Vom 17. September bis 29. Oktober zeigt die Berliner Galerie Judin die Ausstellung Dieter Meier Possible Beings 1973-2016 mit rund 60 Exponaten. Der Schweizer Künstler Dieter Meier gehört nicht nur zu den Wegbereitern der Elektromusik und des Musikvideos, sondern auch zu den Pionieren der Konzeptkunst zählt.
Ausgangspunkt für die Fotografie von Dieter Meier (1973-2016) waren ab 1968 künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum. So unterbrach 1970 sein Kurzfilm 1 Minute unkommentiert das öffentlich-rechtliche Schweizer Fernsehprogramm. Für eine Minute war der regungslose Kopf des Künstlers zu sehen und ein Zeitzeichen zu hören. Das Publikum war verstört. Mit derartigen Aktionen setzte sich Meier ebenso humorvoll wie hintergründig mit der Flüchtigkeit des filmischen Mediums und des menschlichen Lebens auseinander.
Zeitgleich überführte Meier seinen konzeptuellen Ansatz in fotografische Serien und andere Werkgruppen. 1972 läutete ein Materialkonvolut zu dem erdachten Schriftsteller Thomas Mattes die bis heute andauernde Beschäftigung mit erfundenen und vorgefundenen Persönlichkeiten ein, die nicht selten autobiografische Züge aufweisen.
Diesem Thema ist auch Meiers umfangreichste fotografische Serie gewidmet, die 1973/74 entstand. Mit variierender Kleidung, Gestik und Mimik verwandelte sich Meier in 48 Personalities. Wenngleich seine markanten Gesichtszüge stets zu erkennen sind, löst die Anzahl der Verkörperungen allmählich die Wahrnehmung des Künstlers als Individuum auf. Stattdessen treten die Rollen in den Vordergrund. Sie sollten letztlich ein regelrechtes Eigenleben entwickeln. Unter den Titeln As Time Goes By und Possible Beings wählte Meier 2005 und 2016 einige Personalities aus, die er jeweils mit einer neuen Portraitaufnahme und einer kurzen Biografie in die Gegenwart holte. In wenigen Jahren möchte sich Meier der restlichen Figuren annehmen und mit ihnen weitere mögliche Lebenswege ausloten.
Dieter Meier lebt und arbeitet in Hongkong, Argentinien, der Schweiz und den USA. Ende der 1970er Jahre gründete er mit Boris Blank die Elektroband Yello, die dem Techno den Weg bereitete und unter anderem mit dem World Music Award und dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Seit 1997 betreibt Dieter Meier in Argentinien ökologische Landwirtschaft. Die Erzeugnisse werden auch in seinen eigenen Restaurants in Berlin, Frankfurt am Main, Zürich und demnächst in Hongkong angeboten.
Bild oben: Dieter Meier Kurt „Küde“ Spähni from the series „As Time Goes By“ 1973-2005
Bild rechts: Dieter Meier Pat LeBlanc from the series „As Time Goes By“ 1973-2005