In den Sozialen Netzwerken ist Fotografie zu einer Art Alltagssprache geworden. Doch trotz des inflationären Konsums von Bildern besteht in Werbung und Medien ein wachsender Bedarf an visuellen Inhalten für gute Kommunikation und Präsentation. Davon können Fotografen profitieren, wenn sie ihr Portfolio gut platzieren und die richtigen Plattformen für ihre Selbstvermarktung nutzen, um die gewünschten Kunden zu erreichen.
Aus der Perspektive eines Auftraggebers gibt es viele Fotografen, die für einen Job in Frage kommen, trotzdem suchen zum Beispiel Werbeagenturen immer nach dem besonderen Portfolio, das zugleich hochspezialisiert, frisch, ideenhaft und prall gefüllt mit Referenzen ist. Unternehmenskunden sind leichter zu gewinnen, sie wollen in der Regel kein Portfolio sehen. Ihnen genügt die Empfehlung für einen Fotografen, den sie vor dem Job selten kennenlernen wollen. Auch das Portfolio oder die Website des Fotografen ist für sie nicht entscheidend. Diese unterschiedlichen Suchgewohnheiten und Anforderungen von Auftraggebern an ihre visuellen Dienstleister sind sicher beispielhaft, machen aber deutlich, dass Fotografen ihre Geschäftspartner gezielt und individuell ansprechen müssen, damit sie ins richtige Blickfeld rücken.
Für viele Fotografen bedeutet Selbstvermarktung „ich muss mal wieder eine Aussendung machen“. Damit ist eine Aktion gemeint, die nach dem Gießkannenprinzip funktioniert, denn alle Kunden im Verteiler bekommen das gleiche Mailing. Für manchen Kunden mag das eine attraktive Ansprache sein, ein visueller Reminder, der ihnen den Fotografen kurzzeitig wieder auf den Schirm holt. Mit einer langfristigen und nachhaltigen Marketingstrategie hat das nur wenig zu tun.
Für die Auswahl der richtigen Maßnahmen ist ausschlaggebend, wie die Entscheider nach „ihrem“ Fotografen suchen und was sie veranlasst, einen neuen Fotografen einzusetzen. Profikunden wie Agenturen oder Verlage haben wenig Zeit, sie lieben gut strukturierte Übersichten und Online-Präsentationen, die den Fokus auf die Bilder legen. Sie wollen relevante Themen schnell finden und legen großen Wert auf ästhetisch ansprechende und hochwertige Präsentationen. Selten googeln sie Keywords, Themen oder Orte, um einzelne Fotografen zu finden. Lieber nutzen sie Plattformen, editierte Kompendien oder die Anfrage bei Repräsentanten, um ihren Kunden und Creative Direktoren eine Auswahl vorzuschlagen. Empfehlungsmarketing funktioniert bei ihnen nicht, sie wollen einen neuen Bild-Stil, einen coolen Look oder einen frischen Nachwuchsfotografen selbst entdecken. Sie informieren sich auch gern in internationalen Communities und setzen für Kampagnenproduktionen oder eine neue Bildsprache in der Unternehmenskommunikation ausländische Fotografen ein.
Im Bereich der Reportage- und Industriekunden oder in der Unternehmenskommunikation funktioniert die Suche nach einem neuen Fotografen anders. Hier kommt es regelmäßig vor, dass ein Fotograf über Keywords, wie zum Beispiel die Themen der Fotografie oder in der passenden Region des Unternehmens gesucht wird. Auch in Fotocommunities schauen diese Kunden sich gerne um. Bildsprache ist hier nicht das entscheidende Kriterium, sondern zeitnahe Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und zum Budget passendes Honorar zählen für sie.
Wer als Fotograf von Profikunden gefunden werden will und dabei in der Marketingstrategie ausschließlich auf Suchmaschinenoptimierung, Social Media und Google AdWords setzt, erzielt zwar Reichweite, aber verfehlt seinen Kunden. Denn diese Jobs werden über die bekannten Print- und Online Marketingtools vermittelt. Fotografen ohne Repräsentanz sollten diese Plattformen und Communities kennen und sich für den richtigen Marketingmix entscheiden. Printkompendien wie beispielsweise Lürzers, Blickfang oder das BFF-Magazin bieten ein exzellentes Umfeld und ansprechende Qualität. Unter den Online Communities finden beispielsweise Caetch, GoSee, inpholio oder Production Paradise bei Profikunden Beachtung.
Neben guten Inhalten, einer einprägsamen Bildsprache und dem Denken in interessanten Geschichten, können Sie als Fotografen ihre Chancen, passende Kunden zu erreichen, deutlich erhöhen. Definieren Sie Ihre Zielgruppe sorgfältig, setzen Sie Ihr Marketingbudget daraufhin ein und kontrollieren Sie den Erfolg. Denn auch hier gilt: Tue nichts, was du nicht messen kannst. Wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie relevante Kontakte und Geschäftspartner, welche Medien, ob Print oder Online, sie gerne nutzen.
Und wie findet man Sie?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der richtigen Positionierung und Präsentation.
Diese Kolumne ist in der ProfiFoto 11/15 erschienen.