Der Schweizer Fotograf Christian Lutz untersucht die schöne neue Welt der chinesischen Sonderwirtschaftszone Macao.
Vom Post-Imperium zum neuen Reich der Mitte: was einst Amerika, ist heute China. Christian Lutz, Jahrgang 1973, untersuchte in seinem Projekt „Insert Coins“ (2016) den Verfall von Las Vegas. Auch in „The Pearl River“ dreht sich wieder alles um Geld, Luxus und Oberflächen. Die Liberalisierung des Glücksspiels zu Beginn der 2000er Jahre markierte den Aufstieg der einstigen portugiesischen Kolonie. Es folgten generisch-algorithmisch entworfene Monumentalbauten nach dem Vorbild von Venedig und Paris, ausgekleidet mit Marmor und Gold sowie jährlich 30 Millionen – mehrheitlich chinesische – Touristen. Im regulierten Mikroklima der Spielhallen, Boutiquen und Bars bewegen sich die üblichen Geschäftsmänner und Politiker in schlecht sitzenden Anzügen und chinesische Aufsteigerfamilien in Sweatpants und Flip Flops. Alles ist aseptisch, staubfrei. Alles verweist auf Europa und Amerika. Ausgehöhlter als in Las Vegas sind die architektonischen Versatzstücke – Simulation der Simulation. Lutz` fotografischer Blick tastet lakonisch und insistierend zugleich die glatten Oberflächen dieser schönen neuen Welt ab. Dabei machen sich erste Risse bemerkbar.
Edition Patrick Frey, 152 Seiten, 75 Abb. in Farbe, gebunden, 52 Euro, ISBN 978-3-906803-89-0
https://www.editionpatrickfrey.com/de/books/pearl-river-christian-lutz