Im Alter von 96 Jahren verstarb der Fotograf Arnold Odermatt am 19. Juni 2021 in seinem Heimatort Stans.
Arnold Odermatt war ein Schweizer Polizist und Fotograf. 1948 trat er in die Nidwaldner Polizei ein. Unfallorte, zu denen er gerufen wurde, fotografierte er mit einer Rolleiflex, um das polizeiliche Protokoll mit Fotos zu ergänzen. In einer alten Toilette des Wachtpostens in Stans richtete er eine provisorische Dunkelkammer ein. Als die Wache Jahre später in ein neues Gebäude umzog, erhielt der vielleicht erste Polizeifotograf der Schweiz ein eigenes Labor.
Sein Vorbild war der Magnum-Fotograf Werner Bischof. Er traf ihn zufällig – ohne ihn zu erkennen –, als er bei einem Sicherheitseinsatz auf dem Bürgenstock den Schauspieler Charlie Chaplin fotografieren wollte. Odermatts eigener Stil war geprägt von strenger Sachlichkeit und konsequenter Reduktion auf das Wesentliche. Der spartanische sprachliche Ausdruck, der seine Polizeiberichte auszeichnete, findet sich auch in Odermatts Aufnahmen. Die handwerkliche Meisterschaft ist unbestreitbar, nichts Wichtiges entging seinem fotografischen Auge. In Karambolage, seiner bekanntesten Werkgruppe, sind nicht die versehrten Opfer zu sehen, sondern Autowracks als der Realität entrückte, surreale Schrottskulpturen.
Vierzig Jahre lang hielt Odermatt den Nidwaldner Polizeialltag in Fotos fest. Nur gelegentlich interessierte sich die Lokalpresse, das Gericht oder eine Versicherung für seine Aufnahmen. Anfang der 1990er-Jahre wurden seine Fotografien von seinem Sohn, dem Regisseur Urs Odermatt, bei den Recherchen zu dessen Spielfilm Wachtmeister Zumbühl entdeckt und zu einem zentralen Thema der Geschichte gemacht. Urs Odermatt stellte die Arbeiten zu den Werkgruppen Karambolage, Im Dienst, In zivil, Feierabend und Die Nidwaldner zusammen und gibt seither das Werk heraus.