Zum Umweltfotofestival Horizonte Zingst (28.Mai Bis 5. Juni 2016) präsentiert der Stern die Ausstellung “Exodus” – Menschen auf der Flucht. „Wenn Deine Fotos nicht gut sind, dann warst Du nicht nah genug dran“, diesen Leitsatz hat der berühmte Fotograf Robert Capa seinen Fotojournalistenkollegen als Leitspruch mitgegeben. Der Fotograf Nikos Pilos war immer in unmittelbarer Nähe seiner Motive. Bis in den Sommer 2015 hinein hat Nikos Pilos vor allem in Athen gearbeitet, wo er seit sechs Jahren die Wirtschaftskrise fotografierte und ihr täglicher Chronist wurde. Als man im Juli in Brüssel nachgab und der Aufstand gegen die Sparpolitik gescheitert war, wollte Pilos dem Thema, das ihn so lange verfolgt hatte, entkommen. Er machte sich auf den Weg zu den Flüchtlingen, die gerade um diese Zeit immer zahlreicher auf den griechischen Inseln ankamen, er folgte ihnen auf‘s Festland, weiter zur mazedonischen Grenze und auf den Balkan bis Ungarn.
Pilos fand sich umgeben von Fotografen, die abends alle mit ähnlichen Bildern zurückkehrten, und kam auf die Idee der Doppelmotive: Schwarzweiß, härter, direkter. Da ist der zugenähte Mund eines Mannes aus dem Iran, dem in Idomeni die Weiterreise verweigert wird, und daneben ein Bild weiterer verzweifelter junger Iraner, die tagelang an den Bahngleisen sitzen und bloß schweigen. Nikos Pilos verschwindet in der Menge, seine Ausstrahlung ist nicht die eines westlichen Fotografen auf Recherche, er versteckt sich nie hinter seiner Kamera. Er geht auf die Menschen zu und fotografiert sie eher beiläufig. So entsteht ein Kunstwerk, das niemand vorhergesehen hätte. Das so nur in seinem Kopf wachsen konnte. Viele Bilder von Flüchtlingen sind gedruckt worden wäh rend dieser Krise, aber wenige Fotos transportieren die Strapazen der Menschen auf der Balkanroute so wie jene von Nikos Pilos.
Ausgestellt im Marinekomplex in Zingst an der Ostsee
Bild: Iranische Migranten, die im Hunger-‐ streik sind, haben sich den Mund zuge-‐ näht. Sie stehen im November 2015 auf den Zuggleisen an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien in der Nähe des Ortes Ideomeni, Griechenland.
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