Bis 3. Oktober 2016 läuft im Berliner Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „Berenice Abbott – Fotografien“. Sie stellt mit den Arbeiten von Berenice Abbott (1898 – 1991) eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts vor. Gezeigt werden 80 ihrer berühmten Bilder aus der Serie „Changing New York“, außerdem frühe Portraits und ihre Pionierarbeiten als Wissenschaftsfotografin.
Berenice Abbott wurde 1998in Springfield, Ohio geboren, studiert zunächst Journalismus an der Ohio State University, Columbus, bevor sie im Jahre 1918 nach New York zieht, um in das Fach Bildhauerei zu wechseln. Sie gehört zur New Yorker Bohème, teilt sich ein Appartement mit der Schriftstellerin Djuna Barnes und lernt die Dadaisten Marcel Duchamp und Man Ray kennen, die im Begriff sind, in die Hauptstadt der Moderne, nach Paris, zu ziehen.
Auch Berenice Abbott zieht 1921 nach Paris, um dort weiter Bildhauerei zu studieren. Sie trifft Man Ray, der für sein Portraitstudio einen Assistenten sucht, Abbott beginnt für ihn zu arbeiten und entdeckt dabei ihr Talent als Fotografin. Ihre erste Einzelausstellung hat sie 1926 in der Pariser Galerie „Au Sacre du Printemps“ mit Portraits von Künstlern und Literaten der Pariser Avantgarde.
Durch Man Ray lernt sie auch ihr großes Vorbild, Eugène Atget, kennen, der das alte Paris in Bildern festhält. Seine Aufnahmen zeigen die Stadt in ihren unterschiedlichen Facetten und unterscheiden sich von denen seiner Kollegen, die über die streng bauliche Dokumentation nicht hinausgehen, durch ihren Motivreichtum. Berenice Abbott besucht den Fotografen mehrfach und kauft von ihm Abzüge. Nach seinem Tod 1927 erwirbt sie etwa 1.500 Negative und 10.000 der im Atelier verbliebenen Abzüge. Auf der Suche nach einem Verleger für ein Buch über ihr Vorbild kehrt sie 1929 zurück nach New York. Ihr ist es zu verdanken, dass Atgets Fotografien einen beträchtlichen Einfluss auf amerikanische Fotografen wie Walker Evans oder Lee Friedlander haben.
In New York wendet sich Abbott von der Portraitfotografie ab hin zur Dokumentation. Sie orientiert sich an Atgets Parisbildern und dokumentiert die sich verändernde amerikanische Metropole: Zum Bildthema werden Ruinen und Abbruchhäuser, die gleichberechtigt neben neuen Wolkenkratzern stehen, Werbeschriftzüge als Signatur der modernen Großstadt, aber auch Verfall und Armut. „Changing New York“ nennt sie die Chronik, die zwischen 1935 und 1939 entsteht und die sie in einem Buch 1939 veröffentlicht.
In den 1940er Jahren wendet sich Berenice Abbott der Wissenschaftsfotografie zu und ist später als Bildredakteurin der „Science Illustrated“ tätig. Abbott arbeitete bis zu ihrem Tod im Jahre 1991 als Fotografin.
Bild oben: Berenice Abbott, Gunsmith and Police Department 6 Centre Market Place and 240 Centre Street Manhattan, 1937 © Berenice Abbott/ Commerce Graphics, courtesy Howard Greenberg Gallery, NY.
Bild rechts: Berenice Abbott, City Arabesque, 1938 © Berenice Abbott/ Commerce Graphics, courtesy Howard Greenberg Gallery, NY.