Der aufgeräumte, reduzierte und saubere Bildstil des Julius Ise kommt gut bei seinen Kunden an. Er mag es gerne unkompliziert, bei voller Konzentration auf Motiv und Model.
Urprünglich aus Konstanz am Bodensee zog der People- und Fashionfotograf mit 21 Jahren nach Esslingen bei Stuttgart. Dort begann er eine Ausbildung als Fotodesigner, brach diese aber nach 2 Jahren ab, um die Zeit und das Geld direkt in seine Karriere zu investieren und sich schließlich 2011 selbstständig zu machen. Bereut habe er diese Entscheidung keinen Tag. Eingestiegen ist Ise über die Nightlife-Fotografie: „Ich habe in wenigen Jahren über 300 Events in ganz Europa dokumentiert und dabei viele Kontakte gewinnen können.“ Parallel dazu begann Ise dann zu portraitieren – zunächst im Outdoor-Bereich mit einem Aufsteckblitz oder kleinen Reflektor, bevor er in die Arbeit im Fotostudio überwechselte.
Ises Bildstil lässt sich gut und gerne als einfach und clean beschreiben. Die Fotos scheinen wenig verspielt und auf das Wesentliche reduziert. Weniger ist mehr gilt zum Beispiel auch für Ises Licht Set-Ups. „Ich verwende ungern fünf Blitze für mehrere Streiflichter, als Beispiel, lieber ein starkes Hauptlicht und vielleicht ein weiteres Licht als Effektlicht oder zum Aufhellen. In der Bildbearbeitung ist das Ganze sehr ähnlich. Ich versuche mich mit extremen Looks und Effekten zurückzuhalten“, konzentriert sich Julius Ise lieber auf das Motiv als solches. Für die meisten Shootings hat Ise dabei vorab ein genaues Briefing mit Layout parat. Je nach Projekt beginnt dies schon beim Make-Up, geht über die Location bis hin zu Bildaufbau und Posing. Natürlich lasse sich nicht immer alles zu hundert Prozent planen, doch Ise weiß aus Erfahrung, dass man so deutlich bessere Ergebnisse erzielt, als wenn man einfach drauflos fotografiere. Gleiches gelte für die Bildbearbeitung. „Oft haben wir Moodboards mit Fotos, die uns vom Look gut gefallen. Von solchen Fotos lassen wir uns dann inspirieren und wissen bereits am Anfang der Bearbeitung, in welche Richtung es gehen soll.“ Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept weiß Julius Ise genau, worin dieses begründet ist: „Mache das, was dir liegt und woran du Freude hast. Erfolg lässt sich kaum erzwingen. Wenn man etwas jedoch aus Überzeugung und Spaß an der Arbeit angeht, ist man langfristig motiviert und die Arbeit zahlt sich meiner Erfahrung nach aus.“
Doch was gilt es bei Ises Sport-, Fashion- und People-Fotografie zu beachten, wie bereitet man sich optimal vor? Der Fotograf befasst sich vor dem Shooting mit dem Projekt bzw. dem Kunden. Man sollte außerdem sein Handwerk gut beherrschen. Während eines Shooting sollte man sich nicht mehr auf die Technik, sondern auf das Motiv konzentrieren müssen. Gerade durch freie Arbeiten kann man dabei viel Routine lernen, die einem dann bei größeren Projekten hilft. „Konzentriere dich nicht auf den Blitz oder das Objektiv, sondern auf das Motiv!“ Vor einem Shooting überlegt Julius Ise sich daher genau, wie das Set-Up abläuft und welche Technik er verwenden möchte. Beim Shooting selbst zählt dann nur noch das Aufbauen und im Kopf voll und ganz beim Motiv zu sein. Bei seiner Projektauswahl ist es Ise besonders wichtig, einen persönlichen Bezug und ein Interesse an den Projekten zu haben, die er umsetzt. Bei Jobs ist dies natürlich nicht immer möglich, aber auch hier finde sich eigentlich meistens ein passender Ansatz, der das Thema interessant für den Fotografen macht. Bei freien Projekten muss ihn das Thema dagegen definitiv interessieren, damit er sich auf fotografische Art und Weise damit auseinandersetzen kann. Inzwischen kommen die meisten Aufträge über Werbeagenturen, bei denen sich Ise persönlich vorgestellt habe. Einige luden ihn ein, bei anderen bewarb er sich aus Eigeninitiative.
Julius Ises Fokus liegt eindeutig auf der „Peoplefotografie“, seien es Porträts oder Werbekampagnen. Zwar sei dort das Ergebnis etwas anders, aber in allen Fällen stehe der Mensch im Vordergrund. Zum jetzigen Zeitpunkt seiner Karriere kann Ise es sich nicht vorstellen, nur Profi für Porträts oder ausschließlich Werbung zu sein. Eventuellen Änderungen im Laufe der Karriere sieht Ise gelassen entgegen: „Derzeit bringt mir diese Abwechslung viel Spaß bei der Arbeit.“ Produktfotografie hingegen versucht der Fotograf tatsächlich so gut es geht zu meiden. „Nicht weil ich es nicht kann, sondern weil mir die Freude bei der Arbeit fehlt und ich dabei schnell die Lust an der Fotografie verliere“, beteuert Ise. Seine Inspiration und Bildideen holt sich der Stuttgarter in diversen Fotoblogs, bei Fotografen auf Instagram und in Zeitschriften. Auch Reisen, die er macht, die Menschen, die ihn umgeben und seine privaten Interessen, inspirieren Ise. Als Ausgleich zum Job nutzt und liebt Julius Ise den Sport – trainiert abends nach der Schreibtisch- und Shootingarbeit regelmäßig im Fitnessstudio.
Zu seiner Standradausrüstung zählt Julius Ise eine Nikon D800 mit den 24-70mm 2,8 und 28mm 1,8 Objektiven. Mit dieser Kamera habe er eine hervorragende Bildqualität samt sehr hoher Bildauflösung. Dies komme ihm beim Retuschieren der Bilder sehr entgegen. Mit Festbrennweiten erhalte man außerdem ein saubereres und schärferes Bild als mit einem Zoom. Gerade bei einer solchen Auflösung wie der einer D800 sei dies besonders von Bedeutung, um das Maximale aus der Aufnahme rausholen zu können. Sein Manfrotto Stativ 055XPROB hat Ise immer im Kofferraum dabei, zusätzlich nutzt er die Lastolite Ezybox mit einem Nikon SB900 als kleine mobile Softbox. Wie bereits erwähnt, ist eine gute Planung sehr wichtig für Ises Arbeit. Dazu gehöre natürlich auch zuverlässiges Equipment. „Bei Stativen verwende ich sowohl für meine Kamera, als auch für alle meine Blitze Manfrotto. Gerade bei Outdoor-Shootings ist es sehr wichtig, hochwertige und stabile Stative zu haben. Hier kann der Fotograf sich meiner Erfahrung nach auf die Qualität von Manfrotto verlassen und weiß seine Blitze und Kameras daher gut aufgestellt und befestigt.“
Seit Ende letzten Jahres konzentriert sich Julius Ise nun vermehrt auf Sport-Fotos. Dabei geht es weniger um die Dokumentation von Sportevents, wobei er in diesem Jahr auch die Deutsche Rugby Nationalmannschaft im Trainingslager für das Magazin „No Sports.“ fotografiert hat, als vielmehr um Lifestyle- und Werbekampagnen rund um das Thema Sport und Fitness. In dieser Richtung möchte Ise auch in der unmittelbaren Zukunft vermehr weiterarbeiten. Sein bisher spannendstes Projekt beschreibt der Fotograf als das Schwarzlicht Shooting mit dem Titel „the Black Light Warriors“. Das Shooting war sehr ausführlich geplant, die Visagistin vorab mit Layouts zur Kriegsbemalung gebrieft. Dennoch gab es zahlreiche Punkte im Shooting, bei denen Ise nicht vorhersagen konnte, wie sie sich verhalten würden: Da man die Farben für das Make-Up nur unter Schwarzlicht richtig sehen und beurteilen kann, musste das Team um Ise das gesamte Studio inkl. Make-Up-Platz völlig dunkel halten und nur mit UV-Lampen beleuchten. Dies machte vor allem die Koordination nicht einfach. „Da ich die UV Strahler erst am Shootingtag abholen konnte, wusste ich auch nicht, wie stark sie wirklich sind und ob und wie sie sich mit meinen roten Scheinwerfern für das Streiflicht kombinieren lassen“, berichtet Ise. Jedoch gerade wegen der guten Vorbereitung habe am Schluss dann doch alles perfekt funktioniert. Ergebnis des achtstündigen Shootings waren besonders starke Bil-der.
Zum Schluss hält Julius Ise noch seinen ganz persönlichen Tipp für Nachwuchsfotografen bereit: „In den seltensten Fällen kommt man von heute auf morgen an große Jobs. Man muss klein anfangen und sich langsam hocharbeiten. Sei es von Kunde zu Kunde, durch Empfeh-lungen oder auch innerhalb einer Werbeagentur, um den Kunden von seiner Arbeit zu überzeugen, so dass man langfristig weitere und größere Aufträge erhalt. Deshalb ist es sehr wichtig, Freude an der Arbeit zu haben und das zu tun, was einem wirklich selbst am Herzen liegt. Sei immer selbstbewusst, denn du bist der Profi und nicht der Kunde. Mache immer ein Backup deiner Fotos. Nichts ist schlimmer, als wenn bei oder nach einem Shooting die Aufnahmen verloren gehen. Sichere dich außerdem mit einem Vertrag ab, egal ob bei Locations, mit Models oder einem Kunden, damit du die Fotos auch für deine Eigenwerbung verwenden kannst“, weist Ise auch auf potenzielle Stolpersteine im Foto-Business hin.
Julius Ise, geboren in Konstanz am Bodensee, ist mit 21 Jahren nach Esslingen gezogen, um dort eine Ausbildung als Fotodesigner zu absolvieren. Er entschied sich jedoch gegen die Vollendung der Ausbildung und ist nun seit 2011 als selbstständiger Fotodesigner unterwegs.
Dieser Beitrag ist in ProfiFoto 10/16 erschienen.