Frank Werner und seine Firma Extreme Visual Media ( www.xvm.de) schulen und beraten seit über 15 Jahren Anwender in Sachen Digital Imaging. Als einer der ersten konnte der Fotograf das neue Phase One IQ3 100MP TriChromatisch in der Praxis testen.
Im Herbst hat Phase One das IQ3 100MP TriChromatic Digital Back vorgestellt. Neu daran sollen die Farbfilter sein, die in Zusammenarbeit mit Sony nach Spezifikationen von Phase One entwickelt wurden. Dieser neu entwickelte Bayer-Filter soll, so Phase One, die Farben besser trennen und damit eine hochwertigere Farbwiedergabe bei verbessertem Rauschverhalten erreichen.
„Zu schön um wahr zu sein“, war mein erster Gedanke, als ich von diesem Back hörte. Jeder, mit dem ich sprach, drückte seine Zweifel aus, ob, was und wieviel diese neue Filtertechnologie bringen könne.
Selbst sehr im Zweifel und ohne Vorstellung, was den Unterschied ausmachen könnte, bat ich Phase One, mir ein reguläres IQ3 100 und ein IQ3 TriChromatisch zur Verfügung zu stellen. So bekam ich wohl als einer der allerersten in Deutschland das neue und das reguläre IQ3 100MP Back zum Testen.
Was ist anders?
Phase One hat die Überlappung der einzelnen Farbkanäle Rot, Grün und Blau verringert und die Trennung zwischen den Kanälen gesteigert. Die entsprechenden Werte des trichromatischen Backs sind steiler, überlappen weniger und trennen damit die Farben besser.
Hierdurch wird die Lichtempfindlichkeit leicht reduziert. Daher liegt die Basis-Empfindlichkeit des Backs bei ISO 35. Als Resultat erhält man aber, trotz verminderter Empfindlichkeit, durch die bessere Farbtrennung auch bei ISO 50 oder ISO 100 eine bessere Bildqualität, da weniger Farbrauschen auftritt. Selbst bei ISO 6400 und ISO 12800 zeigt sich eine bessere, weniger auffällige Rauschcharakteristik.
Studiotest
Als ersten Studiotest nutzte ich einen Reproaufbau mit einem ColorChecker SG, Capture One und basiCColor Input, mit dem man eigene ICC Profile für Kameras erzeugen kann. Da ich bei technischen Neuerungen ein sehr misstrauischer Zeitgenosse bin, hatte ich mir erstmal überlegt, wie man alle Störfaktoren oder auch vom Hersteller erdachte, nicht technische „Optimierungen“ ausschließen kann. So bestand mein erster Schritt darin, zusätzlich zu den Phase One ICC Profilen mit basiCColor Input meine eigenen zu erstellen, für jede Lichtsituation eine Referenzaufnahme mit Graukarte zu machen und exakt dieselben Einstellungen an Kamera und Back zu verwenden. So stand ich acht Stunden im Studio, doch die ersten Ergebnisse waren ernüchternd. Zwar sah ich Unterschiede zwischen den Color Checker Aufnahmen, aber welche davon besser oder schlechter waren, war für mich nicht ersichtlich. Etwas frustriert telefonierte ich mit Phase One und bekam die Auskunft: Vergiss den Color Checker, nimm beide Kameras und geh raus fotografieren, dann wirst du es sehen.
Die Praxis
Ein paar Tage später stand ich also – noch immer zweifelnd – mit dem IQ3 TriChromatisch und dem IQ3 vor ein paar herbstlichen Bäumen und machte Bilder mit „fast“ exakt denselben Kameraeinstellungen. Der einzige Unterschied ergab sich durch die niedrigere Minimal-Empfindlichkeit des Tri Chromatik-Backs.
Abends um 10 Uhr vor meinem frisch kalibrierten EIZO CG248-4K schaute ich mir die Bilder in Capture One an und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Grüntöne in den Blättern wirkten lebendiger, die roten Blätter intensiver. Der erste Gedanke war, „das kann nicht sein, du hast was falsch gemacht“. Also habe ich die Bilder in den relevanten Punkten abgeglichen: Gleicher Benutzerweißabgleich, Weißabgleich mit Graukarte, ICC Profile von Phase One. Dann habe ich noch das ICC Profil des IQ3 TriChromatisch auf die IQ3 und umgekehrt angewandt. Denn, so dachte mein misstrauisches Ich, vielleicht haben sie ja nur das Profil optimiert. Anschließend schnappte ich mir meine eigenen Profile und erzielte auch damit immer dasselbe Ergebnis: Die Bilder des TriChromatischen Backs waren differenzierter und die Farben schöner abgestuft.
Ich entwickelte drei Bilder, zeigte sie mehreren Mitarbeitern und wollte wissen, ob sie einen Unterschied sähen. Alle vier Befragten deuteten spontan auf das Bild vom TriChromatischen Back, gefolgt von ähnlichen Aussagen wie: „Es wirkt differenzierter, echter, schöner.“
Ich habe dann mit unterschiedlicher Sättigung und optimiertem Weißabgleich weiter experimentiert, und bin damit ein bisschen näher an das „ideale“ Ergebnis des TriChromatischen Backs herangekommen. Aber immer war das Bild ein bisschen anders. Mehr Sättigung – das Bild vom normalen IQ3 wurde farbiger, aber nicht reiner und differenzierter… ein anderer Weißabgleich – die Charakteristik änderte sich, aber die unterschiedliche Differenziertheit blieb.
Unterwasser
Daraufhin ging ich ins Aquarium des Münchner Zoos. Jeder Unterwasserfotograf weiß, wie schwierig es ist, klare und differenzierte Farben unter Wasser zu bekommen. Und auch hier waren die Bilder zum großen Teil besser, Störfarben entstanden seltener. Während ich mit bloßem Auge das Gelb als pures Gelb gesehen hatte, war auf dem Monitor beim klassischen Sensor immer ein leichter Grünstich im Gelb erkennbar (bei exakt gleichem Weißabgleich und Profilen). Sicherlich kann man das auch in der Bildverarbeitung korrigieren, dann jedoch nur per Augenmaß, da der Weißabgleich, der solche Probleme korrigieren soll, hier versagt hat. In diesem Fall ist wohl die Trennung von Farben und Störfarben beim klassischen Farbfilter nicht ausreichend.
Zum letzten Test ging es zurück ins Studio. Nun fotografierte ich unter denselben Bedingungen Orchideen, um die Fujifilm GFX, das IQ3 und das IQ3 TriChromatisch zu vergleichen. Die Bilder der Fujifilm GFX (mit 50MP Sony CMOS Sensor) habe ich zur besseren Vergleichbarkeit in DNGs umgewandelt, damit ich sie in Capture One öffnen kann und dort manuell das IQ250 Profil (gleicher Sensor, Phase One Rendering, daher recht vergleichbare Farben) zugewiesen. Im Ergebnis waren das Phase One IQ3 100 und die Fuji GFX in der Farbdifferenzierung sehr ähnlich, das IQ3 TriChromatisch stellte die Farben aber deutlich reiner und differenzierter dar.
Fazit
Insgesamt habe ich bei meinen Tests rund 200 Aufnahmen gemacht. Auf etwa einem Viertel der Aufnahmen konnte ich visuell kaum einen Unterschied ausmachen, die anderen Bilder wirken farblich echter, differenzierter und schöner. Nachdem Phase One und Capture One schon immer für ihre gute Farbdarstellung bekannt waren, geht die dänische Firma mit dem TriChromatischen Sensor noch einmal einen konsequenten Schritt in Richtung besserer Bildqualität. Wer mit einer Phase One arbeitet, will die beste Qualität für seine Bilder, geht in der Regel dafür an seine fotografischen Limits und erwartet das auch von seiner Kamera. Wer sich hier wiederfindet und den Kaufpreis rechtfertigen kann, für den ist das TriChromatische Back eine gute Wahl.
Von: Frank Werner