Einen umfangreichen Einblick in das fotografische Werk der in Brasilien lebenden Künstlerin Claudia Andujar, die 1931 in Neuchâtel, Schweiz geboren wurde, gibt erstmals in Europa die Ausstellung im MMK Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.
Aus ihrem Engagement zum Schutz der Yanomami, Brasiliens größte indigene Volksgruppe, entstand in den 1980er Jahren Claudia Andujars Serie „Marcados“ (dt. „Die Markierten“). Diese Porträts waren für die Künstlerin der Beginn einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit der Kultur der Yanomami. Neben der umfangreichen Serie „Marcados“ (Bild unten) zeigt die Ausstellung fotografische Werkgruppen von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. So reiste die Fotografin 1976 von São Paulo aus zu den Yanomami im Norden des Landes und dokumentierte die Reise fotografisch aus der Heckscheibe ihres VW Käfers.
Auffallend an den Motiven ist immer wieder die ungewöhnliche Perspektive aus der die Bilder entstanden. So hat Andujar Bilder des endlos scheinenden, modernistischen Straßennetzes São Paulos sowie des von üppiger Vegetation umgebenen traditionellen Rundbaus der Yanomami im Amazonasgebiet aus dem Helikopter aufgenommenen. In der Gegenüberstellung zeichnet Andujar ein Panorama Brasiliens zwischen Stadt und Natur. Für die Serie „Rua Direita“ setzte sie sich auf die gleichnamige Straße, einer viel bevölkerten Verkehrsader São Paulos und fotografierte die Passanten mit einem Weitwinkelobjektiv.
Kurz vor dem Putsch, der die bis 1985 andauernde Militärdiktatur des Landes einleiten sollte, dokumentierte Andujar 1964 in der Serie „Marcha da Família“ die Demonstrationen in São Paulo, die sich aus nationalistischer und konservativer Richtung gegen die Gründung einer kommunistischen Regierung richteten.
Die Ausstellung wird gefördert durch den Kooperationspool der Stadt Frankfurt und die Deutsche Börse Photography Foundation GmbH, mit freundlicher Unterstützung von dem Brasilianischen Außenministerium Itamaraty; Generalkonsulat von Brasilien; Goethe-Institut, São Paulo und dem Schweizerischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main.
18. Februar bis 25. Juni 2017