Macht erst ein Print ein Foto zum Werk? Entwickelt ein Bild erst auf Papier Präsenz jenseits der digitalen Bilderflut? Oder reicht die Präsentation als Bilddatei? Wie gehen Fotografen mit dieser Frage persönlich um? ProfiFoto hat nachgefragt.
Das wollten wir wissen:
- Wann wird ein Foto zu einem Werk – schon als Datei, oder erst als Ausdruck? Entsteht Kunst erst im Druck?
- Masse statt Klasse: Entwertet die digitale Bilderflut das einzelne (gedruckte) Foto?
- Was passiert mit Ihren nicht gedruckten Bildern? Bleiben die auf Ihren Festplatten, oder wie werden sie präsentiert?
Die Antworten von Peter Hytrek, DINAX GmbH
- Die Präsentation ist das originäre Ziel der Fotografie.
Im Bereich Präsentation von Werken hat es sehr viele Entwicklungen gegeben. Das iPad oder der Computer-Monitor ist der moderne Diaprojektor. Ein Monitor ist Teil des modernen Labors und dient der Sichtung von Material. Das projizieren von Werken ist meines Erachtens ideal für Vorträge und Bewegtbilder. Die klassische und gleichzeitig wertigste Präsentationsform bleibt der Ausdruck. Somit bin ich der festen Überzeugung: Erst durch den Ausdruck wird das Motiv zum Werk.2. Eindeutig Ja. Früher haben Sie an einem „Fototag“ vielleicht zwei oder drei Rollfilme mit je 12 Aufnahmen gebraucht, um 20 sehr gute Bilder zu erstellen. Ich versuche das auch in Zeiten der digitalen Fotografie genauso zu handhaben. Heute kommen viele Fotografen mit mehreren Speicherkarten und x Hundert Bildern von einem vergleichbaren Ausflug …
Eine aus meiner Sicht sehr fragwürdige Vorgehensweise. Scherzhaft könnte man das vermehrte Auslösen als Hinweis dafür werten, dass die so handelnde Person vielleicht überlegen sollte, ins Filmhandwerk zu wechseln. Bezogen auf die engagierte Klientel Ihrer Leserschaft hat die Fotografie einen handwerklich künstlerischen Anspruch. Ich versuche stets, mich gezielt auf das Motiv einzulassen. In meinen Augen ist eine große Menge von Aufnahmen selten ein Zeichen von fotografischem Sachverstand und erst recht kein Beweis für Kreativität.
Ehrliche und gute Fotografie ist meist weder ein „Schnappschuss“ noch ein Zufallsprodukt aus 1.000 Auslösungen. Vielmehr beginnt die Kunst mit der Findung des Motivs und das Handwerk schließt sich mit der Abwägung von Verschlusszeit, Blende, Perspektive und Brennweite daran an. Dieser Schaffensprozess ist an sich zwar noch kein Garant für hervorragende Fotos, aber schafft Fokussierung. Auch erspart diese Vorgehensweise, in Verbindung mit wohl dosierter Fotografie, viel Arbeit im digitalen Labor. Ich kann mir in anderen Bereichen der Kunst kaum vorstellen, dass inflationäres Malen, Zeichnen oder Schreiben je einen wahren Künstler hervorgebracht hätte.
Deshalb möchte ich keine Empfehlung geben, wie man mit der Bilderflut umgeht. Vermeidung von Bilderflut durch konzeptionelle Vorgehensweise ist der Schlüssel zu guten, präsentablen Fotos.3. Auch in Bezug auf die vorherige Frage empfehle ich zunächst folgendes: Seien Sie knallhart und sortieren sie großzügig aus. Den zweitbesten „Schuss“ werden Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in 20 Jahren nicht mehr verwenden. Alle übrig gebliebenen wirklich guten Fotos speichere ich systematisch ab und sorge durch doppeltes Backup so für Sicherheit. Ich schaue mindestens einmal jährlich nach den archivierten Daten unter der Prämisse: Sind die Datenträger und die Dateien in beiden Backups noch lesbar? Gibt es neue Dateiformate, in die ich die Bilder verlustfrei übertragen sollte, um Zukunftssicherheit zu erlangen?
Letztlich, und das ist die Antwort auf Ihre Frage, drucke ich nahezu alle guten Fotos aus. Dafür verwende ich archivfeste Tinten und Papiere. Ich organisiere die Drucke in kleinen Kisten aus Karton, ähnlichen denen, die man früher für Fotopapier verwendet hat. Meine Werke werden so zudem haptisch, ein für mich sehr wichtiger Aspekt der Fotografie. Ein netter Nebeneffekt ist, dass Ausdrucke eine sehr sichere „Speichermethode“ darstellen, denn Datencrash oder unlesbare Datenformate können diesen Werken zukünftig nichts anhaben.
Meine mir wichtigsten Werke vergrößere ich auf A3+ Format. Dafür verwende ich entweder Barytpapier oder matte, glatte (büttenähnliche) Papiere. Ein Buchbinder in der Nachbarschaft baut mir immer wieder identische Schachteln aus gestärktem schwarzem Fotokarton. So werden die Bilder archiviert und sind jederzeit wertig präsentierbar.
Werke, die ich ausstelle, verrahme ich klassisch mit breiten glatten Leisten, glaslos hinter einem Passepartout. Wirklich große Werke (ab 1,5 qm) werden auf Alu-Dibond aufgezogen.
Weitere spannende Antworten zur Umfrage von David Neubarth -Fotograf Studio X1, Julian Röder – Sander Digital Pictures GmbH, Hans van Ommeren – Künstler und Fotograf und Doria Laura Heneis – Autorin und Fotografin sind in der ProfiFoto Ausgabe 1-2/16 abgedruckt.