Das neue High Efficiency Image File Format (HEIF) wurde von Apple als eine Alternative zum allseits gegenwärtigen JPEG-Bilddateiformat entwickelt.
Da sehr viele Bilder mit iPhones aufgenommen und auf Mac-Computern bearbeitet werden, ist die Offensive des IT-Konzerns für Fotografen durchaus von Bedeutung. Das HEIF-Dateiformat ist an der Endung „.heic“ erkennbar ist sehr viel leistungsstärker als das über 25 Jahre alte JPEG.
Allerdings wirft HEIF auch viele Fragen – vor allem rund um die Kompatibilität mit Geräten anderer Hersteller aus. Dabei hat Apple den Dateistandard HEIF gar nicht selbst erfunden. Schon 2013 hat die Moving Picture Experts Group (MPEG) das neue Bilddateiformat definiert. Doch erst seit der Einführung des neuen Dateistandards mit den Apple-Betriebssystemen iOS 11 für iPhone und iPad sowie macOS High Sierra für Mac-Computer wurde nun auch ein breiteres Publikum darauf aufmerksam.
Mit HEIF komprimierte Fotos sind um die Hälfte kleiner als vergleichbare JPEG-Dateien. Und das ohne Qualitätsverlust, weil dafür das aus dem 4K-Video-Bereich bekannte HEVC-Kompressionsverfahren zum Einsatz kommt.
Die im HEIF-Standard erstellten „.heic“-Dateien können nicht nur ein einzelnes Bild, sondern auch mehrere Bilder beinhalten. Dadurch können sie beispielsweise auch animierte Sequenzen darstellen, wie sie etwa von Apple Live Photos oder von GIF-Dateien her bekannt sind. Sogar VR- und AR-Inhalte lassen sich innerhalb von HEIF-Dateien sichern. In den Bereichen VR und AR engagiert sich Apple derzeit stark.
Ähnlich wie RAW-Dateien speichert HEIF zusätzlich Informationen für Bildtiefe und Transparenz, Belichtungsstufen, Metadaten auf mehreren Ebenen oder unterschiedliche Auflösungen bei Serienaufnahmen. Dadurch ergibt sich mehr Spielraum für die nachträgliche Bildbearbeitung. Gleichzeitig nehmen die HEIF-Dateien deutlich weniger Platz auf der Speicherkarte oder der Festplatte in Anspruch als gängige Rohdatenformate.
Dennoch entspricht HEIF mit seiner Farbtiefe von 10 Bit der Qualität vieler Rohdatenformate. JPEG kodiert lediglich mit einer Tiefe von 8 Bit. HEIF-Dateien sind also nicht so verlustbehaftet wie JPEG-Bilder. Das liegt daran, dass im HEIF bei einer Farbtiefe von 10 Bit insgesamt 1.024 Helligkeitsstufen pro Kanal gesichert werden, wohingegen JPEG mit einer maximalen Farbtiefe von 8 Bit lediglich auf 256 Helligkeitsstufen kommt. Beim JPEG-Foto sind es 16,8 Millionen Farben, die die Datei beinhalten kann. Hingegen ein unter iOS 11 geschossenes iPhone-Foto mit „.heic“-Endung kann bis zu 1,07 Milliarden Farben darstellen. Daher wirken die Farbübergänge der HEIF-Bilder daher feiner und fließender als bei Fotos im JPEG-Format.
Alle hochwertigen Displays der letzten fünf Jahre können diese Farbvielfalt in der Regel wiedergeben. Mit der Software-Unterstützung von HEIF hapert es jedoch. Nur die neueren Apple-Geräte können bisher HEIF-Dateien erstellen und lesen. Die Mindestvoraussetzung für das Erstellen von Fotos im HEIF-Standard ist ein iPhone 7 oder iPad Pro 2017. Wiedergegeben werden können die Bilder auf dem MacBook oder MacBook Pro ab dem Modelljahr 2016, dem 5K-iMac ab 2015 und dem 21,5-Zoll-iMac ab Baujahr 2017.
Damit HEIF-Dateien auch auf älteren Apple-Geräten, Windows-Computern und Android-Mobilgeräten dargestellt werden können, ist Zusatzsoftware zum Anzeigen oder eine Dateiumwandlung nötig. Was also tun, wenn aus Versehen eine HEIF-Datei bei einem Empfänger mit nicht-kompatiblem Gerät landet? Mit etwas Glück hat dieser dann schon eine Fotosoftware, die das neue Format unterstützt. So hat beispielsweise Adobe den Support für HEIF-Dateien mit der neuesten Version von Adobe Photoshop CC und Lightroom CC eingeführt.
Damit Windows-Nutzer ohne kompatibles Programm HEIF-Daten lesen können sind HEIC-Converter wie beispielsweise der von iMazing erforderlich. Um Qualitätsverluste beim Konvertieren möglichst gering zu halten, sollten HEIF-Dateien idealerweise nicht als JPEG, sondern als PNG-Datei ausgegeben werden. PNGs sind größer als JPEGs, bieten aber auch mehr Qualität und sind nicht verlustbehaftet.
Es kann sich aus Platzgründen aber auch lohnen, JPEG-Dateien in HEIF zu konvertieren. Die Qualität der Fotos würde sich dadurch zwar nicht verbessern, aber ihre Speichergröße verringern.
Wer dem Kompatibilitätsproblem aus dem Weg gehen möchte, sollte von vornherein darauf verzichten, Bilder als „.heic“ abzuspeichern. Nutzer kompatibler Apple-Geräte können selbst entscheiden, ob sie ihre Fotos als HEIF-Datei erstellen wollen oder nicht. Auf dem iPhone unter iOS 11 ist dies in den Kamera-Einstellungen unter „Formate“ möglich. Hier kann zwischen „High Efficiency“ (HEIF) und „Maximale Kompatibilität“ (JPEG) entschieden werden.
Wer HEIF wählt, spart zwar Platz. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Akkulaufzeit des iPhones marginal, beziehungsweise bei intensiver Fotografie spürbar leiden wird. Denn bei einer höheren Bildkomprimierung, die den Prozessor bis zu zehn Mal intensiver belasten kann, ist der Stromverbrauch erhöht. Wer das Format „Maximale Kompatibilität“ wählt, wird Fotos nach wie vor im JPEG-Standard aufnehmen und verschicken können. Hier wird der Akku des iPhones nicht stärker als vorher belastet, dafür reduziert sich allerdings auch nicht die Speichergröße der Dateien.
Fazit
Der HEIF-Standard ist eine interessante Alternative für Nutzer von aktuellen Apple-Geräten, die Speicherplatz sparen möchten. HEIF-Dateien bieten mehr Qualität als JPEGs, sind aber noch nicht so verbreitet. Die Kompatibilität zu anderen Plattformen wie Windows und Android ist aber derzeit noch ein Manko. Wer im Alltag eine reibungslose Kommunikation bevorzugt, wird weiterhin auf JPEG setzen.
Quelle: Prophoto, alle Fotos Apple.