Eine von Daniel Blochwitz kuratierte Auswahl der Werke von Arnold Odermatt zeigt die Züricher Photobastei. Zu sehen sind sowohl Odermatts international viel beachtete „Karambolagen“, seine ironisch anmutenden Dokumentationen des eidgenössischen Polizeialltags bis hin zu seinen bisher weniger bekannten fotografischen Beobachtungen Schweizer Alltäglichkeit. All seinen unterschiedlichen Werksgruppen gemein ist sein unverwechselbarer Blick und die von ihm gewählte Perspektive.
Arnold Odermatt wurde im Jahr 1925 in Oberdorf im Schweizer Kanton Nidwalden geboren. Er besuchte die Schule in Stans und erlernte den Beruf des Bäckers und Konditors. 1948 trat Odermatt in den Polizeidienst ein und wurde 1990 als Oberleutnant, Chef der Verkehrspolizei und Vizekommandant der Nidwalder Polizei, pensioniert. Schon zu Beginn seiner Dienstzeit bat er darum, Fotografien der zahlreichen Unfälle machen zu können, mit denen er bei der Arbeit befasst war. Er entwickelte die Aufnahmen bei sich zu Hause und ergänzte seine Unfallprotokolle um das Bildmaterial. Nachdem Odermatts Fotografien sich als hilfreich bei Gericht erwiesen, wurde in einer Kammer der Polizeistation eine Dunkelkammer für ihn eingerichtet.
Anfang der 1990er Jahre entdeckte sein Sohn, der Regisseur Urs Odermatt, bei den Recherchen zu einem Film Dekaden archivierter Verkehrsunfälle im Kanton Nidwalden. Beeindruckt von der Qualität der Arbeiten avancierte er zum Herausgeber aller bisher publizierten Bücher von Arnold Odermatt. Die Bücher „Karambolage“, „Im Dienst“ und „In zivil“ erschienen im Steidl Verlag. Im Jahr 2001 zeigte Harald Szeemann eine Auswahl von 32 Arbeiten Odermatts auf der Biennale Venedig. Danach folgten zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. die Einzelausstellungen im The Art Institute of Chicago (2001), Centro Cultural Okendo in San Sebastian (2005) und La Chambre, Strassburg (2012). Die Arbeiten von Arnold Odermatt befinden sich in vielen internationalen Sammlungen und Museen. Der Künstler lebt und arbeitet in Stans.
Die Photobastei präsentiert die bisher umfassendste retrospektive Ausstellung zum Werk von Arnold Odermatt. In Zusammenarbeit mit der Galerie Springer in Berlin, die den Künstler international vertritt, und Urs Odermatt, dem Sohn und Herausgeber seiner Bücher, wird die eine Übersicht aus dem Schaffen des Nidwaldener Fotografen Arnold Odermatt zeigen. Mit Arnold Odermatt widmet sich die Photobastei nach „Vivian Maier: Taking the Long Way Home“ (3/2016) wieder einer fotografischen Position, die erst verspätet zu ihrer Adelung durch die Kunstwelt kam.
Die Ausstellung läuft vom 20. Januar bis 12. März 2017.
Bild oben: Buochs 1995 Arnold Odermatt Bild links: Hergiswil 1982, Arnold Odermatt