flachem Kontrast und verringerter Sättigung.
Bei der Porträtaufnahme erzeugt der neue AWBw-Weißabgleich einen leicht warmen Ton, und ein neuer Spitzlichter-betonter Belichtungsmessmodus fördert die Beibehaltung von Details in den hellsten Bereichen des Bildes.
Neue Panorama-Seitenverhältnisse erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten: 65:24-Filmpanorama und 2:1-Breitbildformate bieten zusätzliche Dimensionen bereits bei der Aufnahme.
Connectivity
Die Lumix S Kameras sind mit der Lumix Tether-Software kompatibel, die die Fernsteuerung über USB von einem PC aus sowie das Live-Streaming und die direkte Übertragung von Bildern während der Aufnahme auf einen PC erlaubt. Lumix Sync ist eine neue Smartphone-App für iOS/Android-Geräte, die die Fernsteuerung der Kamera und die Fotoübertragung auf das Smartdevices ermöglicht.
Die Kompatibilität mit Bluetooth 4.2 gestattet zudem eine ständige Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet bei minimalem Stromverbrauch und ermöglicht, die Kameraeinstellungen zwischen mehreren Lumix S1-Gehäusen zu teilen. Wi-Fi 5GHz (IEEE802.11ac) bietet neben 2,4GHz (IEEE802.11b/g/n) eine sichere und schnellere Verbindung.
Fazit
Panasonic überträgt seine Expertise in Sachen Systemkameras nahtlos auf das S-System. Die beiden Vollformatmodelle zielen klar auf professionelle und andere anspruchsvolle Fotografen. Während die S1 eher für den Einsatz als Multimedia-Kamera konzipiert ist, bietet die S1R Fotografen höchste Bildqualität.