Im Rahmen des Düsseldorfer Photo Weekends 2017 zeigt die galerie ruth leuchter die Ausstellung Lothar Wolleh – Portraits international bekannter Künstler. Erstmals sind seit 1980 wieder Arbeiten des 1979 im Alter von 49 Jahren verstorbenen Künstlers in Düsseldorf zu sehen.
Lothar Wolleh gilt als Chronist der Düsseldorfer Kunstszene der 1960er- und 1970er-Jahre. Seit 1967 arbeitet er an einem Atlas der zeitgenössischen Künstlerszene. Frei, Antrieb und ohne Auftrag, fotografierte er zunächst die mit ihm bekannten Künstler des Düsseldorfer Kunstbetriebs, darunter u. a. seinen Freund Günther Uecker der ihn zu dieser Arbeit angeregt hatte, Joseph Beuys, Heinz Mack, Otto Piene und Gerhard Richter. Später ließ er die Grenzen des Rheinlands hinter sich ließ und dehnte sein Projekt auf ganz Europa aus. Mehr als 100 Maler, Bildhauer und Aktionskünstler setzte Wolleh in Szene, bis das Vorhaben 1979 mit seinem plötzlichen und frühen Tod abrupt endete. Entstanden waren bis dahin Aufnahmen von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Lucio Fontana, René Magritte, Henry Moore, Man Ray und vielen weiteren.
Ab 1962 lebte und arbeitete der gebürtige Berliner Wolleh in Düsseldorf. Als Freelancer machte sich Lothar Wolleh ab den 60er Jahren einen Namen in der Werbefotografie und avancierte mit Kampagnen u. a. für die Deutsche Bahn und Volkswagen zu einem der bestbezahlten Fotografen der Bundesrepublik. 1965 porträtierte er Ludwig Erhard für die Kampagne zur Bundestagswahl, bevor er sich weitgehend aus der kommerziellen Fotografie zurückzog, um sich ganz seinen eigenen Projekten zu widmen. In der Folge entstanden zahlreiche Künstlerbücher und Editionen, aber auch Reportagen wie „Das Konzil“ über das II. Vatikanische Konzil (1965) oder der Bildband „UdSSR – Der Sowjetstaat und seine Menschen“ (1970).
Mit seiner unverwechselbaren Handschrift zeigte Wolleth seine Arbeiten stets im quadratischen Bildformat mit integrierten schwarzen Negativrand und den Verzicht auf Blitzlicht inklusive der daraus resultierenden Bewegungsunschärfe.
Gezeigt werden in der Ausstellung 50 Bilder aus dem Werk Lothar Wollehs. Highlights sind u. a. ein Block mit 16 Arbeiten über die kaum dokumentierte Beuys Aktion „Filz-TV“ und einige selten gezeigte Porträts von Man Ray und René Magritte, die kurz vor dessen Tod entstanden. Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Oliver Wolleh, dem Sohn und Nachlassverwalter des Fotografen, in Zusammenarbeit mit Ruth Leuchter.
Vom 3. Februar bis 18. März 2017
Bild: Links Lothar Wolleh, Porträt von René Magritte, Brüssel, 1967 copyright Oliver Wolleh, Berlin; rechts: Lothar Wolleh, Porträt von Gerhard Richter, Düsseldorf, ca. 1970 copyright Oliver Wolleh, Berlin