Der Fotograf Oliver Heinl aus dem fränkischen Rednitzhembach ist der Gewinner des Europäischen Architekturfotografie-Preis Architekturbild 2021 „Das Urbane im Peripheren“. Eine Jury wählte seine Bildserie auf den ersten Platz. In dem international ausgeschriebenen und anonym durchgeführten Wettbewerb, der mit 6000 Euro dotiert ist, wurden außerdem zwei weitere Preise, fünf Auszeichnungen und 20 Anerkennungen vergeben.
Die Bildserie von Oliver Heinl, so Jurymitglied Andreas Meichsner, „adressiert fotografisch gekonnt das jährlich zunehmende Umweltproblem der Lichtverschmutzung. Zunächst verführen uns die malerischen Fotografien in ihrer scheinbaren Harmlosigkeit mit ländlicher Idylle und in der Ferne warm erleuchtetem Himmel. Sie lassen uns erst beim erneuten Hinsehen erkennen, was eigentlich zu sehen ist. Die nächtlichen Langzeitbelichtungen der solitär stehenden Gebäude deuten den Kontrast zur hell erleuchteten Stadt an. Die angenehm subtile Darstellung des Themas erlaubt ein Eintauchen in die Bilder und regt damit zur Auseinandersetzung und zum Nachdenken an, ohne dabei mahnend oder lehrhaft sein zu wollen.“
Zwei weiteren gleichwertigen Preise gingen an den Goslarer Fotografen Torsten Andreas Hoffmann für die Serie „Peripherie für die Armen“
und den Stuttgarter Fotografen und Architekten Wolfram Janzer für die Serie „Kulturmeteorit“.
Juryvorsitzende Meike Hansen zu Ersterer: „Die Serie zeigt Ausschnitte von Elendsvierteln indischer Millionenstädte, willkürlich entstandene Siedlungsstrukturen an städtischen Peripherien. Ein Wildwuchs provisorischer Behausungen und Infrastrukturen entlang von Schnellstraßen und Bahntrassen erzählt von ungebremstem Wachstum. Erst beim näheren
Hinschauen entdeckt man: Die Serie dokumentiert nicht nur Armutsquartiere mit chaotischen Zuständen, sondern auch Facetten des Urbanen mit Funktionsmischung, Dichte, Tempo, expansiver Bewegtheit – und wie diese Strukturen scheinbar die Grenzen zum Umland auflösen.“
Jurymitglied Katja Leiskau zu „Kulturmeteorit“: „Mitten im alten Dorfkern von Blaibach (Oberpfalz) ragt seit 2014 das spektakuläre Konzerthaus von Peter Haimerl aus dem Boden. Die klassischen Schwarzweißfotografien zielen indes nicht auf den offensichtlichen Gegensatz zwischen urbanem Architekturexperiment und dörflichem Umfeld. Sie sind vielmehr eine
unpathetische, integrierende Annäherung an den schräg stehenden Kubus mit rauer Granitoberfläche aus der historisch gewachsenen Umgebung heraus, ohne ihn als Fremdkörper zu definieren oder nach perspektivischen Effekten zu suchen. Die Serie lädt zu einer ˋOrtsbegehung auf Augenhöhe´ ein, ist narrativ, aber die Architektur darf für sich selbst sprechen.“
Auszeichnungen erhielten die Serien von Karl Banski, Norman Behrendt, Giorgio Nunzio Cecca, dem Kollektiv „Neue Langeweile“ und Hannah Sonderkötter.
Anerkennungen gingen an Zoltan Adorjani, Klaus Bietz, Stefan Blume, Sigfried Boes, Franz Brück, Markus Dorfmüller, Laura Fiorio, Wolfgang Gerlich, Heiko Haberle, Robert Hortig, Alexander Mai & Mikula Platz, Beatrice Puschkarski, Wolfram Reuter, Robert Schlaug, Franziska Schrödinger, Florian Thein, Gotthard Ulbrich, Albrecht Voß, Claudio Zanon sowie Michael Zegers.
Die Preisverleihung und Eröffnung finden am 16. Juli 2021 im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main als digitale Veranstaltung statt, die per Livestream auf dem DAM Facebook- und YouTube-Kanal sowie der Seite des architekturbild e.v. zu verfolgen sein wird. Die Ausstellung läuft bis 26. September 2021. Der Katalog (av edition) kostet 28 Euro.