Am Sonntag, dem 31. Oktober 2021, hätte Helmut Newton seinen 101. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass bringt TASCHEN das Buch zur aktuellen, internationalen Newton- Ausstellungstournee „Helmut Newton. Legacy“ heraus, das Highlights, aber auch zahlreiche Wiederentdeckungen eines fotografischen Œuvres präsentiert, das als eines der meistveröffentlichten aller Zeiten gilt.
Helmut Newton (1920–2004) war ein ungemein produktiver Schöpfer von Bildern und ein wahrer Visionär. Das jetzt erschienene Buch zur aktuellen Ausstellung in der Helmut Newton Stiftung Berlin (noch bis zum 22. Mai 2022 zu sehen) zollt ihm und seinem bleibenden Einfluss auf die moderne Fotografie und bildende Kunst Tribut.
Das fotografische Œuvre des Visionärs umspannt mehr als fünf Jahrzehnte, sucht in seiner Bandbreite seinesgleichen und erreichte durch Veröffentlichung in Magazinen wie Vogue und Elle Millionen Leserinnen und Leser.
Für „Helmut Newton. Legacy“ wurde das Archiv komplett gesichtet und Tausende Kontaktabzüge entdeckt, auf denen sich Markierungen finden, die auf Newtons persönliche Auswahl verweisen. Ausgewählte Notizbücher mit seinen Bildideen, Polaroids und Kontaktbögen finden sich hier erstmals in Buchform. So kann man jetzt noch tiefer in die kreativen Schaffensprozesse dieses Fotografen einsteigen. Newton wollte eine führende Persönlichkeit in der Modefotografie werden – durch sein Selbstbewusstsein und Talent, mit unermüdlichem Fleiß, einer großen Portion Chuzpe und seiner visuellen Überzeugungskraft ist ihm dies gelungen.
In seinem Werk überwand Helmut Newton die Grenzen aller Genres. Dadurch verlieh er seiner Modefotografie dieselbe stilvolle Eleganz und das voyeuristische Element, das auch seine Porträts und seine Glamouraufnahmen auszeichnet. Schon sehr früh ließ er die gängige Praxis in der Modefotografie hinter sich und löste die Grenzen zwischen Realität und Illusion auf, sodass seine Bilder durch einen surrealistischen Touch oder auch durch einen Moment des Suspense à la Alfred Hitchcock gekennzeichnet sind.
Newtons klare Ästhetik prägt alle Bereiche seines Werks, insbesondere aber seine Mode-, seine Porträt- und seine Aktfotografie. Dabei ging Newton über das narrativ Herkömmliche hinaus, seine Fashionfotografie zeichnet sich nicht nur durch üppige Eleganz und subtile Verführung aus, sondern auch durch kulturelle Bezüge und einen überraschenden Sinn für Humor.
In den 1990er-Jahren arbeitete Newton für deutsche, amerikanische, italienische, französische und russische Ausgaben der Vogue, und zwar vorwiegend in Monte Carlo und Umgebung, wo er ab 1981 lebte. Er verwandelte Locations wie seine eigene Garage oder Baustellen zu einer mal kontrastierenden, mal ausgesprochen minimalistischen Bühne, um darauf das exzentrische Leben der Schönen und Reichen in ausgefallenen Szenarien und aufgeladen mit Erotik und Eleganz abzubilden. Das Rampenlicht gehörte dabei den Frauen vor seiner Kamera, darunter Persönlichkeiten wie Catherine Deneuve, Liz Taylor und Charlotte Rampling, sodass sein Werk sowohl als Dokumentation der sich wandelnden Rolle der Frau in der westlichen Welt, als auch als Kommentar dazu verstanden werden kann.
*TASCHEN, Helmut Newton. Legacy, Hrsg. Matthias Harder, Philippe Garner, Hardcover, 24 x 34 cm, 3,04 kg, 424 Seiten, Preis 80 Euro