Lange erwartet, jetzt endlich da: Nikon stellt heute sein neues spiegelloses Vollformat-Kamerasystem vor. Zum Start kommen die beiden Schwestermodelle Z 7 und Z 6 und kompatible NIKKOR-Z-Objektive.
Der Buchstabe »Z« bezeichnet für Nikon den Übergang in ein neues Kapitel. Im Zentrum des Z-Systems steht das neue Bajonett mit größerem Durchmesser als das F-Bajonett der Nikon DSLRs, welches neue Möglichkeiten beim Objektivdesign schaffen soll. Gleich zum Start des Systems werden verschiedene Objektive angeboten, darunter das mit 1:0,95 lichtstärkste Objektiv, das es je von Nikon gab. Zudem ermöglicht der neue Bajonettadapter FTZ die Kompatibilität von NIKKOR-Objektiven mit F-Bajonettanschluss, sodass Fotografen ihre DSLR Objektive an den spiegellosen Nikons verwenden können.
Zwei Modelle
Während die Nikon Z 7 bereits ab Ende September verfügbar sein soll, wird die Z 6 bis Ende November auf sich warten lassen. Das Z 7 Gehäuse soll im Kit mit dem FTZ Objektivadapter 3.849 Euro kosten, die Z6 wird für 2.449 Euro zu haben sein.
Beide Kameras sind mit der aktuellen Bildverarbeitungs-Engine EXPEED 6 ausgestattet. In beiden Kameras kommen CMOS-Sensoren mit rückwärtiger Belichtung (BSI) und integriertem Autofokus mit Phasenerkennung (PDAF) zum Einatz.
Die Unterscheide der äußerlich identischen Schwestermodelle: Die Z 7 bietet 45,7 Megapixel (effektiv) und einen Standard-Empfindlichkeitsspielraum von ISO 64 bis 25 600. Die Z 6 hat eine effektiven Auflösung von 24,5 Megapixel und mit ISO 100 – 51 200 einen nach oben etwas größeren ISO-Spielraum. 4K/UHD-Aufnahmen im Vollformat, für die bei der Z6 alle Pixel ausgelesen werden, sind so auch bei schwachem Licht möglich.
Die Z 7 besitzt 493 Fokusmessfelder, bei der Z 6 sind es 273. Damit werden jeweils rund 90 Prozent des Bildfelds horizontal und vertikal abgedeckt. Dieser Hybrid-AF nutzt einen für den FX-Format-Sensor optimierten Algorithmus, um bei der Fokussierung automatisch zwischen Autofokus mit Phasenerkennung und Autofokus mit Kontrasterkennung umzuschalten.
Die von Nikon DSLRs bekannten Parameter für die Scharfzeichnung innerhalb der Picture-Control-Konfigurationen wurden bei den Z-Modellen um eine neue Option ergänzt, mit der gezielt die Schärfung mittelfeiner Strukturen gesteuert werden kann. Diese Option erlaubt es Benutzern in Verbindung mit den anderen Parametern »Scharfzeichnung« und »Detailkontrast«, verschiedene Texturen im Bildausschnitt schärfer oder weicher abzubilden. Die Kameras stellen außerdem 20 Optionen für Creative Picture Control bereit. Die Effektstärke kann auf Werte zwischen 0 und 100 eingestellt werden.
Mit der Konturfilterfunktion kann der Benutzer nach einer Aufnahme mit Fokusverlagerung prüfen, ob die richtigen Einstellungen verwendet wurden. Ein simuliertes Schwarz-Weiß-Bild auf Basis der Focus-Peaking-Technologie emuliert die zu erwartende Tiefenschärfe, nachdem alle Bilder in einer Bearbeitungssoftware per Focus Stacking verarbeitet wurden.
OLED Sucher
Der elektronische Sucher der Z 7 und der Z 6 basiert auf einem OLED-Display mit 3,69 Millionen Bildpunkten. Er bietet eine Bildfeldabdeckung von cirka 100 Prozent und einen Vergrößerungsfaktor von 0,8. Der diagonale Betrachtungswinkel beträgt 37,0°. Zudem weist die Fluorvergütung des Okularschutzglases Schmutz ab. Zusätzlich kann das <i>-Menü im elektronischen Sucher angezeigt werden, damit Benutzer verschiedene Aufnahmeeinstellungen – zum Beispiel ISO-Empfindlichkeit, AF-Messfeldsteuerung und Picture-Control-Konfiguration – sehen und einstellen können, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen. Der neigbare LCD-Monitor auf der Gehäuserückseite mit Touch-Funktion misst 8,0 cm (3,2 Zoll) in der Diagonalen und löst cirka 2,1 Millionen Bildpunkte auf.
Bedienkonzept
Das Bedienkonzept der Z 7 und Z 6 entspricht weitgehend dem der DSLR Schwestermodelle. Die Gehäuse der Z-Modelle sind jedoch kompakter. Stabilität und Haltbarkeit sowie Staub- und Tropfwasserresistenz der beiden Spiegellosen liegt auf dem Niveau der Nikon D850. Für eine bessere Handlichkeit weisen beide Modelle einen Griff auf.
Derzeit noch in der Entwicklung befindet sich der Multifunktionshandgriff MB-N10, der zwei Lithium-Ionen-Akkus des Typs EN-EL15b aufnimmt und damit die Anzahl der möglichen Aufnahmen beziehungsweise die mögliche Filmaufnahmedauer auf etwa das 1,8-fache erhöht. Er soll ebenso staub- und tropfwasserresistent wie die Kameras sein und kann mit dem Netzadapter EH-7P mit Akkuladefunktion über den USB-Anschluss geladen werden.
Bedienelemente wie der Sub-Wähler, AF-ON-Taste, ISO-Einstellung und Belichtungskorrektur sind an den Kameras so platziert, dass sie die Bedienung schnell und einfach gestalten. Zusätzlich wurde oben auf der Kamera ein Display untergebracht, auf dem Informationen zu den Einstellungen angezeigt werden können – so, wie bei den Spiegelreflexkameras der Marke gewohnt.
Besonderheiten
Die Z- Modelle sind allerdings nicht einfach nur spiegellose Varianten der DSLRs Schwestermodelle: Erstmals bei Nikon Modellen verfügen die Z 7 und Z 6 über einen integrierten Bildstabilisator (VR), der Bewegungen über fünf Achsen kompensiert. Die Wirksamkeit des Bildstabilisators entspricht einer um cirka fünf Lichtwertstufen kürzeren Belichtungszeit. Diese Funktion ist auch mit NIKKOR-F-Objektiven verfügbar, auch solchen ohne Bildstabilisator, wenn sie mit dem optionalen Bajonettadapter FTZ verwendet werden. Ein wesentlicher Vorteil spiegelloser Kameras ist ihre Geräuscharmut beim Auslösen. Der Modus der Z-Modelle für leises Fotografieren eliminiert vom Auslöser verursachte Geräusche noch weiter. Serienaufnahmen sind mit der Z 7 mit maximal neun Bildern pro Sekunde möglich, die Z 6 schafft bis zu 12 Bilder/s.
4K-UHD-Video
Mit der Z 7 und der Z 6 können nicht nur 4K-UHD-Filme im Vollformat (3840 × 2160) mit 30p auf Basis des FX-Filmformats aufgenommen werden, sondern auch Full-HD-Filme mit 120p. Schärfere 4K-UHD-Filme werden durch das Auslesen aller Pixel erreicht. Zudem können Funktionen wie Active D-Lighting, der elektronische Bildstabilisator und Focus Peaking beim Aufnehmen von 4K-UHD- und Full-HD-Filmen genutzt werden. Das Original-N-Log von Nikon kann auch mit 10-Bit*2-HDMI-Ausgabe verwendet werden. Die Kameras nutzen große Farbtiefe und einen Dynamikumfang von 12 Lichtwertstufen, um Lichter und Schatten mit feinster Tonwertabstufung aufzuzeichnen. Timecodes erleichtern das Synchronisieren von Video- und Filmmaterial, das mit mehreren Geräten aufgezeichnet wurde. Und mit dem Einstellring der NIKKOR-Z-Objektive lassen sich Einstellungen wie Blende und Belichtungskorrektur ändern.
Aus Intervallaufnahmen können Zeitrafferfilme mit 8K (Z 7) erstellt werden.
Gut verbunden
Integriertes Wi-Fi sorgt für direkte Verbindungen zu Smartgeräten bei Verwendung von SnapBridge. Vorhandene Zubehörkomponenten für digitale Spiegelreflexkameras werden unterstützt, zum Beispiel der Wireless-LAN-Sender WT-7 zum Übertragen von Bildern und Filmen über LAN oder WLAN mit hoher Geschwindigkeit und Advanced Wireless Lighting mit Funksteuerung zum Fotografieren mit mehreren Blitzgeräten.