Die Konferenz „Future Visions“ im Rahmen der Triennale der Fotografie in Hamburg hat sich mit den unterschiedlichen Perspektiven für die Zukunft der Fotografie beschäftigt. Trendforscher Eike Wenzel erklärte in seinem Vortrag die relevanten Megatrends unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren und die Folgen der Digitalisierung für die Fotografie. Dabei wurde deutlich, dass Fotografen sich aus vielen neuen Themenfeldern bedienen können, um sich als Bildautoren am Markt erfolgreich zu positionieren.
Alasdair Foster, Kultur-Consulter aus Sydney, beschreibt den Wandel der Fotografie so: „Das dritte Zeitalter hat begonnen, die Kamera des 19. Jahrhunderts hat uns ferne Dinge näher gebracht?… Im 20. Jahrhundert rückte der Aspekt des Archivierens in den Vordergrund: Fotos als Träger der Erinnerung… Im 21. Jahrhundert?… Konversation statt Konservierung?… Heute steht Fotografie für Leben und Zwischenmenschlichkeit, nicht für Tod und Ferne. Ich halte das für eine sehr aufregende Perspektive“.
Eine sehr knappe aber einleuchtende Zusammenfassung der fotografischen Entwicklung der letzten Jahrhunderte, die mit einem Blick auf den Wertewandel unserer Gesellschaft klarer wird. Nach Eike Wenzel, dem Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung in Heidelberg, erleben wir in der Fotografie einen Trend zur Informationalisierung der Lebenswelt. In den Social Media Netzwerken werden in Echtzeit Fotos aus dem eigenen Leben gepostet, mit dem Ziel, zu teilen und mitzuteilen. Es geht um Konversation und Kommunikation zu jeder Zeit an jedem Ort und über jedes Thema, denn Digitalisierung ermöglicht dezentrales Senden und Konsumieren.
Was sind nun die großen Megatrends der kommenden dreißig Jahre? Nach Eike Wenzel: Alterung, Gesundheit, Globalisierung, Neo-Ökologie und Mobilität. Diese Themen gliedern sich weiterhin in spannende Bereiche, unter anderem: Familie 2.0, Individualisierung, New Work, Digitalisierung, Social Media oder Powershift. Spannend denke ich, da wir alle mehr oder weniger von diesen Themen in unserem Alltag betroffen sind. Wir erleben, wie sich unsere Lebensgewohnheiten, der Konsum von Produkten oder Dienstleistungen und auch die Kommunikation in unserem Lebens-umfeld verändern. Auf die Fotografie bezogen beinhalten diese Trends großes Potenzial, was Fotografen für ihre Arbeit nutzen sollten.
In der digitalen Konsumgesellschaft hat neben der Information auch die Unterhaltung große Bedeutung. Ein Bildautor kann sein gewähltes Thema sowohl unterhaltsam und plakativ (Werbung) inszenieren als auch dokumentarisch oder erzählend (Journalismus/Redaktion) umsetzen. Und besonders die Realisation von freien Arbeiten gibt den Fotografen die Möglichkeit, neue und relevante Themen zu identifizieren und sich damit als Bildautor am Puls der Zeit zu positionieren.
In Gesprächen mit Fotografen entsteht immer wieder die Fragestellung: „Was sind gute freie Themen für das eigene Portfolio/die Website?“. Ich denke, Fotografen haben eine Verpflichtung, sich mit aktuellen Trends und Entwicklungen sowohl in der Gesellschaft als auch in der Bildsprache zu beschäftigen. Denn nicht nur aus eigenem Interesse als Mensch in der Gesellschaft sind diese Themen interessant, für Fotografen liefern sie wertvolle Inspiration für die eigene Arbeit. Denn ein für Auftraggeber interessantes Portfolio sollte thematisch stark, das heißt relevant und innovativ und zugleich unterhaltsam sein und neben der visuellen Ästhetik einen Anreiz zur Auseinandersetzung bieten.
Lars Bauernschmitt, Professor an der Hochschule Hannover, schreibt in seinem Bericht zur Be-
deutung von Fotos in der Mediengesellschaft:
„ … das Stärken der Bildkompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für die eigene Positionierung und Profilierung. Essenziell sind Neugierde und das Interesse, sich mit der eigenen Umwelt aktiv auseinanderzusetzen, um mit der eigenen Fotografie eine persönliche Haltung einzunehmen.“
Das passt zur gegenwärtigen digitalen (Konsum)gesellschaft, denn es entstehen immer mehr Möglichkeiten für Fotografen, eigene Themen zu recherchieren und zu publizieren. Und durch die Vernetzung ist die gesamte Welt für die Vermarktung eines Themas erreichbar geworden. Eine neue Chance für den Fotografen, sich mit seiner Sicht auf Trends oder gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur auseinanderzusetzen, sondern als Bildautor zu profilieren.
Und mit welchem Trend beschäftigen Sie sich?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der richtigen Positionierung und Präsentation.
www.silkegueldner.de