Erstmals werden in einer Überblicksausstellung die fotografischen Arbeiten des Schweizer Künstlers und Wahlwieners Alfons Schilling (1934-2013) zu sehen sein. Das Wiener Fotomuseum WestLicht stellt mit dem Werk von Alfons Schilling einen der wichtigsten Künstler der jüngeren österreichischen Kunstgeschichte vor. Als Student an der Akademie für angewandte Kunst gehörte er Ende der Fünzigerjahre mit Günter Brus zu den Wegbereitern des Wiener Aktionismus, ging aber bald ästhetisch wie geografisch eigene Wege. Sein rastloser Forschergeist, der in New York für zweieinhalb Jahrzehnte seine Basis hatte, prägt auch seine fotografischen Arbeiten. Sie treiben das Medium weit über die Grenzen der klassischen Fotografie hinaus und erscheinen als missing link zwischen den Bewegungsstudien eines Eadweard Muybridge aus dem 19. Jahrhundert und gegenwärtigen Formen des Cyberspace.
Die Kippbilder seiner Linsenrasterfotografien, die erst durch die BetrachterInnen aktiviert werden, dynamisieren den Blick und verschmelzen mehrere Aufnahmen in einem Bild. Hologramme und Stereofotografien, in der Ausstellung durch entsprechende Sichtgeräte erfahrbar, öffnen die Bildoberfläche zu einem virtuellen Raum. Wer heute mit head-mounted Displays 3-D-Welten bereist, wandelt auf Pfaden, die Schilling schon in den Siebzigerjahren beschritten hat. Die Ausstellung legt den Fokus erstmals auf die erweiterte Fotografie des Visionärs und zeigt sie im Kontext ausgewählter Sehmaschinen, Malerei und filmischer Experimente. Thema seines bahnbrechenden Schaffens ist eine Kritik der Wahrnehmung, die Entfesselung des Sehens selbst: „It’s not what‘s on the picture – it’s what is behind it.“
Eine Ausstellung des Fotomuseum WestLicht in Kooperation mit dem Nachlass Alfons Schilling, kuratiert von Rebekka Reuter und Fabian Knierim. Begleitend erscheint eine Publikation im Verlag für moderne Kunst mit einem Vorwort von Peter Weibel, Texten von Roland Fischer-Briand, Erkki Huhtamo, Romana Karla Schuler, Andreas Spiegl, Felicitas Thun-Hohenstein und den KuratorInnen, sowie einem beigelegten Stereobetrachter.
Die Ausstellung läuft vom 14. Februar bis 14. Mai 2017
Bild oben: Alfons Schilling Standfoto aus dem Film 9XL – Es war einmal, 1965, 35mm, sw, Ton, 13. Min. copyright Nachlass Alfons SchillingBild rechts: Alfons Schilling „The Falling Man“, 1969, Linienrasterfotografie, 4 Ansichten copyright Nachlass Alfons Schilling Bild links: Alfons Schilling „68 Chicago Demo, Gasmasken, 1968, Linienrasterfotografie copyright Nachlass Alfons Schilling