Bis zum 6. November 2016 zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen einen der hoch dotiertesten Fotografen der Welt – Andreas Gurski. In der von Marion Ackermann und ihrer Assistenz Noura Dirani kuratierten Ausstellung widmet sich der Düsseldorfer Fotokünstler den Fragen nach dem Abstraktionsvermögen des Mediums Fotografie. Anders als in der große Retrospektive, die 2012/13 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen war, zeigt der Künstler im K20 eine Werkgruppe von rund 20 teils großformatigen Fotografien, die sich dem Thema der Abstraktion widmen.
Zum ersten Mal bezieht Andreas Gursky Musik als ein wichtiges Element in eine Ausstellung mit ein: Begleitend zu den fotografischen Arbeiten ist eine minimalistische Soundinstallation des kanadischen Produzenten und DJs Richie Hawtin zu hören. Die Ausstellung verwirklicht eine Idee, die der Künstler seit längerer Zeit im engen Austausch mit der Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, diskutiert hat. Gezeigt werden sowohl ältere als auch die neuesten Arbeiten des Künstlers. Diese aktuellen Werke hat Gursky speziell für das Projekt konzipiert und präsentiert nun zum ersten Mal Aufnahmen von Tulpenfeldern (o.T. XVIII, 2015), eine von Solarfeldern verfremdete Landschaft (Les Mées, 2016) und aktuelle Konsumschauplätze (Mediamarkt, 2016 oder Amazon, 2016).
Zu dem Ausstellungsprojekt gehört auch, dass Gursky mit den US-Künstlern der Nachkriegszeit wie Robert Rauschenberg, Ellsworth Kelly, Mark Rothko oder Barnett Newman in einen Dialog tritt. Gurskys fragt in der Ausstellung einerseits nach der Abstraktionsfähigkeit des Mediums Fotografie. Andererseits geht es ihm um die künstlerische Auseinandersetzung zwischen Malerei und Fotografie.
„Dadurch wird die Kunstsammlung selbst zur künstlerischen Wirkstätte von Andreas Gursky“, erläutert die Direktorin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann, das Ausstellungskonzept.
In seinen neuen fotografischen Arbeiten widmet sich Gursky auch den Fragen nach der Wiedergabe von Licht, Texturen und Farben. Der Besucher kann nachvollziehen, was Abstraktion im Werk dieses Künstlers bedeutet und wie sich seine spezifische Bildsprache im Laufe seines Schaffens über Jahrzehnte hin entwickelt hat. Seine abstrakten Arbeiten betitelt Andreas Gursky oftmals, ähnlich wie Wassily Kandinsky, mit römischen Ziffern.
Es waren erst die digitalen Verfahren der Fotografie und Bildbearbeitung, die es dem Künstler ermöglichte seine Bilder – wie sonst nur ein Maler – detailliert zu komponieren. Dabei widmet sich Gursky oftmals Themen von globaler Relevanz, wenn er beispielsweise den Massenkonsum oder den internationalen Börsenhandel (Chicago Board of Trade III, 2009) thematisiert. Gurskys Bilder haben dabei zwar immer einen dokumentarischen Charakter, aber sie werden erst durch den künstlerischen Eingriff zur Erinnerung an eine subjektiv erlebte Realität. Die Abstraktion dient dem Künstler schon seit Beginn seiner Arbeit als ein Mittel zur freien Komposition und bildet für ihn die unmittelbarste Nähe zwischen Malerei und Fotografie. Dennoch kann die Fotografie, so erklärt Gursky, nie vollends abstrahieren, da sie ja immer an einen Gegenstand gebunden ist.
Für die Reihe der Editionen Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat der Künstler anlässlich seiner Ausstellung im K20 eine neue Edition geschaffen: Andreas Gursky ohne Titel XVIII– Lithographie,2016 Editionen Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Preis: 2.000,00 Euro (inkl. MwSt.)
Bild oben: Andreas Gursky, Mediamarkt, 2016, Copyright: Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Courtesy Sprüth Magers
Bild rechts: Andreas Gursky, Les Mées, 2016, © Andreas Gursky, VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Courtesy Sprüth Magers
Bild links: Marion Ackermann und Andreas Gursky im K20, der Kunstsammlung des Landes NRW in Düsseldorf in der Ausstellung „Andreas Gursky – Nicht abstrakt“. Foto: © Andreas Gursky © Kunstsammlung NRW