Zum 40-jährigen Bestehen der Kölner Fotoagentur laif zeigt ab 12. März 2022 eine Ausstellung im MAKK, Museum für angewandte Kunst Köln, insgesamt 40 Positionen dokumentarischer und journalistischer Fotografie von 1981 bis 2021.
Die von Kurator Peter Bialobrzeski, gemeinsam mit Peter Bitzer und Manfred Linke ausgewählten Fotografen reflektieren in ihren Arbeiten die Welt anhand ihrer Konflikte und Bruchlinien, zeigen aber auch wie Kunst und Solidarität Menschen verbinden. Darüber hinaus spiegeln die Arbeiten die ästhetische Entwicklung der Dokumentarfotografie von den 1980er Jahren bis heute wider. Anhand der von der Berliner Gestalterin Sarah Fricke entwickelten und von Whitewall produzierten Präsentation werden 40 Jahre Zeitgeschichte lebendig.
„Thematisierten die Fotografen der ersten Stunde die Proteste gegen Kernkraft, Aufrüstung und Flughafenerweiterungen noch klassisch, schwarz-weiß und sehr dicht am Geschehen, gerät in den 1990er Jahren, analog zu den technischen Reproduktionsmöglichkeiten der Presse, die Farbfotografie in den Vordergrund”, so Peter Bialobrzeski.
Die Ausstellung, chronologisch aufbereitet, wird eingeleitet von den Arbeiten zweier Mitbegründer der Agentur, Manfred Linke und Günter Beer, gefolgt von künstlerisch-dokumentarischen Bild-Textarbeiten zu Menschen an der Berliner Mauer von Bettina Flitner (1990). Katharina Bosse portraitiert in ihrer Arbeit „Surface Tension“ oft Frauen weltweit (1997), während Michael Lange eine experimentelle Arbeit über Los Angeles präsentiert, fotografiert auf schwarz-weißem Polaroid Dia-Film, die als Hommage an den „Film Noir“ gelesen werden kann (1999).
Henrik Spohler dokumentiert in „The Third Day“ kühl, distanziert, mit hoher bildnerischer Qualität, wie heute die Agrarindustrie Lebensmittel weltweit anbaut (2012). Sandra Hoyn besucht ein Bordell in Bangladesch und nimmt Anteil am Schicksal der Frauen und Mädchen dort (2015). Am Ende schließt sich der Kreis und die Fotografen richten ihren Blick wieder auf Deutschland. Hannes Jung liefert eine Reportage über die Neue Rechte mit fast demagogischer Wirkung (2017), während Andreas Herzau seine Langzeitarbeit über Kanzlerin Merkel in subjektiv kombinierten Bildausschnitten 2018 erstmals komplett als Buch vorlegt. David Klammer wird 2019 zu einem ständigen Chronisten des Widerstands gegen die Abholzung des Hambacher Waldes. 2020 schließlich fährt der junge Ingmar Björn Nolting kreuz und quer durch Deutschland und schafft ein einmaliges, zu Recht mehrfach preisgekröntes Zeugnis der Corona-Krise. Den Abschluss bildet das Jahr 2021 mit der Flutkatastrophe im Westen des Landes.
„Die Positionen sind alle einem Jahr zwischen der Gründung von laif 1981 und heute zugeordnet. Sie sind entweder in dem jeweiligen Jahr entstanden, prominent veröffentlicht, ausgestellt worden oder gewannen einen wichtigen Preis. Sie repräsentieren, wofür die Agentur steht und bilden gleichzeitig die Vielfalt und die Entwicklung dokumentarischer und journalistischer Fotografie von 1981 bis 2021 ab“, erklärt laif Geschäftsführerin Silke Frigge.
Die Agentur laif wurde 1981 von den vier Fotografen Günter Beer, Jürgen Bindrim, Manfred Linke und Guenay Ulutuncok in der Kölner Südstadt gegründet und vertritt heute mehr als 400 Fotografen weltweit, darunter zahlreiche World Press- und Pulitzer-Preisträger. Mit dem Vertrieb von Bildlizenzen hochwertiger Fotoproduktionen und der Vermittlung von Editorial und Corporate Shootings, besonders im internationalen Kontext, gehört laif zu den führenden Bildagenturen Deutschlands. laif repräsentiert darüber hinaus mehr als 40 internationale Partneragenturen im deutschsprachigen Raum und ist Syndicationpartner der New York Times.
Zur Ausstellung präsentiert ProfiFoto in seiner März-Ausgabe 2022 einen sechseitigen Beitrag und lässt dabei einige der wichtigsten Positionen aus 40 Jahren Revue passieren.
Foto oben: Bettina Flitner/laif, Reportage aus dem Niemandsland, Grenzstreifen der Berliner Mauer, 1990