Die totgesagte Analogfotografie erlebt eine Renaissance, die viele lange Zeit nicht für möglich gehalten hätten. ProfiFoto sprach mit Andy Church, Manager bei Kodak Alaris, darüber, welche Herausforderung es zu meistern gilt, um Film wieder zurückzubringen.
ProfiFoto: Andy Church, alle reden über eine Renaissance des Fotofilms. Wie lebendig ist denn die für tot erklärte Analogfotografie wirklich? Gibt es konkrete Zahlen dazu?
Andy Church: Es stimmt, das weltweite Marktvolumen von Analogfilmen ist auf einen Bruchteil seines früheren Spitzenvolumens zurückgegangen. Eines ist jedoch sicher – die Analogfotografie ist noch lange nicht tot. Es gibt zahlreiche Fans in vielen Märkten, die dem Analogfilm bewusst treu geblieben sind. Diese ermöglichen es uns, also den Herstellern, auch weiterhin Filme zu produzieren und zu verkaufen. Wir von Kodak Alaris beobachten sogar eine steigende Nachfrage nach Analogfilmen. So konnten wir in Europa in den letzten drei Jahren zunehmend mehr Filme verkaufen.
Kodak Alaris hat in 2018 verschiedene Filme auf den Markt gebracht. Welche Filme waren dies genau?
Aufgrund der hohen Nachfrage war es uns möglich, unser Film-Portfolio neu zu bewerten – und sogar um zusätzliche Produkte zu erweitern. In manchen Fällen kann es relativ leicht sein ein Produkt (zurück) auf den Markt zu bringen. In anderen Fällen gestaltet sich dieser Prozess als sehr aufwändig. Daher freuen wir uns ausgesprochen, dass wir allein im vergangenen Jahr diverse Produkte auf den europäischen Markt gebracht haben. Erst 2012 wurde der Ektachrome E100 vom Markt genommen. Aus jetziger Sicht ist es noch nicht lange her. Gleichzeitig hat sich aber einiges verändert – und so haben wir 2016 beschlossen, den Ektachrome E100 wieder zurück auf den Markt zu bringen. Leider hat letztlich dann alles aber doch etwas länger gedauert, als wir anfangs gedacht hatten. Seit der photokina im September 2018 konnten wir die Produktion dann aber endlich voll starten und wir waren geradezu überwältigt von den vielen sehr positiven Reaktionen von Fotoenthusiasten und Filmbegeisterten, die uns erreicht haben.
Außerdem haben wir den T-Max P3200 im Angebot, ein Hochgeschwindigkeits-Schwarz-Weiß-Film im Kleinbildformat. Er eignet sich hervorragend für eine Push-Entwicklung bei ISO 3200 und ist ideal für Low-Light-Aufnahmen. Auch der preislich sehr attraktive Pro Image 100 erfreut sich einer zunehmend großen Beliebtheit bei professionellen Anwendern. Fotografen, die nur eine geringe Stückzahl benötigen, können unsere 5×4 inch Schwarz-Weiß-Planfilme schon ab einer Menge von zehn Blatt statt der bisherigen Menge von 50 Blatt erwerben. Die Nachfrage nach unserem Ultra Max 400 im Kleinbildformat war so groß, dass wir uns entschlossen haben, ihn nicht nur als Einzelfilm, sondern auch im kostengünstigen 3er-Pack anzubieten.
Welche Herausforderung gilt es zu meistern, wenn man einen Film zurückholen möchte?
Es gibt hierbei eine Vielzahl von Dingen zu beachten. Die wichtigste Bedingung ist, dass es für das ausgewählte Produkt eine Nachfrage geben muss. Der Film muss einen Mehrwert besitzen, den andere Filme, die bereits angeboten werden, nicht bieten. Der nächste Schritt ist die Filmbeschaffenheit. Es muss ermittelt werden, welche Komponenten für die Filmherstellung benötigt werden und ob diese noch verfügbar sind. Oftmals ist dies nämlich nicht der Fall. Das kann dann eine echte Herausforderung sein. Beim „neuen“ Ektachrome besaßen wir etwa dieselben Zielsetzungen wie beim Vorgänger. Wir wollten sicherstellen, dass der Film dieselbe hohe Qualität besitzt.
Entsprechen die wieder eingeführten Analogfilme den Filmen, die vorher vom Markt genommen wurden – oder handelt es sich hierbei um weiterentwickelte Versionen? Falls ja, inwiefern?
Generell versuchen wir natürlich, dass die Filme mit den Vorbildern so weit wie möglich übereinstimmen. Manchmal stellen wir im Entwicklungsprozess jedoch fest, dass uns neue Technologien helfen können, um einen Film noch weiter zu verbessern. Beispiele hierfür sind etwa ein breiterer Farbraum oder die Entwicklungsfähigkeit eines Films.
Viele analoge Fotografen hoffen auf größere Filmformate. Was sind die Pläne von Kodak Alaris hierzu?
Wir prüfen derzeit, ob wir den Ektachrome auch als Mittel- beziehungsweise Großformat anbieten können. Diese Filme werden auf verschiedenen Basistypen produziert, was eine sehr intensive Entwicklungsarbeit von unserer Seite erfordert.
Wer produziert eigentlich die Filme für Kodak Alaris?
Kodak Alaris wurde 2013 gegründet, als der britische Kodak Pensionsfonds zwei wesentliche Geschäftsbereiche von Eastman Kodak erwarb. Eastman Kodak behielt das Recht, sämtliche Kodak-Filme herzustellen. Kodak Alaris bekam die alleinigen Vermarktungs- und Verkaufsrechte für Kodak-Filme.
Inzwischen gibt es kaum noch Labore, die Analogfilme aufgrund der niedrigen Menge professionell entwickeln. Haben Sie hierzu Tipps für Fotografen?
Abgesehen von der Online-Suche ist es möglich, ein Filmlabor über die Kodak Professional Film App zu finden. Anhand der Postleitzahl des eigenen Standorts ermittelt die App, wo sich das nächstgelegene Filmlabor befindet. Die App ist kostenlos im App Store erhältlich. Dazu bietet sie dem Nutzer zahlreiche Informationen zu den verschiedenen Filmtypen und -formaten und sogar ein Tutorial für die Entwicklung eines Schwarz-Weiß-Films in der eigenen Dunkelkammer. Auch gibt es verschiedene Einzelhandelsgeschäfte, die mit solchen Laboren in Kontakt sind und die Entwicklung als Service anbieten.
Wo können Analogfilme erworben werden?
Also ich finde es großartig ist, dass man als Nutzer überhaupt eine Qual der Wahl hat! Es gibt eine Menge von Online-Händlern, Distributoren und lokalen Einzelhändlern – da kann jeder Nutzer völlig frei wählen und sich je nach Präferenz für seinen Lieblingshändler entscheiden. In der Kodak Professional Film App gibt es neben den genannten Filmlaboren auch die Möglichkeit, den nächsten Händler zu finden.
Was sind die Aussichten für Analogfilme? Sind weitere Filme geplant?
2018 war für uns ein wirklich herausragendes Jahr – und ein Meilenstein für neue Filme und Filme, die wir wieder zurückgebracht haben. Aktuell sind wir sehr beschäftigt mit der Entwicklungsarbeit des Ektachrome im Mittel- und Großformat. Was danach unsere nächsten Schritte sein werden, prüfen wir derzeit noch.