Sicher ist es nach wie vor eines der bedeutendsten Fotofestivals der Welt, das Fotografen und Fotografie-Interessierte aus aller Welt jedes Jahr in die Provence ins südfranzösische Städtchen Arles zieht. Gewidmet ist das 47. Festival dem französischen Schriftsteller Michael Tournier, der am 18. Januar 2016 verstorben ist und der in den 60er Jahren unter anderem für die Gründung der Fotoschule in Arles mitverantwortlich zeichnete. Im Juli 1977 sagte Michel Tournier über Arles voraus, dass es wohl eine der Hauptstädte der Fotografie werden würde. Dieses Jahr spüren die Rencontres unter anderem der Geschichte der Street Photography nach, dabei wird auch der Fokus auf neue Sichtweisen gelegt. Unter dem Titel „Battlefields“ werden 80 Motive von Yan Morvan, die den Betrachter im Capitole einen provokativen Blick auf die Geschichte liefern, vorgestellt und in der Église Sainte-Anne werden die großartigen Aufnahmen aus Konfliktzonen von Don McCullin hängen. Der amerikanische Fotojournalist Sid Grossmann (1913-1955) wird mit seiner Arbeit, die die New Yorker Schule der 50er Jahre vertritt, im Espace van Gogh gezeigt. Eine Gegenüberstellung der Arbeiten des 1971 geborenen Ethan Levitas und des Altmeisters Garry Winogrand (1928 – 1984) zeigt die Ausstellung in der Grande Halle.
Das Thema „Africa Pop“ lädt die Besucher zu einem Abstecher nach Mali und Nigeria ein, während „Western Stories“ die Weiten der Camargue gefilmt von Joe Hamman und Jean Durand und den amerikanischen Westen von Bernard Plossu in Szene gesetzt zeigt.
Der Themenkreis „Monsters & Co.“ umfasst Kino ebenso wie japanische Folklore, zu der der französische Fotograf Charles Fréger , der nach einer Tour durch Europa mit winterlichen Masken, sich die althergebrachten Masken der Geister und Monster in Japan als Motiv vornahm. Zu sehen in der Église des Trinitaires.
Fotografen sind Entdecker und Forscher, die uns vermitteln was in der Welt geschieht. Unter dem Titel „Geschichtenerzähler“ geben die Rencontres ihnen die Möglichkeit ihre Botschaften vielen Betrachtern vorzustellen. Die Frauenfeindlichkeit bei Schwangerschaftsabbrüchen ist das Thema von Laia Abril, die im Magasin Électrique vorgestellt wird. Ebenfalls im Magasin Électrique ist Yann Gross, Gewinnder des Luma Rencontres Dummy Book Award 2015 zu sehen. Joao Pina hat jahrlang dem Verschwinden von 60.000 politischen Gefangenen unter sechs südamerikanischen Diktaturen nachgespürt. Ausgestellt im Musée Départemental Arles Antique.
Im Palais de L’Archevecheé ist die Ausstellung „Fabelhafte Fehler“ zu bewundern, die zeigt, dass es nicht immer die Perfektion ist, die den Charme eines Bildes ausmacht. Dort sind Fotokünstler von Joan Fontcubert über Peter Piller und Timm Ulrichs bis zu Kent Rogowski zu sehen.
Rund 40 Ausstellungen werden die Rencontres d’Arles präsentieren und werden auch in diesem Jahr neue Ausstellungsplätze zusätzlich zu den bisher bespielten für das Festival bieten. Dazu gehört eine Halle nahe der Eisenbahn oder das Hôtel de Luppé.
Auch Avignon mit Andres Serrano aus der Collection Lambert, Marseilles mit Alfred Seiland und Nimes mit der französischen Fotografin Stéphanie Solinas gehören zum Festivalprogramm.
Für die Abende im Théâtre Antique sind bisher am 8. Juli die Prix Pictet Preisträgerin Valérie Belin vorgesehen, das weitere Programm wird erst am 29. April bekannt gegeben. Im Stadtteil Trinquetaille wird am 7. Juli die „Nacht des Jahres“ gefeiert. Wie immer werden auch zahlreiche Konferenzen, Portfolio Reviews, Buch-Signierstunden und Workshops für Festivalatmosphäre sorgen.
Das ausführliche Programm:
http://www.rencontres-arles.com/Home
Bild oben: Kent Rogowski Bild links: Yan Morvan Bild rechts: Joao Pina