Vom 9.4. bis 8.5.2016 zeigt die Galerie Fotoraum Köln Fotografien von der 1986 in Galicien geborenen Lua Ribeira, die gerade den Abschluss in Dokumentarfotografie an der University of South Wales, Newport macht.
Lua Ribeir erforscht die Urinstinkte des Menschen als anthropologische Konstante. In ihren Fotografien untersucht sie aktuelle Tabus der modernen, westlichen Gesellschaft und nonkonforme Verhaltensweisen unter den Aspekten, Andersartigkeit, Leidenschaft, Rasse, Kultur und Politik. In der Serie „Noises in the Blood“ taucht sie in die Welt des „Dancehall“ ein.
„Dancehall“ entstand in den 1940er-Jahren in Jamaica als subkulturelle Bewegung der Bewohner der Innenstadt Kingstons, denen der Zutritt zu großen Tanzpartys, sogenannte Dances in Uptown Kingston verweigert wurde. Beeinflusst von afrikanischen Rhythmen, der Reggae Kultur und „American Gangster“ Attitüden (u.a.), ist Dancehall heute ein Kulturraum für Musik, Lyrics, Tanz und Fashion. Sprechgesang auf Patois (das jamaikanische Kreolisch) wird mit partytauglicher, beat- und basslastiger Musik kombiniert. Seine „schmutzige Sprache“ und die, mit viel Sorgfalt hergestellten, extrem provokativen und farbenfrohen Outfits und Perücken erheben sich gegen moralische Werte und gesellschaftliche Konventionen. Frauen und Männer inszenieren in diesem Ritual ihre Sexualität in einer zweideutigen Atmosphäre von Abscheu und Verlangen. Insbesondere Frauen präsentieren ihre Körperbeherrschung und stellen sich gekonnt mit erotischen Becken-Bewegungen zur Schau. Von der Oberschicht oft vereinfacht als vulgär und misogyn dargestellt, verzeichnen die Höhepunkte des Dancehall jedoch Momente von tiefer Trance, Gewalt, Sex und Drama. Ergriffen vom Konzept dieses Rituals, wird Dancehall zu einem spezifischen kulturellen Verständnis universaler Themen.
In „Noises in the Blood“ findet Dancehall an gewöhnlichen Orten Großbritanniens statt, in Eigenheimen, Parks oder Clubs. Die jamaikanische Community in Großbritannien pflegt ihre Tradition und Identität in einem Land, das sie einst versklavt und kolonisiert hat. Das kulturelle Netzwerk zwischen beiden Ländern führt dazu, dass sich die jamaikanische Folklore auch in der britischen Gesellschaft weiter entfaltet.
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