Schießt Geld Tore? Oder anders gefragt, macht eine teure Kamera „andere“; sprich: „bessere“ Bilder? Kann sich der Fotograf durch teures Equipment letztendlich eine bessere Bildqualität erkaufen? Oder reicht dank RAW-Format und Nachbearbeitungsoptionen das günstige Equipment aus der zweiten Reihe?
Das wollten wir wissen:
1. Genau so wenig wie der Koch nach seinen Töpfen beurteilt wird, sollte der Fotograf aufgrund seines Equipments beurteilt werden. Das stellt sich in der Praxis allerdings anders dar: Jeder Profi kennt die Frage nach der Kamera, mit der das Bild gemacht wurde. Aber ist diese Frage relevant? Wie groß sind noch die Unterschiede in der Bildqualität zwischen einer Einsteiger- und einer Profikamera?
2. Bei Lichtformern beispielsweise reicht die Spanne für ein Beauty-Dish von 39 bis 599 Euro. Brauchen Professionals auch tatsächlich teures Profi-Equipment oder reicht auch die vermeintlich günstigere Alternative?
3. Was zeichnet professionelles Equipment aus? Welches Equipment sollte unbedingt professionalisiert werden? Wo gibt es Handlungsbedarf?
Christof Bergmann, www.calumetphoto.de
1. Ebenso wie der genannte Koch, der sicher nicht seine Leckereien im Discountertopf kreiert, ist es auch für den Fotografen erforderlich, Equipment zu nutzen, das dem Qualitätsanspruch seines Berufs entspricht. Letztendlich ist sicher der Fotograf selbst derjenige, der durch seine Arbeitsqualität das Ergebnis bestimmt. Dazu gehören die Bildkomposition und die Lichtführung. Aber auch die Auswahl der Geräte hat starken Einfluss. Angefangen beim Kamerasystem, hier bestimmt die Summe von Kamerasensor, Bildprozessor und ganz wichtig das Objektiv die Qualität der Aufnahme. Wir führen immer mal wieder Shoot-Outs durch, in denen wir aktuelle Kameramodelle, DSLR- Kameras bis zum Mittelformat, miteinander vergleichen, und diese Ergebnisse sind offensichtlich sehr unterschiedlich und zeigen ganz schnell, dass jedes System Stärken und Schwächen hat. Weiter geht es mit Beleuchtung. Auch hier hat jede Technik ihre Daseinsberechtigung, ob Dauerlicht oder Blitz, ob Akku oder stationär. Hierbei hat sicher die Lichtführung oberste Priorität. Ein weiterer Punkt in der Beurteilung dieser Fragestellung ist dann auch die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit. Ein Fotograf vor Ort sollte Equipment nutzen, auf das er sich zu 100?% verlassen kann.
Ich habe vor Kurzem einen Vortrag von einem amerikanischen Fotografen gehört. Der arbeitet nicht mit einem Kamerasystem, er hat für jede Anwendung sein System und wenn eine neue Technik auf den Markt kommt, wie z.?B. die neuen Lichtfeldkameras von Lytro, überlegte er sofort, welchen zusätzlichen Nutzen kann ich meinem Kunden damit anbieten.
Und genau da liegt das Geheimnis und die Antwort dieser Frage. Und dazu gehört auch der Auftritt des professionellen Fotografen. Er berechnet seine Bildhonorare oder seinen Tagessatz und dazu gehört auch ein professionelles Auftreten mit einer Technik, die sein Kunde nicht auch im Urlaub nutzt. Auch hier ein Vergleich mit einem anderen Berufsbild. Ein Chauffeur kann seinen Kunden auch im gebrauchten alten Kombi zu seinem Termin bringen, dennoch favorisiert er ein gehobenes Fahrzeug neuer Bauart.
2. Gerade bei Lichtformern ist es wichtig, das richtige Equipment zu haben. Eine spezielle Lichtführung sollte wie die Handschrift eines Fotografen sein. Hochwertigere Lichtformer zeichnen sich dabei durch Langlebigkeit im täglichen Einsatz aus, während die Billiglösungen mehr für den zeitweisen Bedarf gebaut sind. Ich denke, bei Lichtformern sollte der Fotograf ständig nach neuen Lösungen suchen und in seinem Kontakt zu Handel und Hersteller auch kontinuierlich Ideen liefern, was Fotografen gerne hätten.
3. Professionelles Equipment hat für mich folgende Eigenschaften: Langlebig und robust, erstklassige Qualität und neben dem Produkt selbst sollte es eingebunden sein in ein Netzwerk für professionellen Service für Reparaturen und Vermietung. Bei Kameras gibt es solche Systeme, in anderen Kategorien bisher nicht. In einem Bereich sehe ich aus Sicht der Fotografen massiven Handlungsbedarf, ähnliche Qualitätsansprüche zu haben wie bei der Kamera. Ich sehe viele Fotografen, die Profikameras nutzen, dann aber ihre Datensicherung auf handelsüblichen mobilen Festplatten machen. Ich sehe da dringenden Bedarf, auf professionelle Speichermedien umzustellen.
Weitere Statements zum Thema gibt es in der ProfiFoto Ausgabe 6/2015.