Eines der brennendsten Probleme unserer Zeit hat die Fotoausstellung der Michael Horbach Stiftung in Köln zum Thema. Aus unterschiedlichen Perspektiven dokumentieren die beiden Fotografen Christoph Püschner und Frank Schultze unter dem Titel „Das nackte Leben – Flucht und Vertreibung im 21. Jahrhundert“ die Probleme in den Krisenherden. Der in Eritrea geborene Sinawi Medine kennt die Situation aus eigener Erfahrung, den er flüchtete selbst über den Sudan und Libyen, bis er 2009 nach Frankreich kam. Seine Bilder zeigen Rettungsaktionen: Einzelschicksale und das qualvolle Leid vieler – in kleinen Flüchtlingsbooten und größeren Rettungsbooten auf dem offenen Meer. Manchen Bildern kann der Blick kaum standhalten.
In beiden Ausstellungen sind die Menschen in Bewegung – unterwegs in der Hoffnung auf eine neue Heimat – von anderen getrieben oder gestoppt, fremdbestimmt und ohne Rechte. Die Ausstellung zeigt 29 Bilder von Christoph Püschner und Frank Schultze. Flucht und Vertreibung findet fast gänzlich unbeachtet vor den Augen der Weltöffentlichkeit, wie
beispielsweise in der Ukraine oder Syrien statt: So wie im Ost Kongo im Juni 2006, wo Flüchtlinge aus Angst vor Überfällen durch Milizen Tage und Nächte im Busch verbracht haben, ehe sie erschöpft im Lager Aveba ankamen. Oder in Bangladesch, wo Klimaflüchtlinge in einem Lager in der Nähe von Shyamnagar in mit Plastikplanenüberdecken Hütten Zuflucht vor Überflutung suchten.
Christoph Püschner und Frank Schultze erzählen diese Geschichten immer weiter in ihren Bildern, von denen jedes auch eine eigene Geschichte hat. Es sind nicht die lauten, Schlagzeilen heischenden Geschichten, sondern eher stumme Zeugnisse des täglichen Leides in den Krisenherden dieser Welt. Es sind auch Bilder einer Geschichte, die längst mitten in Europa, mitten in Deutschland angekommen ist.
5. Februar bis 19. März 2017
Bild oben: 15. März 2016: Boubacar, der Polio hatte, musste seine Krücken in Libyen zurücklassen, um an Bord zu kommen (c) Sinawi Medine Bild rechts: November 2011 Bangladesh. Klimafüchtlinge (c) 2011 Frank Schultze / Zeitenspiegel