ProfiFoto veröffentlicht regelmäßig Kamera-Labortests von Image Engineerung, die im Auftrag der Technical Image Presse Association, TIPA, erstellt werden. Für diese extrem aufwändigen Tests wurden jetzt die Wertungskriterien und Testcharts aktualisiert.
Seit 2017 testet das international renommierte Testlabor Image Engineering Kameras im Auftrag der TIPA. In den letzten vier Jahren blieb der dabei zugrunde liegende Teststandard weitgehend unverändert, um eine Vergleichbarkeit der Testergebnisse beziehungsweise der erzielten Punktzahl zu gewährleisten. Die kontinuierlich fortschreitende Entwicklung der Digitalkameratechnologie und der Features seit Einführung des Testverfahrens hat jetzt eine Anpassung erforderlich gemacht, damit die Testergebnisse auch zukünftig aussagefähig bleiben.
Foto- und Video-Scores
Durch die Aktualisierung des Wertungsverfahrens der Labortests ist die erzielbare Punktzahl für Kameras im neuen Testverfahren allerdings anders als bislang. Der wesentliche Unterschied: Das bis Ende 2020 verwendete Bewertungssystem ergab eine einzige Wertnote, die Punkte für die Foto- und Videobildqualität, für das Handling und die technischen Features kombinierte. Seit Anfang 2021 werden stattdessen zwei separate Scores aus unterschiedlichen Kriterien berechnet. Die neuen und alten Testergebnisse können daher nicht ohne weiteres verglichen werden.
Während bislang die Bewertung der Bildqualität einer getesteten Kamera auf den kombinierten Testergebnissen der Foto- und Videoqualität basierte, weisen die Tests jetzt ein differenzierte Bewertung beider Features aus.
Eine wesentliche Verbesserung in der neuen Bewertungsstruktur besteht darin, dass eine Kamera ohne Videofunktion eine aussagekräftige Bewertung der Fotoqualität erhält, obwohl sie 0 Punkte für die Videobewertung bekommt.
Tranparenz
Jede der beiden neuen Bewertungen basiert auf mehreren Kriterien. So fließt neben der gemessenen Bildqualität (50%) die ermittelte Geschwindigkeit (20%), das Handling (20%) und zu 15% die gebotenen technischen Eigenschaften in die Bewertung ein.
Die ersten beiden Kriterien beruhen dabei auf objektiven Messungen im Labor unter kontrollierten Bedingungen. So umfasst die Bildqualität die im Labor getesteten Eigenschaften wie Auflösung und Detailwiedergabe, Dynamikumfang und Schärfe.
Der Speed-Score spiegelt die Autofokuszeit im Live View und bei Verwendung des Suchers sowie die Serienbildgeschwindigkeit wider. Die anderen Wertungen der Foto-Features basieren auf der subjektiven Beurteilung anhand einer standardisierten Liste von Merkmalen wie der Handhabung, Menüorganisation, der Funktionstasten und der Bedienlogik, des Suchers und des Monitors sowie vieler weiterer Merkmale.
Der vierte Wertungsbereich für die Ausstattung wird aus einer Checkliste abgeleitet, die die technischen Möglichkeiten der Kamera widerspiegelt. Diese Merkmale werden in erster Linie aus den technischen Daten entnommen und im praktischen Einsatz der Kamera verifiziert.
Die Videobewertung basiert auf drei Kriterien: der Bildqualität (analysiert werden Einzelbilder aus Videos, die unter kontrollierten Bedingungen aufgenommen wurden), das Handling im Videomodus und den Videospezifikationen. Diese Kriterien werden analog zu den Fotowertungen gewichtet: 70% macht die Video-Bildqualität aus, 15% das Handling und 15% entfallen auf die Spezifikationen.
Klarere Testurteile
Der erste Test, der nach diesen neuen Kriterien in ProfiFoto erschienen ist, ist der der Nikon Z7 II in der März-Ausgabe 2021. Bis dahin wurde zum Beispiel bei der Videobildqualität mit 15 % und die Fotobildqualität mit 85 % gewichtet, um eine kombinierte Bewertung der Bildqualität zu erhalten, die ihrerseits 50 % zur Gesamtnote beitrug. Der alte TIPA-Score spiegelte somit die kombinierte Leistung einer Kamera und deren Eigenschaften wider, die sich sowohl auf die Video-, als auch auf die Standbildfotografie bezogen. Nach dem bis Ende 2020 angewendeten Bewertungsschema hätte die Nikon Z7 II somit eine Gesamtwertung von 76,3 Punkten erzielt, während nach der aktuellen Wertung 77 Punkte für die Foto- und 80,6 Punkte für die Videowertung der Kamera ausgewiesen werden.
Neues Testchart
Die Tests der Bildqualität sowohl für Fotos, als auch für Videos, werden jetzt außerdem anhand eines optimierten Testcharts ermittelt. Das Chart wurde aktualisiert, um die Entwicklung der digitalen Technologie widerzuspiegeln und entspricht der ISO19093. Eine wesentliche Verbesserung besteht darin, dass es den Einfluss des verwendeten Objektivs (zum Beispiel durch Verzeichnung, Vignettierung, Auflösungsverlust außerhalb der Mitte) besser berücksichtigt.
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