Unter dem Titel „Peripheral Dispatches“ zeigt die Galerie Priska Pasquer die neuesten Porträtserien des südafrikanischen Fotografen Pieter Hugo. Die Werkgruppen „1994“, „Californian Wildflowers“ und „Flat Noodle Soup Talk“ entstanden in Südafrika, Ruanda, Kalifornien und Peking.
Die Aufnahmen von Pieter Hugo sind komplex und widersprüchlich, überwältigend schön und verstörend zugleich. Sie sind periphere Botschaften, Notizen aus Randgebieten und Reibungszonen. Seine Werke entstehen in Gefilden abseits der Norm, in unsicheren Bereichen und an unbequemen Orten des Übergangs. Pieter Hugo sucht die Wirklichkeit jenseits der Klischees. Er fotografiert dort, wo sich gesellschaftliche Konventionen auflösen, wo Normen zerbröckeln und das Haltlose und Strukturlose sich ausbreiten.
In Südafrika und Ruanda hat Hugo Kinder fotografiert, die nach 1994 geboren wurden. Die Porträts entstanden in der freien Natur. Unweigerlich verbindet man mit ihnen zuerst das romantische Klischee der „idyllischen“ Kindheit in der „unberührten“ Natur. Doch die Landschaft rund um die Dörfer ist aufgeladen mit Bedeutung – getränkt vom Blut des Völkermords in Ruanda, durchzogen von willkürlichen Grundstücksgrenzen in Südafrika. Die Kinder haben die Gräuel des Genozids und die Brutalität des Apartheidregimes nicht mehr erlebt und wachsen in einer vergleichsweise friedlichen Umgebung auf. Und doch meint man in ihren ernsten Gesichtern ablesen zu können, dass die Vergangenheit ihre Schatten in die Zukunft wirft.
Der Tenderloin District in San Francisco ist ein sozialer Brennpunkt mit einer Vielzahl an Obdachlosen, Alkoholikern und Drogenabhängigen. Für Pieter Hugo „fühlt es sich an wie eine anarchische Gemeinschaft inmitten eines verrückten Booms“. (Pieter Hugo über Californian Wildflowers, 2016).
Die dritte in der Ausstellung gezeigte Werkgruppe, „Flat Noodle Soup Talk“, entstand 2015/16 in Peking. Der südafrikanische Künstler bezeichnet die chinesische Hauptstadt als den existenziellsten Platz, den er je erlebt hat. Auch hier hat er Reibeflächen aufgespürt, an denen die Komplexität des modernen Lebens sichtbar wird.
Pieter Hugos (*1976) künstlerisches Potenzial speist sich aus seiner großen Neugierde und seiner enormen Wissbegierde. „Peripheral Dispatches“ ist die dritte Ausstellung von Pieter Hugo bei Priska Pasquer. 2015 zeigte sie mit „Corporeality“ die erste Einzelausstellung des Fotografen in Deutschland. 2016 präsentierte sie die umfangreiche Werkgruppe „Kin“.
Parallel zu dieser Ausstellung widmet das Kunstmuseum Wolfsburg, dem gerade einmal 40jährigen Künstler, Pieter Hugo die erste große Retrospektive in Deutschland. Sie umfasst seine 15 Werkgruppen, darunter die Serien „Looking Aside“, „Kin“, „The Hyena Men“, „Permanent Error“, „There’s a Place in Hell for Me and My Friends“ oder „Nollywood“, durch die Pieter Hugo bekannt geworden ist. Die jüngst entstandenen Projekte „Flat Noodle Soup Talk“ und „Californian Wildflowers“ werden erstmalig weltweit gemeinsam sowohl im Kunstmuseum Wolfsburg als auch bei Priska Pasquer gezeigt.
Die Ausstellung bei Priska Pasquer läuft vom 11. Februar bis 15. April 2017
Bild oben: Pieter Hugo, Zeng Mei Hui Zi, Beijing from the series Flat Noodle Soup Talk, 2015-16 copyright Pieter Hugo, Priska Pasquer, Cologne Bild links: Pieter Hugo, Untitled, San Francisco, 2014 from the series Californian Wildflowers copyright Pieter Hugo, Priska Pasquer, Cologne