In den frühen 1990er Jahren begann eine Revolution in der Digitaltechnik, die im rasanten Tempo die Welt des Films, des Fernsehens und der Videoproduktion verändern sollte. Ein wichtiger Teil dieser Revolution ist das Film- und Videoschnittprogramm Adobe Premiere, das erstmals im Dezember 1991 auf den Markt kam.
Heute wird die neueste Version, Adobe Premiere Pro CC, nicht nur für große Hollywood-Produktionen wie „Deadpool“ eingesetzt, sondern findet auch beim Norddeutschen Rundfunk, einer der größten Sendeanstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland, seine Anwendung. Premiere Pro wird unter anderem auch am Hamburger Standort von Adobe entwickelt. Ebenfalls hier entstehen alle Icons für die Programme der Creative Cloud.
Anders als bei herkömmlichen Videobearbeitungssystemen in Form von teurer Hardware war Premiere schon zu seiner Erstveröffentlichung rein software-basiert und lief somit auch auf preisgünstigen Rechnern. So konnten mit Adobe Premiere erstmals Videofilme auf der Zeitleiste platziert sowie Effekte, Übergänge und Tonspuren hinzugefügt werden. Aus heutiger Sicht wirkt das unspektakulär, aber damals war genau dies der Einstieg für jeden, der die Kunst des visuellen Storytellings erlernen wollte.
„Ich erinnere mich noch, wie ich bei mir im Wohnzimmer auf dem Fußboden lag und Videos auf meinem Powerbook bearbeitete – das war davor undenkbar gewesen. Premiere war das erste bezahlbare, nicht-lineare und frei verfügbar Bearbeitungsprogramm“, erinnert sich Dave Helmly, ein ehemaliger Adobe-Mitarbeiter, der bis heute Teil des Adobe-Videoteams ist.
Von Beginn an nahm Adobe Premiere eine Vorreiterrolle in Sachen Videobearbeitung ein. 1994 war Premiere 4.0 die erste Version mit einer Vollbildqualität von 60 Halbbildern pro Raster. Schon 1996 bot Version 4.2 auf Windows die Möglichkeit, mit 4.000er Rastern zu arbeiten, wie es damals nur in Anwendungen für digitale Beschilderung üblich war – heute kann Premiere Pro CC Dateien von bis zu 16.000 x 10.000 verarbeiten. RAM-Vorschauen kamen 1998 hinzu und ein Audiomischmodul wurde 2001 integriert. 2003 wurde das Programm vollständig umgeschrieben und als Adobe Premiere Pro neu veröffentlicht, zusammen mit der neuen Begleitanwendung Adobe Media Encoder.
Premiere Pro und Adobe After Effects
2006 kam Dynamic Link über Premiere Pro in Adobe After Effects. Das erleichterte das Wechseln zwischen den beiden Programmen, während man animierte Grafiken oder visuelle Effekte in Videos einsetzte oder verfeinerte; das Resultat war eine einheitliche Umgebung zur Bearbeitung und Produktion von animierten Grafiken und visuellen Effekten.
„Nur mit Premiere Pro können Künstler die Disziplinen Bearbeitung und Überlagerung in einem einzigen Moment kreativer Schöpfung zusammenlaufen lassen“, so Flavio Kumpah, interdisziplinärer Künstler und Premiere-Pionier (Version 4.0).
2011 wechselte Adobe von verpackter Software zur Adobe Creative Cloud. Neben häufigeren Aktualisierungen des Programms brachte der Umstieg eine verstärkte Konzentration auf die Integration von Anwendungen und Diensten zur Optimierung von Arbeitsabläufen und der Zusammenarbeit diverser Kreativ-Teams an gemeinsamen Projekten. So entstanden die CC Libraries und das Teilen von Asset-Sammlungen, Destination Publishing, das Lumetri-Color-Bedienfeld, umfangreiche neue Funktionen zur Verfolgung und Maskierung, Adobe Stock, die Unterstützung für 360-VR-Bearbeitung und vieles mehr.
Die Einführung des Non-Linear Editor (NLE) veränderte die Branche durch eine Optimierung der Bearbeitungsprozesse: Änderungen waren fortan auch problemlos ohne Neustart möglich. Dieser „vereinfachte“ Ansatz senkte die Hürden für viele angehende Regisseure und ließ die Videofilmkunst leichter verständlich werden. Von der Kinoleinwand über Smartphones bis zu VR – bis heute inspiriert Premiere Pro immer neue Formen des Geschichtenerzählens über sämtliche Arten von Videomachern hinweg.