Zwei Ausstellungen über den Umgang mit schweren Lasten zeigt die Kölner Michael Horbach Stiftung vom 5. Juni bis 20. Juli 2016. In Raum 1 und 2 wird Mario Marino mit „Kalbelia- Die Vergessenen“ und in Raum 3 und 4 Anja Bonhof mit „Bahak – Die Last der Dinge“ ausgestellt.
Die Künstlerin Anja Bohnhof porträtiert in ihrer fotografischen Arbeit „Bahak“ Lastenträger auf den Straßen Kolkatas in Indien. Entstanden sind die Aufnahmen in einem mobilen Atelier. Damit löst sie den Portraitierten für einen kurzen Moment aus seiner sozialen Realität des städtischen Kontextes. Bohnhof konzentriert den Blick auf den Träger und seine Last, verleiht ihm über diese Art der konzentrierten Aufmerksamkeit Würde. Die Arbeit über die Lastenträger ist eine von zahlreichen fotografischen Ausstellungs- und Buchprojekten, die Anja Bohnhof in den letzten Jahren in Indien realisiert hat.
„Bahak“ ist im Revolver Verlag als Bildband erschienen und mit dem Deutschen Fotobuchpreis nominiert worden. Für ihre in Indien realisierten Arbeiten erhielt Bohnhof 2015 vom Indian Council for Cultural Relations, New Delhi den Gisela Bonn-Award in Anerkennung ihres bedeutenden Beitrages zur Vertiefung der deutsch-indischen Beziehungen.
Anja Bohnhof wurde 1974 in Hagen geboren und studierte nach einer fotografischen Ausbildung Visuelle Kommunikation und Fotografie an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie arbeitet seit 2004 freiberuflich als Fotografin und lebt in Dortmund. Von 2006-2014 war Anja Bohnhof zudem kontinuierlich als Lehrbeauftragte für Fotografie an der FH Köln tätig. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und sind bereits vielfach mit Stipendien und Förderpreisen ausgezeichnet und publiziert worden.
Bilder: oben © Anja Bonhof: Bahak / Ansarif, links © Anja Bonhof: Bahak / Zahir
„Kalbelia – Die Vergessenen“
Im Herbst 2014 und Frühling 2015 reiste Mario Marino in die nordwestliche Provinz Indiens, nach Rajasthan., wo die Bilderserie „Kalbelia – die Vergessenen“ entstand.Der Fotograf der Kultur der Sinti und Roma, deren Ursprünge in Indien und Pakistan liegen. In Indien „Kalbelia“ genannt, stehen sie, ähnlich wie in Europa, auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Analphabetismus, sowie fehlender Zugang zu frischem Trinkwasser, prägen den Alltag der Kalbelia Kinder in Rajasthan. Häusliche Gewalt und Betteln stehen für sie auf der Tagesordnung. Der schlechte physische, aber vor allem der seelische Zustand der Kalbelia Kinder, hat sich tief in das Gedächtnis des Fotografen eingeprägt.
Mario Marino, geboren (1967) in Österreich, lebt und arbeitet als freier Fotograf und Künstler in Deutschland. Auf seinen Reisen durch Europa, nach Afrika, Kuba, Indien, Nepal und Mexiko entwickelte Mario Marino seine eigenständige Bildsprache. Getragen von Empathie, gewähren seine Bilder dem Betrachter Einblicke in den Alltag der Portraitierten und darüberhinaus eine zutiefst berührende Ahnung deren seelischen Befindens.
Seine Werke wurden in den letzten Jahren von zahlreichen Galerien und Museen inAmsterdam, Berlin, Brüssel, Dubai, London, Miami, Paris und Stockholm ausgestellt.
Bild © Mario Marino: Kalbelia – die Vergessenen