Das eigene Fotoarchiv galt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch als Altersversicherung der Fotografen. Selbst zwischenzeitliche Karriere-Flauten konnten über Archivverkäufe per Agentur kompensiert werden. Mit dem Preisverfall auf den Bildermärkten haben sich die Zeiten geändert. Wir haben uns in der Branche umgehört. Wer verkauft heute noch Fotos über Agenturen? Was für Alternativen gibt es?
Das wollten wir wissen:
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Welcher Typ Fotoagentur hat heute überhaupt noch Über-lebenschancen?
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Worauf setzen Sie? Micro-Stock oder Premium-Fotografie?
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Können die Zulieferer – Fotografinnen und Fotografen – heute noch von Archivverkäufen leben?
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Welche Alternativen gibt es zur Fotoagentur? Ist die Selbstvermarktung überhaupt konkurrenzfähig?
Jochen Tack, Fotograf, www.tack-fotografie.de
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Die Fotoagenturen müssen international vernetzt sein. Einzelkämpfer, also kleine Agenturen, die über die nationalen Grenzen hinaus verkaufen wollen, haben kaum eine Chance, ein lohnendes Geschäft aufzubauen. Ohne Partner vor Ort, sei es in Paris, London oder New York, ohne Menschen mit den entsprechenden Kenntnissen und Kontakten, kann man keine Agentur global erfolgreich an die lokalen Märkte bringen.
Vielleicht haben sehr spezialisierte Agenturen oder historische Archive eine Chance. Stockagenturen mit großem Portfolio, brauchen aber Partner, ohne die sie ihr Geschäft im jeweiligen Land nicht betreiben können. Das bezieht sich nicht nur auf den Vertrieb, sondern auch auf das Marketing und das Rechnungswesen.
Agenturen, die ein großes Angebot an Themen haben, haben größere Chancen auf dem Markt zu überleben: Dazu gehören neben typischen Hochglanz-Stock-Motiven auch Reportage, aktuelle Bilder und vor allem auch unterschiedliche Bildsprachen, die verschiedene Kunden ansprechen.
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Ich vertreibe meine Fotos nur über Agenturen, die im Premium-Bereich etabliert sind. Aber durch die internationale Vernetzung der Agenturen landen die Bilder auch bei Billig-Anbietern, teils über Dritt-Verwender. So finden sich immer wieder Verkäufe auf den Sales-Reports, die im Cent-Bereich liegen. Für eine Webseiten-Nutzung in Asien zum Beispiel.
Die Diskussionen mit den Agenturen, ob man diese Geschäfte mitnehmen sollte oder besser drauf verzichtet, werden schon lange geführt. Die meisten Agenturen nehmen diese Minihonorare mit. Ich habe mich damit abgefunden. Das berühmte Kleinvieh macht ja auch Mist, wie man weiß. Obwohl es mich ärgert. Aber solange der Großteil der Honorare reelle Sales sind, kann ich damit leben.
Einige Premium Agenturen nehmen nur exklusives Material und garantieren keine Microstock-Verkäufe. Ich habe das ausprobiert. Aber am Ende ist der Umsatz größer, je weiter man streut. Mit allen Streuverlusten.
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Jein. Ich fing Mitte der 1990er-Jahre an, Bilder über eine Agentur zu vertreiben. Erst rein analog. Nach zwei Anlaufjahren funktionierte das auch sehr gut, mit stetig wachsenden Umsätzen. Auch der Anfang der digitalen Verkäufe ging sehr gut. Ich trennte mich 2004 von der exklusiven Agentur und fing an, selber Bilder, digital, über APIS, Fotofinder und Co zu verkaufen. Dazu kamen zwei Agenturen in Deutschland. Dies lief alles sehr gut. Vom Umsatz konnte ich leben. Ich produzierte, auf eigenen Kosten, Themen für den Stockmarkt, was ich heute auch noch tue. Nach 2010 gingen die Verkäufe der Portale wie Apis und Fotofinder jedoch zurück.
Fotoredakteure sagten mir damals, dass es zu aufwändig sei, im Tagesgeschäft bei Einzel-Fotografen zu kaufen. Agenturen seien da schneller und problemloser in der Abwicklung. Außerdem braucht man nur auf einer Seite zu suchen und nicht auf vielen, teils umständlichen Seiten von Einzel-Anbietern.
Heute spielt der Eigenverkauf keine Rolle mehr. Ich vertreibe nur noch über Agenturen. Die Verkäufe bei den Agenturen steigen stetig, wenn auch nicht riesig. Nur vom Archivverkauf alleine, ohne das Auftragsgeschäft, könnte ich heute nur sehr eingeschränkt leben.
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Für mich keine. Der Eigenvertrieb (siehe oben) lohnt sich nicht mehr. Man sollte bei der Auswahl der Agentur(en) drauf achten, ob die Ausrichtung der Fotografie zu einem passt. Stehen zu viele ähnliche Fotos im Archiv der Agentur, besteht die große Gefahr, mit seinem eigenen Material unterzugehen.
Michael Schwerberger, Fotodesign, Artbuying, Konzepte & Produktion, http://schwerberger-design.com
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Nachdem der Markt überhaupt nur noch von wenigen Agenturen besetzt wird, spielt die Frage nach der Überlebenschance meiner Meinung nach keine so große Rolle mehr, es gibt kaum noch Chancen.
Wenn ich den Markt betrachte, muss ich feststellen, dass all die guten, kleinen Special-Interest-Agenturen von den Bildgiganten aufgekauft wurden. Ich sehe eigentlich nur noch Agenturen wie Getty Images, die jetzt sogar Zugriff auf Corbis über die Visual China Group haben, oder Photocase im wirklichen Geschäft. Im bildjournalistischen Bereich sind es Agenturen wie dpa oder Reuters, die uns mit dem täglichen Bildmaterial versorgen. Aber auch hier ist es ja mittlerweile so, dass die Agenturen ihre festen Fotografen haben, die es den Freien nicht gerade leichter machen zu überleben. Eventuell haben die People- / Celebrity-Agenturen noch eine Überlebenschance, wenn ich mir den Markt der Yellow Press so ansehe.
Ob Fine-Art-Agenturen wie Regina Anzenberger eine Überlebenschance haben, ist aus meinem Blickwinkel fraglich. Jedenfalls trauere ich den Zeiten nach, als wir Bildredakteure uns in den Agenturen wie Bilderberg, FOCUS, Das Fotoarchiv und vielen mehr bewegten. Es war spannend, inhaltlich klasse und meist von redaktionellem Denken begleitet. Das finde ich heute nur noch mit ganz wenigen Ausnahmen. Verschärft für die Zulieferer wird die Situation durch die Unsitte der Bildabos. Diese werden von bildjournalistischen News-Agenturen ebenso wie von Stock-Agenturen angeboten. Das ist gut für die einkaufenden Medien, aber ein Unding für die Fotografinnen und Fotografen sowie kleinen Agenturen, die bei dem Preisdumping nicht mithalten können. Ein monatlicher Betrag für so und soviel Bildmaterial, was kommt dabei für den Einzelnen noch heraus?
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Das generische Bildmaterial aller Microstock-Agenturen wie Fotolia oder Shutterstock hat mich persönlich als produzierenden Fotograf nie in irgendeiner Weise interessiert. Man muss schon einen speziellen Nerv haben, um die dort angebotenen Bilder selber zu produzieren. Die Austauschbarkeit des Materials ist grauenhaft. Dass man damit Geld verdienen kann, steht außer Zweifel, gerade unter dem Aspekt der Flut der farbigen Bildchen, die man auf Webportalen und in der Unternehmenswerbung sehen kann, aber wo führt das hin. In diesem Zusammenhang sollte man auch bedenken, dass einige der Microstock-Agenturen zu den zwei großen Giganten des Bildermarktes gehören.
Premium-Fotografie, auch da kann ich mich ja mit den Großen ins Bett legen. Über die Teilbereiche bei Getty Images wie „Creativ“ oder Prestige könnte ich vielleicht einen gewissen Absatz erzielen, ich muss nur ehrlicher Weise gestehen, dass ich mit diesen Möglichkeiten keinerlei Erfahrung habe.
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Als mir vor vielen Jahren meine gesamten analogen Werke seitens der Bildagenturen zurückgeschickt wurden, war mir klar: Ein neues Zeitalter im Verkauf an Bildern war eingeläutet. Die Vorstellung, damit eine kleine, am Rande herlaufende lebenslange Rente zu generieren, war damit beendet. Für viele Kollegen ein nicht ganz unerheblicher Schock. Was tun? Das Altmaterial zu scannen und in die mittlerweile digital aufgestellten Agenturen einzuliefern? Das Material einfrieren und davon ausgehen, dass die Altbestände dann auf Anfrage eingescannt werden könnten, um es zu vermarkten. Fragen über Fragen. Ich hatte den zweiten Weg gewählt und hatte damit keinerlei Erfolg gehabt, klar, das Material war und blieb verschwunden. Nur eine neue Form des Marketings und der Präsenz im Markt hätte da geholfen. Dazu kam, dass die Preise für Stockmaterial gehörig ins Rutschen kamen und immer weiter sanken. Sich dafür die Arbeit zu machen und die Bestände zu scannen? Beim Betrachten des Materials, das von den damals großen Agenturen angeboten wurde, sagte ich mir: „Lass die Finger davon.“ Wir als Kreative sollten immer zu allererst einmal eine persönliche Kalkulation aufstellen. Was ist meine Arbeit wert, wie erreiche ich diesen Betrag? Ich habe genau in der Anfangszeit jegliche Form von Kalkulation vernachlässigt und bin damit ziemlich auf die Nase gefallen. Heute bin ich mir über die Kosten dieses Berufes doch sehr klar und stelle nach all den Jahren immer wieder eine erneute, den veränderten Lebensumständen adäquate Kalkulation auf. Es gibt so viele Parameter, die unglaublich wichtig sind, um zu überleben. Allein, wenn ich mir nur die Versicherungen ansehe, die ich im Laufe eines Jahres zwangsläufig bedienen muss, wird mir schlecht. So ist mir mein gesamtes Kameraequipment vor zwei Jahren geklaut worden. Natürlich nicht versichert, warum auch, ich schlafe ja auf meinem Kamerarucksack, aber nun nach 40 Jahren war es doch mal soweit! Risikokosten wie krankheitsbedingter Ausfall, wer denkt schon mit 20 Lenzen daran, aber im höheren Alter? Nur zwei der Kriterien, die man sich ansehen sollte.
Im Gegenzug erleben wir aber seit Jahren die immer weiter sinkenden Honorare, die im Markt gezahlt werden. Das Problem, das ich schon vor Jahren immer wieder den Kollegen gepredigt hatte, ist größer geworden, als ich damals angenommen hatte. Es gab immer einen Kollegen, der die Aufträge für weniger Geld gemacht hatte, als uns in den Empfehlungen der Mittelstandsvereinigung Fotomarketing vorgezeichnet wurde.
Wir haben uns aus diesem Grunde in eine Ecke gestellt, aus der wir auch heute nur ganz, ganz schwer wieder herauskommen. Die Branche, und das sehe ich jeden Tag aufs Neue, ist vollkommen verunsichert. Täglich sehe ich die Fragen der Kollegen in den Foren: Was darf ich und was kann ich für den oder den Job verlangen? Diese Verunsicherung spielt natürlich den Kunden in die Hände beziehungsweise ins Kalkül, und damit werden diese auch immer, mit Verlaub gesagt, frecher. Das Argument: Was soll das kosten, es ist doch nur ein Foto, nein, dafür zahle ich nicht so viel, kennt wohl jeder unserer Kollegen. Damit ist aber das Grab der Lohnlichtbildner geschaufelt. Abgesehen davon sehe ich auch jeden Tag Bilder von Hobbyfotografen, die von solch guter Qualität sind, dass ich mich manches Mal nur wundern kann. Auch hier ist eine noch nicht wirklich abzuschätzende Konkurrenz entstanden. Wenn ich darüber nachdenke, dass nur ein kleiner Prozentsatz dieser Fotografen in den bezahlten Bereich Fotografie wechseln, dann… naja.
Heute von Archivverkäufen leben? Selbstverständlich gibt es die gro-ßen Ausnahmen, die in jeglicher Weise von der Fotografie leben können. Vielleicht sind diese Menschen genial oder einfach nur wirklich gut, aber meiner Beobachtung nach haben all diese Kollegen einen funktionierenden Businessplan und vielleicht auch eine große Portion Glück.
Ein Problem ist aber für alle gleich, die ihre Bilder über Agenturen vermarkten. Das Problem des Preisdumpings führt zu Monatsabrechnungen, auf denen Zahlen wie 0,18 Cent für ein Bild nicht selten vorkommen. Allein Masse könnte zu einem einigermaßen anständigem Salär führen. Mir sind nur ganz wenige Fälle bekannt, wo durch Bildqualität, Einzelbilder zu wirklichen Honoraren gekommen sind. Ab und an gelingt es noch, geschlossene Reportagen zu einigermaßen anständigen Honoraren zu verkaufen. Wenn ich mir aber den Bildtraffic und die Angebote anschaue, die auf direkten Wegen in die Redaktionen eingespielt werden, komme ich zu der Ansicht, dass es von Tag zu Tag schwieriger wird, von dem einst schönen Beruf Fotograf noch leben zu können.
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Wenn ich mir alleine die vielen Bücher, Workshops und Tutorials zum Thema Selbstvermarktung ansehe, weiß ich, warum ich, ehrlich gesagt, sehr ratlos bin.
Meine eigene Webpage hat eigentlich nur eine Alibifunktion. Mir stellt sich vor allem die Frage, wieviel Zeit ich für die Selbstvermarktung aufwenden soll? Ich habe da noch keine Antwort. Auch das Bloggen konnte mir bisher noch niemand sinnfällig schmackhaft machen. Vor allem: Wo bleibt der Aspekt der Monetarisierung? Stellt sich diese irgendwann wie von selbst ein? Und die Blogeinträge fallen auch nicht vom Himmel. Um aufzufallen, braucht es Substanz. Soziale Medien? Facebook ist meiner Meinung nach nur eine schöne Form der Selbstbeweihräucherung, die zu nichts führt. Am ehesten haben noch die Seiten Aussicht auf Erfolg, die die Dienstleistungen von Bildredakteuren präsentieren. Das führt wohl öfters zum Erfolg.
Rainer F. Steußloff, Fotograf / Freelens-Vorstand, www.rainer-steussloff-fotografie.de
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Naja, Fotografinnen und Fotografen versuchen es natürlich weiterhin, ihre Bilder zu verkaufen. Bevor ihre Bilder zuhause im Rechner stecken bleiben, versuchen sie sie über möglichst renommierte Agenturen der Welt zu präsentieren. Dafür gibt es ja auch eine Vielzahl unterschiedlichster Agenturen. Mehr oder weniger spezialisierte Kollektionen, mehr oder weniger editierte Angebote sollen unterschiedlichste Verwender ansprechen.
Bei manchen Agenturen wirken die Versuche, Bilder zu besonderen Geschmacksmustern zusammenzufügen nach Verzweiflung. Bei mehreren Millionen Fotos in einer Datenbank, ist die Chance, ein passendes Bild zu finden, ebenso gering wie die, dem entsprechenden Kunden Nutzungsrechte zu verkaufen.
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Mit Microstock ist kein Umsatz zu machen. Es mag für manchen Amateur sehr nett sein, wenn er sein Bild irgendwo anbieten kann. Geld verdienen geht damit gar nicht. Sicher gibt es immer wieder tolle Beispiele von Menschen, die hier richtig abgesahnt haben, aber das sind ganz wenige Einzelfälle. Am Ende verdienen nur die Inhaber, indem sie die guten Fotos in Masse verramschen.
Andere Agenturen versuchen mit Pauschalverträgen Verlage oder zumindest Redaktionen an sich zu binden. Bei einem gewissen Angebotsumfang ist das sicher möglich, gräbt aber kleineren Agenturen die Überlebenschancen ab. Trotzdem darf dann dort von Redakteuren nur noch in Ausnahmefällen gekauft werden. Die vielen gleichen Symbol- und Blaulichtbilder in Onlinezeitungen sprechen hier Bände. Auch bei Agenturen wie Getty Images bleiben dann teilweise nur noch um die 60 Cent für ein Bild übrig.
Bildredakteure werden sich eine Liste mit Fotografen und Agenturen anlegen, bei denen sie genau das bekommen, was sie brauchen. Das gilt aber auch nur für den Fall, dass sie nicht gezwungen sein sollten, bei anderen festgelegten Vertragspartnern zu suchen.
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Nein. Der Bildermarkt und seine Auswüchse sind eine unendliche Geschichte. Der Verfall der Honorare und die sinkende Qualität in manchen Bereichen ebenso.
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Natürlich. Es gibt keine Alternative zur Selbstvermarktung. Für ein selbst verkauftes Bild muss ich 20 über eine Agentur verkaufen. Die Honorare, die heute von der überwiegenden Anzahl der Agenturen akzeptiert werden, sind unterirdisch. Ohne Not haben sich Agenturen den Markt selbst kaputt gemacht. In meiner Arbeit als Bildredakteur habe ich erfahren müssen, dass mir, ohne nachzufragen oder zu verhandeln, Honorare angeboten werden, die so gering sind, dass ich es den Fotografinnen und Fotografen gegenüber unverschämt finde. Verlage und Redaktionen sind dem natürlich gefolgt und haben Honorare weiter gedrückt.
Um konkurrenzfähig zu sein, bleibt für Fotografinnen und Fotografen nur ein guter, ständig aktualisierter Webauftritt und Kontakte in Redaktionen, die ihre Bilder schätzen und brauchen. Daran hat sich auch nicht viel geändert. Für Bildredakteure gilt dasselbe.
Achim Bednorz, Architekturfotograf, www.bednorz-images.de
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Ich vertreibe meine Fotografien über eine Agentur mit internationalen Kontakten und zwar deshalb, weil mein Archiv Motive enthält, die international entstanden sind.
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Ganz klar: Premium Fotografie.
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So gerade noch, es gibt auch Durststrecken, die kaum aufzuholen sind.
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Die Selbstvermarktung ist erfolglos. Ich setze weiterhin auf eine Agentur mit Büros in Berlin, London, Paris und New York, die also international aufgestellt ist. Aber der momentane Erfolg ist mäßig bis schlecht.
Ernst Wrba, Fotodesigner, www.wrba.eu
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Keine Ahnung, das ist schwer zu sagen. Ich kenne mich in der Agenturszene auch nicht mehr wirklich aus.
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Auf keinen Fall auf Microstock. Ich habe immer noch Bilder bei einigen Bildagenturen, die sich explizit nicht als Microstock-Agenturen verstehen und bekomme trotzdem Abrechnungen, auf denen ein Großteil der verwendeten Bilder im einstelligen Euro-Bereich, wenn nicht gar im Cent-Bereich honoriert werden.
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Einige können sicherlich noch von ihren Archivverkäufen leben. Aber auf Reisefotografen trifft das wohl am wenigsten zu. Eine gute Chance hat man vielleicht, wenn man gezielt Stockmaterial mit Personen shootet, so dass man an einem Tag sehr viele verschiedene Motive produzieren kann.
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Die Selbstvermarktung über eine eigene Datenbank funktioniert sicher nur bei den Allerwenigsten. Selbstvermarktung über Portale oder klassische Bildagenturen scheint mir das Sinnvollste.
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Sowohl die sehr spezialisierte Agentur (bestenfalls in Verbindung mit Fotografenvertretung) als auch Microstock haben eine Zukunft. Im Vergleich mit der Musikindustrie wären das auf der einen Seite limitierte Vinyl-Schallplatten und auf der anderen das Streaming für den Pauschalbetrag. Was zwischendrin passiert, verschwindet oder ist bereits verschwunden.
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Zur Zeit fast ausschließlich auf Selbstvermarktung in der Premium-Fotografie, also die angesprochenen Vinyl-Schallplatten, inklusive eigenem Verlag.
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Das geht, wenn man den Markt genau beobachtet und die Nische findet.
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Hier ebenfalls die Frage: Schallplatte oder Massenware? Mit der Schallplatte kann man sich erfolgreich in die Selbstvermarktung begeben, eine Premium-Agentur kann allerdings auch hier weiterhelfen.
Silke Tauchert, Fotografin, www.fotofee-st.de
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Generell habe ich noch kein einziges Foto bei Agenturen angepriesen.
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Ich habe keinen Kontakt zu Fotoagenturen, also auch noch kein Foto über diesen Weg verkauft.
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Ich vermarkte mein sehr großes Fotoarchiv mit breitem Themenspektrum selbst. Das Archiv deckt verschiedene Bereiche der Sportfotografie ab. Meine Themen sind u.a. Skifahren, Tandemgleitschirmfliegen, Wandern und Biken. Durch meine Selbstständigkeit als „Dekofee Silke Tauchert Schauwerbegestaltung“ bin ich seit 1993 auch immer wieder in der Veranstaltungs- und Konzertfotografie tätig. Ein anderes Arbeitsfeld liegt vor der Haustür: die Natur- und Landschaftsfotografie. Ich habe eben mit dem Allgäu einen tollen Wohnort. Des Weiteren schieße ich aus eigenem Interesse mit Liebe zum Detail Rennfotos im Oldtimerbereich. Außerdem bin ich Spezialistin in Detailaufnahmen für Skurriles und am Wegesrand Liegendem. Dieser Mix dürfte mein eigentliches Erfolgsrezept sein. So kann ich ein großes Spektrum an Anfragen abdecken.
Eine heftige Krebserkrankung, bei der ich mich durch einen Arztbehandlungsfehler falsch behandelt fühle, hat mich in den letzten fünf Jahren zunächst einmal beruflich rechts rausgeschossen. In dieser Zeit konnte ich auf mein Riesen-Archiv dankbar zurückgreifen. Meine Kontakte und zahlreichen Fotoaufträge diverser Magazine und Rennplatz-Veranstaltern wie Le Mans, Hockenheimring (Bosch Hockenheim Historic), Nürburgring, Schloß Dyck und Goodwood mußte ich erst einmal aus gesundheitlichen Aspekten schleifen lassen und starte nun komplett genesen wieder erneut durch.
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Mein Erfolgsrezept bei Oldtimer-Veranstaltungen, -Rallyes oder ähnlichen Events: Aufgebrezelt morgens oder schon bei der technischen Abnahme einen Tag früher in Retroklamotten oder Mechaniker-Overall am Startplatz und Fahrerlager aufschlagen, dort ein nettes Gesicht aufsetzen und in den Flirtmodus schalten. Vorsorglich einige Visitenkarten verteilen, damit die Fahrer und ihre Teams auch wissen, was man so macht oder was man so kann. Meist wird ja die Webseite gecheckt und derjenige sieht schnell, wer hinter der Visitenkarte steckt. Wenn dann ein Platz an einer Fahrerseite frei ist, frage ich einfach, ob er oder sie nicht lieber zu Zweit unterwegs sein möchte…und schwupps entstehen individuelle Fotoserien. Wenn langjährige Bekannte oder neue nette Rennfahrer vertreten sind, dann lassen sich ebenfalls durch persönliche Nachfrage und Zusteigen Car-to-Car Fotos schießen.
Aus den breit gefächerten Themen in meinem Archiv lasse ich regelmäßig Leinwände und Poster anfertigen, die ich dann in Fotoausstellungen bewerbe. Im Herbst 2017 war ich erfolgreich bei der Kemptener Kunstnacht vertreten. Außerdem poste ich jeden Tag ein besonderes Foto bei Facebook auf den Seiten „Silke Tauchert“ und „fotofee-st.de“. Ich habe dort eine kleine Fangemeinde aufgebaut, die sich täglich weiterentwickelt und weiterempfiehlt.
Eine gesunde Eigeninitiative betreibe ich, indem ich auf gut Glück auch Firmen anschreibe, den Veranstaltungskalender zur Hand nehme und einfach auf Teilnehmer verschiedener Aktivitäten und Events zugehe. Oft erreiche ich damit auch Treffer und Aufträge.
Ob diese Selbstvermarktungsstrategie finanziell erfolgreich zu nennen ist, das ist nach meinem Firmenzusammenbruch nach der Krankheit zweitrangig. Mir ist viel wichtiger, dass ich jeden Tag einen schönen Tag habe und dazu gehört die Kamera auf jeden Fall dazu.