Patrick Junker (*1991) ist freier Fotograf in Stuttgart. Er studiert Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. Für sein Projekt „Mutter ohne Kind“ wurde er unter anderem mit den ProfiFoto New Talent Award – powered by Canon – ausgezeichnet, mit dem er auch zu den Finalisten beim BFF Förderpreis 2020 zählte.
Der Fotograf arbeitet für die Zeit, den Spiegel, Stern, Brandeins, Capital, Wirtschaftswoche, Handelsblatt, GEO Wissen und die F.A.Z.
Mit seinen Langzeitreportagen möchte er Verständnis für sensible Themen schaffen. „Nadine und ihr Mann Michael sind zwei von etwa 100.000 Kleinwüchsigen in Deutschland. Sie versuchen seit 2017, ein Kind zu bekommen“, so Patrick Junker. „Nadine war bereits dreimal schwanger, hat das Krankenhaus aber noch nie mit ihrem Baby verlassen. Ihre drei Söhne hatten homozygote Achondroplasie, die doppelte Form des Kleinwuchses. Bei einem kleinwüchsigen Paar besteht ein Risiko von 25 Prozent, dass das Kind nicht lebensfähig ist. Mittlerweile setzt das Paar alle Hoffnung auf künstliche Befruchtung, auch wenn die beiden noch um ihre Söhne trauern. Der Antrag für eine Präimplantationsdiagnostik wurde bereits von der Ethikkommission genehmigt. Die beiden haben entschieden, dass kein Embryo mit Kleinwuchs oder doppeltem Kleinwuchs eingepflanzt werden soll.“
Der Fotograf begleitet das Paar dabei, wie es versucht, sich seinen Traum vom eigenen Kind zu erfüllen. „Ich arbeite bereits seit vier Jahren an der Geschichte von Nadine und Michael. Durch Nadines ältere Schwester habe ich sie und ihre Familie bereits kennengelernt, bevor ich aktiv mit dem Fotografieren begonnen habe. Anfangs wollte ich eine Geschichte über den Alltag von Nadine fotografieren, da mich ihre positive und selbstbewusste Art beeindruckt hat. Nach etwa zwei Jahren musste ich mich auf andere Projekte, Studium und die ersten Aufträge konzentrieren. Ende 2018 ist Nadine auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich die Geburt ihres dritten Sohnes Filip fotografieren kann. Mit den Bildern konnte ich ihr eine Erinnerung an das kurze Leben ihres Sohnes schenken und gemeinsam mit ihr auf das Thema Totgeburt aufmerksam machen. Nadine schreibt einen Blog, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten und mit Müttern zu teilen, die ähnliches erlebt haben“, so Patrick Junker, der mit Hilfe des ProfiFoto New Talent Awards die Möglichkeit nutzen konnte, während des intensiven Prozesses der künstlichen Befruchtung mehr Zeit mit Nadine und Michael zu verbringen und so besonders intime Momente zu fotografieren.
New Talent Award
Zweimal jährlich bietet der von Canon und ProfiFoto in Kooperation mit der Bildagentur Laif und Whitewall ausgeschriebene New Talent Award Fotografinnen und Fotografen die Chance, bei der Umsetzung ihrer „Bilder im Kopf“ Unterstützung zu finden. Das aus dem >Canon Profifoto Förderpreis< weiterentwickelte Konzept öffnet den Wettbewerb für die zahlreichen Quereinsteiger in die professionelle Fotografie. Teilnehmen können alle, die professionell in der Fotografie oder artverwandten Berufsgruppen tätig sind, gleich welchen Alters und egal ob haupt- oder nebenberuflich. Die mit 3.500 Euro jährlich dotierte Auszeichnung wird alle sechs Monate von einer renommierten Jury an fünf Bewerber vergeben, deren fotografische Handschrift überzeugt und die mit ihren Konzepten neugierig machen auf mehr. Unter den insgesamt zehn Siegerarbeiten der jährlich zwei Wettbewerbs-Abschnitte ermittelt die Jury die drei besten Arbeiten. Diese erhalten Geldpreise in Höhe von insgesamt 3.500 Euro (1. Platz 2.000, 2. Platz 1.000, 3. Platz 500 Euro). Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen:
- Am 20.05.2017 heiraten Nadine und Michael. Zu diesem Zeitpunkt wissen sie bereits, dass Nadine im ersten Monat schwanger ist. Die Nachricht behalten sie noch für sich, das Risiko einer Fehlgeburt ist zu diesem Zeitpunkt noch zu groß.
- Nadine ist unter der Dusche, um die Wehen besser veratmen zu können. Vor etwa 20 Stunden wurde die Geburt eingeleitet.
- Nadines Mutter Christina steht ihr bei der Geburt bei. Trotz der Schmerzmittel ist die Situation für Nadine unerträglich. Sie hat die Gewissheit, dass ihr Kind nur wenige Stunden leben wird.
- Michael vor einer Disco in einem Ferienort in Kroatien. Michael ist seit Dezember 2018 querschnittsgelähmt. Er wurde im Juni 2019 aus der Reha entlassen. Er ist mit der Familie seiner Frau in Urlaub gefahren. Michael muss sich noch an die neuen Umstände gewöhnen. Der erste Urlaub war für ihn und seine Frau mehr Anstrengung als Entspanung.
- „Alles was ich will, ist so eine gute Mutter zu sein, wie meine Mama. Nur weniger nachtragend.“ Schreibt Nadine auf ihrem Blog https://mama-ohne-kind.com.
- Nadine und Michael stecken ihre Hoffung jetzt in eine Präimplantaldiagnostik. Dabei wird der Embryo auf Erbkrankheiten untersucht, bevor er in die Gebärmutter eingesetzt wird.