Mit der Ausstellung „German Bodies“, die Arbeiten verschiedener Künstler vorstellt, startet Kicken Berlin in das Jahr 2017. Zu den ausgestellten Künstlern gehört unter anderem Jürgen Klauke, von 1993 bis 2008 Professor für künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule für Medien in Köln, einer der wichtigsten Vertreter der Bodyart. Klauke (*1943) visualisiert Themen wie das weibliche und männliche Prinzip (Masculin-Feminin II, 1974) und dessen Übertragbarkeit oder spaltet sich in den Doppelbelichtungen der Sequenz Begegnung (1975) in zwei Figuren auf, deren Interaktion affektive wie aggressive Züge trägt. Nicht das konkrete körperliche Erleben steht bei Klauke im Vordergrund, sondern das Befragen von starren Regeln des gesellschaftlichen Lebens im Spiel mit der Selbstinszenierung, der Travestie und der Transformation.
Die Absurdität sozialer Konventionen und die Entfesselung dahinter verborgener geheimer Kräfte zeigt die Inszenierung „Ödipale Komplikationen“ (1977-78) von Anna und Bernhard Blume (*1937; 1937-2011) mit einer fünfteiligen Sequenz im Kleinformat. Die Inszenierungen der Blumes sind philosophisch und psychoanalytisch motiviert, sie bringen die nur scheinbar geregelten Verhältnisse der Alltagswelt mit Ironie, Leichtigkeit und Dynamik buchstäblich zum Tanzen.
Eine Arbeit von Floris Neusüss (*1937) nimmt den Gedanken der Leichtigkeit wie des Fliegens auf: sein Flugdrachen (1977) mit dem Körperfotogramm der eigenen Gestalt ist zugleich Gegenstand einer performativen Handlung wie auch experimentelles Bild (selbst Ergebnis eines aktiven Gestaltungsprozesses).
Dieter Appelt (*1935) wiederum setzt sich selbst genau definierten Situationen aus, die sowohl der Bewußtseinserweiterung wie der präzise kalkulierten Visualisierung dienen. Die siebenteilige Sequenz aus Tableau Oppedette (1980) zeigt die Figur des Künstlers in verschiedenen Konstellationen. Die Fotografie ermöglicht es, den Körper in die Umgebung einzublenden und zu verdinglichen.
Über die bloße Dokumentation einer Aktion hinaus leistet damit die Fotografie eine bewußt gestaltete Visualisierung: die Handlung wird zum vielteiligen Bild.
Die Ausstellung läuft 27. Januar bis 13. April 2017
Bild oben: Jürgen Klauke Bild rechts: Anna und Bernhard Blume