Europas höchstes Fotofestival mit internationalen und nationalen Persönlichkeiten der Fotoszene.
Auch 2020 soll sich in der südlichsten Gemeinde Deutschlands trotz Corona Krise beim 8. Oberstdorfer Fotogipfel vom 1. bis 5. Juli unter dem Motto SPORT wieder alles rund um das Thema Fotografie drehen. Schirmherrin ist die Modefotografin Esther Haase.
ProfiFoto: Esther, was verbindest Du als Schirmherrin des Oberstdorfer Fotogipfels 2020 persönlich mit dem Festival-Thema Sport?
Esther Haase: Zwischen meinem Vierten und 15. Lebensjahr war ich – gemeinsam mit meiner Schwester – Leistungssportlerin. Eiskunstlauf und Rollkunstlauf. Zum Training ging es nach Oberstdorf. Ich habe den Sport geliebt und liebe ihn auch heute noch. Entsprechend viel verbinde ich mit dem Ort im Oberallgäu. In paradiesischer Umgebung besuchte ich das Trainingslager und war als gebürtige Norddeutsche verzaubert von der märchenhaften Landschaft. Somit ist der Oberstdorfer Fotogipfel 2020 auch eine Reise zurück in meine Vergangenheit. Ich fing hier als Sportlerin an – und kehre als Profi-Fotografin zurück. So schließt sich der Kreis. Ein besonderes Déjà-vu. Darüber hinaus freut es mich sehr, dass ich mit so hochkarätigen Schirmherrinnen und -herren wie etwa F. C. Gundlach, Joachim Baldauf und Ellen von Unwerth in einer Reihe zu stehen.
ProfiFoto: Welche Erwartungen hast du an den Oberstdorfer Fotogipfel?
Esther Haase: Ich freue mich wahnsinnig auf meine Ausstellung auf dem Nebelhorn. Auf 2224 Meter Höhe Bilder zu präsentieren ist außergewöhnlich und spektakulär. Eine einmalige Location in einer einmaligen Umgebung. Aber auch der kollegiale Austausch, wie zum Beispiel mit Kristian Schuller und Joachim Baldauf im letzten Jahr war toll, und somit wird auch 2020 bestimmt wieder etwas besonders werden. Sich in einer so einzigartigen Gegend mit anderen Fotobegeisterten zu unterhalten hat seinen ganz besonderen Reiz.
ProfiFoto: Auf was können die Besucher des Fotogipfels sich bei dir freuen?
Esther Haase: Der Oberstdorfer Fotogipfel bietet nicht nur viele Ausstellungen von tollen Fotografen und Fotografinnen, sondern auch eine einmalige Gelegenheit zum gemeinsamen Gespräch und zum Neuen entdecken. Ein kreatives ‚Get together‘ mit spannenden Diskussionen rund um die Fotografie. Und das in einer beeindruckenden Natur. Ein einmaliger Mix. Man hat eine schöne Zeit zusammen, fast wie ein kleiner Urlaub. Sehen, erfahren, erleben. Zudem gibt es für alle Interessierten fantastische Workshops, bei denen jeder etwas für sich mitnehmen kann. Besser geht es nicht.
ProfiFoto: Wie inspirierst du dich?
Esther Haase: Ich gehe mit offenen Augen durch das Leben. Als Fotografin bin ich eine Person des Auges. Ich beobachte Menschen, gehe ins Theater, besuche Ausstellungen, schaue Filme, lese Magazine oder surfe auf Pinterest, Instagram und Google. Ich lasse mich jeden Tag inspirieren. Jederzeit und überall. Man muss nur hinsehen.
ProfiFoto: Du bist seit 1993 als Fotografin tätig. Wie kam es damals zu der Entscheidung?
Esther Haase: Bis zu meinem 15. Lebensjahr war ich Leistungssportlerin, danach einige Jahre professionelle Tänzerin. Zur Fotografie kam ich durch meine Eltern. Ferner komme ich aus einem sehr künstlerischen Haushalt. Aufgewachsen bin ich über einem Atelier. Der Wechsel vom Tanz zur Fotografie war unter dem Strich naheliegend. Denn beides ist sich ähnlich. Es geht um Bewegung, den richtigen Moment, Emotionen, Mimik, Licht, Inszenierung und mehr. Die gleiche Leidenschaft empfinde ich für die Fotografie. Eine perfekte Weiterentwicklung.
ProfiFoto: Du giltst als eine der renommiertesten Modefotografinnen der Gegenwart. Menschen stehen bei dir im Fokus. Was fasziniert dich dabei besonders?
Esther Haase: Die Zusammenarbeit ist ein wichtiger Aspekt. Aber auch die Inszenierung an sich macht mir unglaublich Spaß. Ich kann meine Gedanken und Träume dank der Fotografie visualisieren. Eine inspirierende Atmosphäre. Das gemeinsam erreichte Ergebnis ist ein toller Moment.
ProfiFoto: Hat sich die professionelle Fotografie deiner Meinung nach verändert?
Esther Haase: Die Digitalisierung hat ganz neue Möglichkeiten erschaffen. Eine fotografische Revolution, die die Grenzen der analogen Fotografie gesprengt hat. Die Quantität wurde extrem gesteigert, was aber nicht immer Hand in Hand mit der Qualität geht. Darüber hinaus gibt es in der digitalen Bildbearbeitung unendliche Möglichkeiten, die Aufnahmen weiter zu entwickeln. Die Nachvollziehbarkeit, wie es sie bei analoger Fotografie gab, existiert nicht mehr. Natürlich wurden auch analoge Bilder schon immer manipuliert, aber mit den heutigen unendlichen Möglichkeiten bedarf es immer besserer Fotografen, die mit dieser Grenzenlosigkeit professionell umgehen können. Darüber hinaus haben sich die Bedürfnisse der Konsumenten und Rezipienten erheblich durch Social-Media-Plattformen verändert. Spannende Themen, über die wir in Oberstdorf diskutieren sollten.
ProfiFoto: Was bedeutet für dich Fotografie?
Esther Haase: Die Fotografie ist in ihrer Bedeutung noch wichtiger als früher. Praktisch die gesamte Kommunikation läuft visuell. Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Und folglich ist die Fotografie heute auch bedeutender – und schneller – als jemals zuvor.
ProfiFoto: Und wo findet man dich, wenn du nicht hinter in der Kamera stehst?
Esther Haase: Beim Sport. Ich laufe, mache Yoga, tanze oder bin mit unserem Hund Joe unterwegs. Zudem reise ich mit meiner Familie zwischen Berlin, Hamburg und London hin und her, schaue Ausstellungen an, treffe Freunde, sehe Filme oder gehe aus. Wenn es mein beruflicher Alltag erlaubt. Denn meist bin ich oft unterwegs und lebe aus meinem Koffer. Doch zum Glück habe ich keinen Beruf, sondern eine Berufung.
ProfiFoto: Esther, vielen Dank für das Gespräch.
Esther Haase: Wer noch einen der begehrten Workshop-Plätze im Rahmen des Oberstdorfer Fotogipfels buchen möchte, muss schnell sein, da bereits jetzt einige Workshops ausgebucht sind. Die Themen reichen von Bildbearbeitung, Landschaftsfotografie über Portrait bis hin zu Studiofotografie.
www.fotogipfel-oberstdorf.de/workshops